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0674 - Im Höllenloch

0674 - Im Höllenloch

Titel: 0674 - Im Höllenloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gewickelt aussah. Es ging dicht über den Brüsten an und endete an den Knien. Das Haar war pechschwarz, sehr lang, aber sie hatte es mit einer Spange oder Klammer zusammengesteckt.
    Ich lächelte ihr zu, wußte aber, daß es nur mehr ein Grinsen geworden war.
    Dicht vor mir ging sie in die Hocke und schaute mich an. Ihr Gesicht war so weit von dem meinen entfernt, daß ich die Züge genau erkennen konnte.
    Sie war eine junge und auch hübsche Inderin mit großen Glutaugen, einer kleinen Nase und einem wie gemalt aussehenden Mund. Ihr Alter war schwer zu schätzen, aber sie war bereits voll entwickelt.
    »Hallo«, sagte ich leise.
    Als sie meine Stimme hörte, erschrak sie und schaute zur Tür.
    Ich nickte und redete noch leiser. »Schon verstanden, Kleine. Sag mir deinen Namen.«
    Ich wunderte mich darüber, daß sie meine Sprache verstand. Etwas holprig sagte sie: »Ich heiße Narina.«
    »Ich bin John.«
    »Danke.«
    Wofür sie sich bedankte, wußte ich nicht, sie redete auch nicht weiter, sondern beugte sich vor und strich mit beiden Händen über meine nackte Brust.
    Sie hinterließ bei mir einen Schauer. Was aussah wie eine erotische Geste, besaß einen völlig normalen Grund. Narina wollte sich das Kreuz nicht nur ansehen, sie mußte es auch anfassen, hob es an und ließ es dann auf ihre rechte Handfläche fallen, wo sie es bestaunen konnte.
    Ich ließ ihr Zeit. Mein Blick haftete auf ihrem Gesicht fest. Ich wollte jede Reaktion genau erkennen und stellte fest, daß sich ihre schönen Augen plötzlich weiteten, denn sie schien eine bestimmte Stelle des Kreuzes genau unter die Lupe genommen zu haben.
    »Was hast du?« wisperte ich.
    Sie schüttelte den Kopf, zog die Hände zur Seite, und das Kreuz prallte wieder gegen meine Brust.
    Heftig stand sie auf.
    »Bleib hier - bitte…«
    Stumm schüttelte Narina den Kopf. In ihren Augen las ich Angst. Sehr langsam ging sie zurück.
    Erst an der Tür drehte sie mir den Rucken zu und verschwand so rasch wie möglich.
    Ich blieb sitzen und war nicht fähig, etwas zu begreifen. Was hatte dieser Besuch der schönen Inderin gesollt? Weshalb war sie so interessiert an mir gewesen?
    Darauf konnte ich mir keinen Reim machen. Die Spannung ließ etwas bei mir nach, und ich konnte mich wieder auf die eigentlichen Dinge konzentrieren.
    Ich spurte die verdammten Stricke, die über meine Haut gerieben waren und auch hineindrückten.
    Die Beine hatte man mir nicht gefesselt, trotzdem hatte sich darin das Blut gestaut. Ich zog sie einige Male an und streckte sie wieder aus. Diese Gymnastik führte ich einige Minuten voll konzentriert durch, so daß der Kreislauf wieder die nötige Bewegung bekam.
    Die Sonne war mittlerweile weiter gewandert. Ihre Strahlen lugten nicht mehr durch dieselben Ritzen und Löcher wie bei meinem Erwachen. Ich nahm an, daß sehr bald die Dunkelheit hereinbrechen wurde. So etwas geschah in den Tropen verhältnismäßig schnell.
    Gern hätte ich die Kleine um einen Schluck Wasser gebeten. Ich hatte es leider vergessen.
    Wollte man mich hier sitzen, verhungern oder verdursten lassen? Das hätte man leichter haben können. Nein, irgend etwas hatten die Kerle mit mir vor. Dabei wußte ich nicht einmal, in wessen Hände ich gefallen war. Ich hatte ihre Gesichter nicht gesehen und nur gegen die grellbunten Masken geschaut.
    Sehr schnell wurde alles anders.
    Von draußen her drang Stimmenklang durch die dünnen Wände. Ich verstand kein Wort. Mir fiel nur auf, daß es mehrere Personen waren, die miteinander redeten oder sich gegenseitig etwas zuriefen.
    In mir verdichtete sich die Spannung. Ich stand dicht vor dem Zeitpunkt, wo die Nerven bloßlagen.
    Jemand war an der Tür. Er sprach mit einer anderen Person. Die Stimmen hörten sich dumpf an, als hätten die Sprecher etwas vor ihre Lippen geklemmt, und ich dachte automatisch an die gräßlichen Maskengesichter.
    Ich hatte mein Gesicht direkt der Tür zugewandt. Lange brauchte ich nicht mehr zu warten. Als die Stimmen der Sprecher verstummten, druckte jemand die Tür nach innen.
    Dann strömten sie herein.
    Sie waren zu viert, und sie sahen so aus, wie ich sie bei meiner ersten Begegnung in Erinnerung behalten hatte. Masken vor den Gesichtern, bewaffnet und zu allem entschlossen. So jedenfalls bauten sie sich vor mir im Halbkreis auf.
    Die Masken sahen in diesem Dämmerlicht noch schauriger aus. Sie schienen ein gewisses Leben bekommen zu haben, aber ein Leben, das aus dem Schattenreich gedrungen war. Mehr tot als

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