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0680 - Der verratene Traum

0680 - Der verratene Traum

Titel: 0680 - Der verratene Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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etwas Besonderes.
    »Du kommst keinesfalls zu spät, Bolong. Ich bin erst vor kurzem mit dem Menschen eingetroffen,« entgegnete Pata.
    »Und hat ihn direkt mit einem Wortschwall überschüttet, so wie es ihre Art ist«, fügte Willanjee hinzu.
    Das Känguru lachte erneut. »Glaub ihm kein Wort. Ich habe mich nur vorgestellt.«
    Zamorra betrachtete die drei Wesen mit wachsender Ungeduld. Schließlich räusperte er sich. »Ich möchte keinesfalls unhöflich erscheinen,« sagte er, als das Gespräch verstummte, »aber vielleicht könnten wir jetzt langsam zu dem Punkt kommen, wo mir jemand erklärt, was eigentlich los ist.«
    Bolong neigte ihren schillernden Kopf. »Du hast recht, Zamorra. Für uns hat die Zeit keine Bedeutung, deshalb vergessen wir oft, dass sie für Wesen deiner Art von großer Wichtigkeit ist. Wir wollen also nicht mehr davon verschwenden. Sag mir nun, weißt du, was die Traumzeit ist?«
    »Nein.«
    Die Regenbogenschlange senkte ihren Körper, bis sie auf einer Höhe mit Zamorra war. »Es ist die immer währende Schöpfung«, erläuterte sie dann, »wo Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eins sind. Sie sind ein Kreislauf, so wie die Jahreszeiten, die stets wiederkehren, und doch eigentlich nicht Kreis, sondern Punkt, in dem alles zugleich ist. Jedes Wesen folgt seinem gewählten Pfad bis ans Ende, nur um wieder am Anfang zu stehen. Alles Leben entsteht hier, inmitten der Traumzeit und kehrt nach seiner Zeit in der Welt wieder hierhin zurück. Die Menschen in dem Teil der Welt, den ihr Neu-Holland oder Australien nennt, sind enger als alle anderen mit diesem Ort verbunden. Sie leben bewusst in beiden Welten. Manche von ihnen können nicht nur den eigenen Pfad erkennen, sondern auch die anderer Menschen. Und einer von ihnen hat sogar die Macht, diese Pfade zu verändern.«
    »Gulajahli?«, riskierte Zamorra einen Schuss ins Blaue.
    Bolong zischte zustimmend. »Er hat seinen Geist in die Traumzeit versetzt und existiert beinahe wie einer von uns. Sein großes Wissen wird nur durch seine Besessenheit übertroffen.«
    »Er hat deinen Pfad verändert, Zamorra«, mischte sich Pata in die Erklärung ein. Anscheinend gefiel es ihr nicht, so lange schweigen zu müssen. »Durch den Schamanen kamst du in diese Zeit und zu den Eora. Er war es auch, der für deinen Tod sorgte, als deine Aufgabe erfüllt war.«
    »Diese Aufgabe,« unterbrach sie der Parapsychologe, »war der Angriff auf den Werwolf, richtig?«
    »Ja.« Die Schlange übernahm erneut die Unterhaltung. Zamorra bemerkte, dass nur Willanjee kein Interesse daran hatte, mitzureden. »Nachdem du den bösen Geist, diesen Werwolf, vertrieben hattest, wurdest du zu einer Gefahr, denn du hattest bereits den Verdacht, dass Gulajahli mehr wusste, als es den Anschein hatte. Also sorgte er dafür, dass dein Pfad den des Weißen Macarthur kreuzte und jener dich tötete. Damit endete jedoch auch dein vorgezeichneter Pfad. Das gab uns die Möglichkeit einzugreifen und dich zu uns zu holen.«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Moment mal, das macht doch alles keinen Sinn. Wenn Gulajahli den Werwolf loswerden wollte, wieso hat er dann verhindert, dass ich ihn töte? Und warum hat er nicht einfach den Pfad des Werwolfs verändert?«
    Die Schlange dachte einen Augenblick nach. »Deine Fragen sind gut«, sagte sie nachdem sie sich durch kurze Blicke mit den anderen Wesen verständigt hatte. »Vielleicht hat Willanjee doch recht. Er hält nichts von meinen Erklärungen, sondern möchte dir die Traumzeit so zeigen, wie wir sie sehen. Pata hingegen glaubt, dein Geist sei nicht stark genug. Wir werden sehen, wer Recht hat.«
    Bevor Zamorra reagieren konnte, öffnete Bolong ihr Maul. Ihre Zunge schoss hervor und wischte über seine Augen.
    »Und nun sieh unsere Welt«, sagte die Stimme der Schlange in seinem Bewusstsein.
    Und Zamorra sah.
    ***
    Gegenwart
    Der Tritt traf Rai-Doukan in den Magen. Er krümmte sich stöhnend zusammen. Nicole achtete nicht darauf, ob er zu Boden ging, sondern warf sich nach vorn, rollte sich ab und kam direkt vor dem Soldaten, der den Blaster hielt, auf die Beine. Sie griff nach der Waffe und drehte sie in seiner Hand. Ein trockenes Knacken und Knistern erklang, ein blauer Strahl zuckte aus der Mündung des Blasters, fächerte auseinander und verästelte sich wie ein Gewitterblitz, um den Mann zu erfassen, der bewusstlos zusammenbrach. Der Elektroschock hatte ihn paralysiert.
    Die ganze Aktion hatte nicht mehr als drei Sekunden gedauert.
    Aus den

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