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067 - Der Redner

067 - Der Redner

Titel: 067 - Der Redner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Pauline ratlos.
    »Sehen Sie sich das einmal an.« Sie zeigte aus dem Fenster auf den kleinen Hof, der hinter dem Haus lag.
    Dort befand sich eine Mauer, die kaum mehr als zwei Meter hoch war.
    »Jeder kann doch über die Mauer klettern und im Handumdrehen durch das Fenster steigen. Nicht einmal Alarmglocken hat er anbringen lassen. Manchmal fürchte ich mich tatsächlich zu Tode. Mein Vater hat zwar einen Revolver, aber ich glaube, wenn es darauf ankommt, gebraucht er ihn nicht einmal.«
    »Er sollte Sie nicht allein lassen«, erwiderte Mark kopfschüttelnd. »Wer schläft denn außer Ihnen noch im Haus?«
    Er erfuhr, daß das junge Dienstmädchen im Erdgeschoß eine Stube hatte, aber sie war, selbst so furchtsam, daß sie sich jede Nacht einschloß. Außerdem wohnte noch ein ziemlich alter Portier im Souterrain.
    »Natürlich haben wir Telefon, aber das ist hier unten in diesem Zimmer. Was soll ich machen, wenn ich nachts aufwache und höre, daß Leute im Laden sind?«
    »Furchtbar einfach - Sie reißen das Fenster auf und rufen um Hilfe.«
    »Dazu hätte ich wohl kaum den Mut«, sagte sie zitternd. »Ich glaube, ich würde den Kopf unter die Decke stecken und warten, bis sie gegangen sind.«
    Mark blieb noch eine Stunde. Als er das Haus verließ, bemerkte er zu seinem Schrecken, daß auf der anderen Seite der Straße ein Beamter von Scotland Yard stand, und zwar einer der besten Leute des Chefinspektors Rater.
    Mark ging einige Schritte weiter und hoffte, daß er nicht beobachtet worden war. Aber nach kurzer Zeit traf er einen zweiten Detektiv. Er stieß beinahe mit ihm zusammen und wurde erkannt.
    »Hallo Mark«, sagte der Mann freundlich. »Haben Sie Einkäufe gemacht?«
    Die vertrauliche Anrede beleidigte Mr. Lings Feingefühl. Er war noch niemals in den Händen der Polizei gewesen, und wenn er auch unter noch so großem Verdacht stehen mochte, hatte doch ein seiner Meinung nach drittklassiger Detektiv noch nicht das Recht, ihn beim Vornamen anzureden. Es war wirklich Zeit, den Schauplatz seiner Tätigkeit in ein anderes Land zu verlegen, wo sich die Polizei höflicher benahm. Ohne ein Wort zu erwidern, ging er weiter.
    Am Abend fuhr er nach Marlow, suchte dort das Wichtigste zusammen und kehrte wieder in seine Londoner Wohnung zurück. Hier packte er einen Koffer und schickte ihn durch einen Träger zur Aufbewahrung auf den Bahnhof.
    Es war eigentlich nicht seine Absicht gewesen, England allein zu verlassen, aber Miss Eddering hatte merkwürdig altmodische Ansichten und glaubte nicht, daß ein junges Mädchen allein mit ihrem Freund nach Belgien und Frankreich reisen könnte. Es wäre ihm vielleicht gelungen, sie trotzdem zu überreden, aber jetzt hatte sich die Lage geändert. Wenn die Polizei ihn verfolgte, war Pauline höchstens ein Hindernis für ihn.
    Am nächsten Nachmittag traf er sie und stellte mit Befriedigung fest, daß er seine Pläne nicht zu ändern brauchte. Mr. Eddering fuhr nicht am Freitag, sondern schon am Mittwoch nach Manchester. Das paßte Mark vorzüglich, denn er hatte für Donnerstag eine Kabine belegt.
    »Ich habe mich entschlossen, am Donnerstag nicht im Hause zu bleiben«, sagte sie. »Nach Ladenschluß gehe ich zu einer Freundin. Ich könnte es nicht allein aushalten.«
    »Hoffentlich hat Ihr Vater einen besonderen Wachtmann für die Nacht engagiert, wenn Sie fortgehen«, erwiderte er in scheinbar besorgtem Ton.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Er ist schrecklich geizig. Es ist mir sehr unangenehm, daß ich das von meinem eigenen Vater sagen muß. Er verläßt sich auf diesen alten, schwachen Safe.« - Am Abend klingelte es an Mark Lings Wohnungstür, und er ging selbst, um nachzusehen. Als er öffnete, sah er den einzigen Mann in der Welt vor sich, dem er nicht begegnen wollte.
    »Kann ich näher treten?« fragte der Redner.
    Mark machte die Tür weiter auf und ließ Mr. Rater ein. Er mußte seine ganze Willenskraft zusammennehmen, um sich nicht von hinten auf den Mann zu stürzen, als er ihm ins Wohnzimmer folgte.
    »Ganz allein?« erkundigte sich Mr. Rater.
    Mark nickte.
    »Ich wollte Sie einmal wegen der Couper-Brillanten fragen.«
    »Sie wissen doch ganz genau, daß ich mit der Sache nichts zu tun habe«, erwiderte Mark grinsend. »Ich habe mich noch nie an solchen unsauberen Geschichten beteiligt. Warum die Polizei auf den Gedanken gekommen ist, daß ich ein Verbrecher bin, kann ich überhaupt nicht verstehen. Ich bin doch noch niemals verhaftet worden ...«
    »Die meisten

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