0680 - Der verratene Traum
ich für Sie tun kann. Und jetzt, John, lassen Sie uns nach draußen gehen und dem Pack seinen neuen Herrn zeigen.«
Macarthur brach der Schweiß aus. »Das ist ungünstig, Sir«, sagte er vorsichtig. »Die meisten Soldaten sind außerhalb der Kolonie und können diesen… historischen Augenblick nicht mitverfolgen. Außerdem sollte der Schneider Ihnen vielleicht zuerst eine neue Uniform anpassen, damit Sie mit der entsprechenden Würde vor Ihr Volk treten können, Sir.«
Der Major schlug begeistert die Hände zusammen. »Eine exzellente Idee. Sehen-Sie zu, dass er sobald wie möglich zu mir gebracht wird. Und jetzt lassen Sie mich bitte allein. Ich muss meine Rede vorbereiten.«
Macarthur verneigte sich erleichtert. »Sehr gern, Sir.«
Mit klopfendem Herzen schloss er die Stalltür von außen, verriegelte sie sorgfältig und lehnte sich gegen das warme Holz. Grose hatte offensichtlich den Verstand verloren. Das war eine Katastrophe, deren Konsequenzen sich noch nicht abschätzen ließen. Wenn der Major sich in diesem Zustand den Bewohnern der Kolonie präsentierte, gewann Murphys Geschichte an Glaubwürdigkeit und er selbst würde seine Beteiligung an den begangenen Verbrechen kaum noch leugnen können.
Wenn er Glück hatte, vertuschte die Admiralität alles, wenn er Pech hatte, hängte man ihn öffentlich. In jedem Fall konnte er sich von seiner Versetzung nach Indien verabschieden.
Macarthur fluchte leise, während sich seine Gedanken im Kreis bewegten. Was sollte er tun?
Auf dem großen Platz konnte er die Sträflinge hören, die kettenklirrend Aufstellung nahmen, um gezählt zu werden. Er trat hinter dem Stall hervor und presste sich das Taschentuch unter die schmerzende Nase.
Was in Gottes Namen soll ich nur tun?, fragte er sich verzweifelt.
***
Die Traumzeitwesen drängten Zamorra nicht. Sie ließen ihn mit seinen Gedanken allein und spazierten ziellos durch den bunten Urwald.
»Es fällt ihm nicht leicht, seinen Weg zu akzeptieren«, sagte Pata, das Känguru bedauernd.
Willanjee, der Eidechsenmann nickte. »Vielleicht ist es falsch von uns, ihn zu dieser Entscheidung zu zwingen.«
Bolong, die Schlange, schwieg einen Augenblick. Dann sagte sie: »Ja, es ist falsch. Wir hätten verhindern müssen, dass es soweit kommt. Aber wir waren nicht wachsam genug und dachten, diese neue Welt könnte auch für uns von Vorteil sein. Das war unser Fehler.«
Pata hob den Kopf und sah zurück zu dem Stein, auf dem der Mensch grübelnd saß. Von allen Traumzeitwesen hatte sie die engste Beziehung zu den Menschen aufgebaut und verstand sie besser als Willanjee oder Bolong.
»Glaubst du, dass er es tun wird?«, fragte der Echsenmann, der ihren Blick bemerkt hatte.
Das Känguru wackelte mit den Ohren. »Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht sollten wir über eine Alternative nachdenken. Wenn…«
»Es gibt keine Alternative«, unterbrach Bolong sie schneidend. »Was zählt ist das Land, nicht die Menschen, die darauf leben. Sie kommen und gehen, aber das Land bleibt. Der Mensch hat das verstanden, als er die Traumzeit sah. Jetzt muss er danach handeln. Keiner von uns hat die Macht, das zu tun, was er kann. Er wird seinen Weg gehen.«
Pata senkte den Kopf. Es war richtig, was die Regenbogenschlange gesagt hatte. Es gab keine andere Möglichkeit, denn durch seinen Tod war der Mensch der einzige, der nicht mehr an seinen Pfad in der Traumzeit gebunden war. Das Känguru hätte die Aufgabe, die ihm bevorstand, gern selbst übernommen, aber dazu hatte es nicht die Möglichkeit. Kein Wesen der Traumzeit, der immerwährenden Schöpfung, hatte die Macht, das zu tun, was sie von dem Menschen verlangten.
Die Macht zu töten.
***
Hätte Zamorra die Worte der Schlange gehört, er hätte widersprochen. Es war nicht das Land, das zählte, sondern die Menschen, die darauf lebten. So kurz und unbedeutend diesen Wesen ein Menschenleben auch erschien, es war das Maß aller Dinge, zumindest sah Zamorra das so.
Die Traumzeit funktionierte jedoch nach völlig anderen Gesetzen, und doch hätte der Parapsychologe keinen Gedanken daran verschwendet, der Bitte dieser Wesen zu folgen, wenn nicht wesentlich mehr als das Land auf dem Spiel gestanden hätte.
Da er selbst nicht mehr Teil der künstlich entstandenen Zeitebene war, konnte er jetzt überblicken, was hätte passieren sollen und was Gulajahli getan hatte, um die Ereignisse zu verändern.
Es war dem Schamanen gelungen, zwei Punkte aus dem Zeitstrom herauszureißen und zu
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