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0680 - Der verratene Traum

0680 - Der verratene Traum

Titel: 0680 - Der verratene Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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reden?«
    Buchanan sah nicht auf, als er antwortete: »Du kannst doch zwei und zwei zusammenzählen. Was gibt es da draußen?«
    Murphy runzelte die Stirn. »Kängurus, Bäume, bunte Vögel, Wilde, Gras…«
    »Und mit was davon kann man reden?«, unterbrach der Schmied seine Aufzählung.
    »Mit nichts…« Murphys Augen weiteten sich. »Die Wilden… oh Scheiße, die werden uns umbringen. Komm, lass uns verschwinden.«
    Er sah sich nervös nach allen Seiten um, als erwarte er, jeden Moment von einem Speer getroffen zu werden.
    Buchanan lachte und befreite auch seinen zweiten Fuß.
    »Ian«, sagte er dann. »Ist dir nie aufgefallen, dass Thomas ständig mit seinem Zeichenblock in den Busch geht? Was meinst du, was er da gemacht hat? Die Kängurus gemalt?«
    »Weiß nicht…«
    Der Schmied stand auf. Probeweise ging er ein paar Schritte und wäre beinahe über seine eigenen Füße gestolpert, da sein Körper mit der plötzlichen Freiheit noch nicht richtig klar kam.
    »Thomas hat die Wilden über Monate hinweg besucht«, fuhr er fort. »Er hat ein paar von ihnen unsere Sprache beigebracht. Sie vertrauen ihm und er ist sicher, dass sie uns auch bei der Flucht helfen werden.«
    Eigentlich hatte Buchanan Murphy und einige andere Sträflinge an diesem Abend in seine Hütte einladen wollen, um den Fluchtplan zu besprechen, aber die Ereignisse waren ihm zuvorgekommen.
    »Wieso weiß ich davon nichts?«, fragte Murphy mit aufkeimendem Misstrauen. »Wenn ihr das schon so lange geplant habt, hättet ihr mir davon erzählen müssen.«
    »Wir wollten dich, MacDonaghan und Cooper heute einweihen. Auf die beiden werden wir jetzt wohl verzichten müssen, aber der eigentliche Plan bleibt. Heute werden die Wilden die Wachen am Strand ablenken. Da wird wegen des Aufstands ohnehin kaum jemand sein. Du, Thomas und ich schnappen uns das Fischerboot und sind schon weit draußen auf dem Meer, bevor jemand was merkt.«
    Der Seemann kratzte sich nachdenklich am Kopf. Buchanan beobachtete leicht amüsiert, wie Murphy sich den Plan gedanklich vorstellte und durchspielte.
    »Das ist ein guter Plan«, sagte er schließlich grinsend. »Wenn die Wilden…«
    Das Bellen einiger Hunde unterbrach ihn.
    Buchanan und Murphy sahen sich an. Beide wussten, was die Laute zu bedeuten hatten: Die Soldaten waren ihnen auf der Spur.
    Der Schmied und der Seemann warfen sich ohne Zögern auf den Boden und rissen Grasbüschel aus. Hektisch rieben sie ihre Körper damit ab, während sie sich gleichzeitig wie Schweine im trockenen Erdreich suhlten. Es war einer der Tricks, den sich Sträflinge am Lagerfeuer erzählten. Angeblich konnten die Hunde jemanden, der seinen Eigengeruch mit Erde und Gras überdeckte, nicht wahrnehmen. Buchanan kannte niemanden, der den Trick ausprobiert hatte.
    Das Bellen kam näher. Der Schmied sah an seinem völlig verdreckten Körper herab und entschied, dass die Tarnung reichen müsse.
    »Weg hier«, sagte er zu Murphy und stand auf.
    Die beiden Männer rannten los, tiefer in den Wald hinein.
    »Was ist mit Thomas?«, keuchte der Seemann atemlos. »Wie sollen wir den wiederfinden?«
    Verdammt, dachte Buchanan, er hat Recht.
    Er fasste Murphy am Arm und blieb stehen. Links von ihnen befand sich eine Kuhle im Boden, über der sich zwei umgestürzte Bäume ineinander verkeilt hatten. Der Schmied zog seinen Mitgefangenen bis zu dieser Kuhle und ließ sich hineinfallen. Er unterdrückte seinen Ekel, als er die handtellergroßen Käfer bemerkte, die sich vor der Hitze des Tages ebenfalls an diesen kühlen und schattigen Ort geflüchtet hatten. Murphy folgte ihm. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände.
    »Wenn der Trick funktioniert, werden die Hunde einfach an uns vorbeilaufen«, versuchte ihn Buchanan auf andere Gedanken zu bringen. »Keine Sorge, wir bleiben nicht lange hier.«
    Das Bellen der Hunde wurde lauter und verstummte dann plötzlich. Buchanan stellte sich vor, wie die Hunde an ihren Ketten zogen und vor lauter Anstrengung nur noch hechelten. Er hörte, wie kleine Äste unter den Stiefeln der Soldaten knackend zerbrachen.
    »Sie müssen ganz nah sein«, sagte eine Stimme über ihm. Der Schmied fuhr zusammen. Es klang, als stünde der Soldat direkt neben der Kuhle.
    Jetzt konnte Buchanan auch das Hecheln der halb erstickten Spürhunde hören.
    Im gleichen Moment hallte eine andere Stimme durch den Wald: »Ich bin kein Geist, verdammt noch mal!«
    »Das müssen sie sein«, flüsterte einer der Soldaten. »Bringt die Hunde.«
    »Die

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