067 - Monster-Bestie Gorho
dringend restauriert werden müssen:
Aber das kostete Geld, und Pedro hatte nichts. Genauer gesagt: Er wollte es für
andere Sachen ausgeben. Das Aussehen des Hauses täuschte darüber hinweg, daß er
nicht so arm war, wie das nach außen hin aussah. Pedro Managua verdiente
manchen Sol an der Vermittlung. Geschäfte, die hier in seiner Wirtschaft
abgewickelt wurden.
Als Hehler gab es keinen besseren als Pedro Managua: Er
hatte Kontakte zu allen und jeden, beschaffte und verkaufte alles.
Bibbernd passierte Rafael de Criola den dämmrigen Korridor,
hockte sich dann auf ein mit einer schäbigen Matratze ausgestattetes
Bettgestell, und Managua warf seinem Besucher eine löchrige Wolldecke über und
goß ihm wortlos ein Trinkglas voll Pisco. Mit klammen Fingern setzte de Criola
das Glas an die Lippen und schüttelte den scharfen Schnaps die Kehle hinab,
ohne zu schlucken.
»Das tut gut«, sagte er schließlich krächzend und
schüttelte sich. »Das wärmt.«
»Spuck aus, was passiert ist!« Pedro Managua setzte sich
kurz entschlossen auf den Tisch neben dem Fenster, das er wieder geschlossen
hatte, ließ die Beine baumeln und griff nach einer langen Holzpfeife, die an
der Wand hing.
De Criola berichtete stockend von seinem Eindringen in
das Haus des Arabers und - von den unvorstellbaren Reichtümern, die dieser Mann
zusammengetragen hatte.
»Und mitgebracht hast du nichts davon?« fragte Pedro
Managua.
»Ich hatte es zusammengepackt, alles in einem Sack. Ich
hab ihn im Haus zurückgelassen«, sagte de Criola schwach. Pedro Managua ließ
seinen Besucher nicht aus den Augen. De Criola war nervös, überreizt und
verhielt sich fremd.
Pedro Managua gefiel das gar nicht. »Wenn irgendeine
Schweinerei passiert ist, dann ist es besser, du gehst wieder.«
»Du brauchst keine Angst zu haben«. schüttelte Rafael de
Criola den Kopf. »Ich bin nicht auf direktem Weg hier hergekommen. Ich hätte
längst da sein können. Aber ich konnte nicht. Ich mußte mit mir selbst ins
reine kommen!« Er berichtete von den unheimlichen Vorfällen und vom Tod seines
Bruders.
»Das kann nicht sein«, murmelte Pedro Managua. »Du
phantasierst! Du hast zuviel getrunken!«
»Ich habe diese Bestie selbst gesehen! Nicolas steckte in
dem schwarzen, geleeartigen Körper, der sich immer weiter über ihn stülpte.
Seine Hand kam noch mal zum Vorschein und legte sich im Todeskampf auf mein
Gesicht. Dann spürte ich die andere Hand, die das Ungetüm abwehren wollte. Ich
entriß Nicolas den Dolch und stach blindlings zu. Auf einmal löste sich ein Arm
von mir, ich fühlte festen Boden unter den Füßen.
Meine Haut brannte wie Feuer, als wäre ich in Säure
gefallen.
Es muß auf den Kontakt mit dem Monster zurückzuführen
sein, dem ich in dem Spukhaus begegnet bin.«
»Unsinn«, murmelte Pedro Managua. Seine Stimme klang
jedoch nicht überzeugt. Er sah die gerötete, narbige Haut de Criolas.
»Ich habe noch etwas, Pedro«, murmelte de Criola. Seine
Rechte verschwand in der Hosentasche. Zitternd zog er die faustdicke, etwa zehn
Zentimeter lange Skulptur hervor, die er beiläufig eingesteckt hatte, weil in
dem Beutesack kein Platz mehr gewesen war. »Das habe ich mitgenommen. Mir fällt
es gerade ein.«
Er wiegte die schwere, seidenmatte goldene Figur in der
Hand und betrachtete sie mit starren Blicken als würde er sie zum erstenmal
sehen. »Eine seltsame Figur«, konstatierte er.
»Ich habe so etwas noch nie zuvor gesehen.«
Die Skulptur stellte offensichtlich einen Götzen dar. Auf
dem gedrungenen Körper saß ein breiter, raubtierähnlicher Kopf. Das verzerrte
Gesicht war mit mehreren knotenartigen Gebilden bewachsen. Und über jedem
dieser Knoten saß ein gräßlich blickendes Auge.
»Hier, sieh es dir an«, sagte de Criola und reichte die
Figur, weiter. Im gleichen Augenblick kam ein gurgelnder Aufschrei über Rafael
de Criolas, Lippen, und seine Hand, die die Skulptur hielt, wurde wie von einem
heftigen Krampf geschüttelt. Er konnte seine Bewegungen nicht mehr unter
Kontrolle halten.
Pedro Managua sprang auf de Criola zu und hielt ihn fest.
Der Krampf war so heftig, daß der Hehler Mühe hatte, den
abgemagerten Indio zu halten.
Die steifen, knochigen Finger umschlossen die
goldschimmernde massive Skulptur, als wollten sie sie nie wieder loslassen.
De Criola war nicht in der Lage, seine Finger davon zu
lösen.
Erschöpft fiel er auf das schmutzige Bett. Sein Atem ging
schwach, sein Körper war in Schweiß gebadet, und kleine
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