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0680 - Der verratene Traum

0680 - Der verratene Traum

Titel: 0680 - Der verratene Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Buchanan und Murphy nachdenklich. Er hatte gelogen, als er zu Cooper gesagt hatte, er könne niemandem im Busch von dem geplanten Aufstand erzählen. Es gab eine Person, die daran sehr interessiert war und deren Hilfe Watling für seinen eigenen Plan benötigte: Gulajahli, der Schamane.
    ***
    Macarthur drückte das blutbefleckte Taschentuch vorsichtig gegen seine gebrochene Nase. Aus tränenden Augen bemerkte er, dass einige der einfachen Soldaten, die sich auf dem Platz zusammengefunden hatten, nur mühsam ein Grinsen unterdrückten. Normalerweise wurden sie in Handgreiflichkeiten mit den Sträflingen verwickelt. Dass es dieses Mal einen der höchsten Offiziere getroffen hatte, amüsierte sie offensichtlich.
    Macarthur rächte sich auf der Stelle. »Sagen Sie ihnen, die Rumzuteilung wird ausgesetzt, bis sie die Männer gefunden haben«, wies er den Sergeant undeutlich an. Der nickte und gab den Befehl gebrüllt weiter. Die Soldaten murrten leise, aber keiner wagte, laut gegen die Anweisung zu protestieren.
    Macarthur wandte sich von ihnen ab. Er hatte nur einen der Männer, die ihn angegriffen hatten, erkannt, Ian Murphy, den ehemaligen Seemann. Kein besonders mutiger Mann, dachte der Captain. Er wird seinen Komplizen noch vor dem ersten Peitschenschlag verraten. Außerdem galt Murphy als wilder Geschichtenerzähler. Ihm würde niemand die Geschichte von einem halbmenschlichen Grose glauben, der Menschenfleisch in einem Stall fraß - vorausgesetzt, Grose hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits wieder in einen Menschen verwandelt. Wenn nicht, konnte die Befragung unangenehm werden.
    Macarthur sah sich kurz nach allen Seiten um und betrat dann den Stall. Vor seinem geistigen Auge sah er einen vollständig bekleideten, menschlichen Major, den er nach kurzem Dank zurück in sein Büro begleiten würde.
    Als Grose aus der Box heraustrat, zerplatzte die Vorstellung wie eine Seifenblase. Der Major war immer noch ein halbes Tier, hatte sich sogar noch weiter in einen Wolf verwandelt. Fast sein gesamter Körper war mittlerweile von Fell bedeckt. Er wirkte immer noch verwachsen, aber die stärksten Deformierungen waren verschwunden.
    Grose machte einige Schritte auf den Captain zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen jemals für Ihre Taten danken kann, John«, sagte er gerührt. »Glauben Sie mir, dass ich nie vergessen werde, was Sie heute für mich getan haben.«
    »Ja, Sir«, entgegnete Macarthur pflichtschuldig. Er war beinahe froh über seine gebrochene Nase. So musste er wenigstens den Raubtieratem seines Vorgesetzten nicht riechen. »Es freut mich zu sehen, dass es Ihnen besser geht.«
    Der Major zog seine Wolfslefzen in einem bizarren Versuch des Lächelns nach oben. »Es ging mir nie besser, mein Freund. Zum ersten Mal in meinem Leben sehe ich die Dinge klar vor mir.«
    »Sir?«, fragte der Captain vorsichtig nach. »Meinen Sie, Sie könnten vielleicht… wieder… Sie wissen schon… menschlich werden? Ist nur so ein Gedanke, aber es wäre vielleicht unauffälliger und…«
    »Nein, die Zeit des Versteckspiels ist vorbei! Dies ist mein wahrer Körper. Nicht Mensch, nicht Tier, eine neue Spezies! Seit Generationen lebt meine Familie mit der Gabe der Verwandlung, aber sie haben sich deswegen geschämt und dieses Geschenk für einen Fluch gehalten. Und so bin ich auch - mit Ihrer Hilfe, mein lieber Freund - einsam durch die Nacht gezogen, voll der Scham und des schlechten Gewissens.«
    Der Major begann erregt im Stall auf und ab zu gehen. Er redete sich in Rage. »Nie wieder!«, rief er. »Nie wieder werde ich meine Natur verleugnen. Ich werde hinaustreten aus diesem Stall und dem Pack seinen wahren Herrn zeigen. Ich werde über sie herrschen, wie der Löwe in der Savanne über die Antilopen herrscht. Und die wenigen, die sich würdig zeigen, werde ich zu meiner Familie berufen. Sie werden wie ich Wölfe werden, bis dieses ganze Land erzittert unter dem Imperium der Wolfsmenschen.«
    Er blieb stehen. Speichel flog aus seinem Maul, als er sich plötzlich zu Macarthur umdrehte und ihn erneut angrinste. »Was halten Sie davon, John? Möchten Sie als erster dem neuen Imperium beitreten? Es wird kaum wehtun, das verspreche ich Ihnen.«
    Der Captain schluckte. »Sir, es ist eine… Ehre, Sir, aber heute kommt das für mich etwas… äh… ungelegen. Ich muss noch sehr viel Papierkram erledigen. Ich fühle mich natürlich sehr geehrt… Sir.«
    Grose winkte ab. »Das ist das Mindeste, was

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