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0680 - Der verratene Traum

0680 - Der verratene Traum

Titel: 0680 - Der verratene Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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wird uns bei unserer Aufgabe helfen. Und jetzt gehe zu deinen Freunden und verbirg dich mit ihnen in der Nähe des Strandes, damit du sehen kannst, wann der Weg frei ist. Viel Glück, mein Freund.«
    Watling nickte. »Das gleiche wünsche ich auch dir und deinen Kriegern. Möge, an wen auch immer ihr glaubt, euch beschützen.«
    Gulajahli lächelte nur und wandte sich von ihm ab.
    Thomas Watling verließ das Lager. Er hoffte, es niemals wieder betreten zu müssen.
    Sein Wunsch sollte erfüllt werden…
    ***
    Gegenwart
    Nicole ließ den Unbekannten überrascht los. Noch vor einer Sekunde war der Himmel über ihr dunkel gewesen und die Umgebung trostlos. Jetzt stand sie unvermittelt in der sengenden Mittagshitze einer fast afrikanisch anmutenden Landschaft.
    Eine Gruppe dunkelhäutiger Menschen sprang auf und wich vor ihr zurück. Sie trugen nichts außer einem Strick um die Hüften und, wie Nicole angewidert feststellte, Fischeingeweiden auf dem Kopf.
    Das wird sich als Modetrend wohl kaum durchsetzen, dachte sie und schüttelte sich.
    Ein paar der Männer griffen nach Speeren, die sie in einer klaren Drohgebärde anhoben. Ein hochgewachsener junger Krieger trat vor und sagte etwas in einer Sprache, die Nicole nicht verstand.
    Er wiederholte die Worte, wurde dann aber von einem etwas älteren Mann unterbrochen. Die beiden redeten heftig aufeinander ein. Den anderen Stammesmitgliedern schien der Streit unangenehm zu sein, denn sie standen stumm mit gesenkten Köpfen neben ihnen, mischten sich aber nicht ein.
    Schließlich sah der ältere Mann Nicole an. »Du hättest nicht hierher kommen sollen«, sagte er in einwandfreiem Englisch. »Dieser Ort ist Menschen wie dir verboten.«
    Die Dämonenjägerin legte eine Hand auf den Blastér an ihrer Hüfte. »Was ist das für ein Ort?«, wollte sie wissen.
    Aus den Augenwinkeln sah sie, dass der jüngere Krieger der Unterhaltung mit großem Erstaunen folgte. Bevor ihr Gesprächspartner antworten konnte, trat er vor und ergriff den Arm des älteren Manns. »Ich verstehe«, sagte er in stockendem Englisch. »Ich verstehe alles.«
    Im gleichen Moment brach das Chaos aus.
    ***
    Australien 1794
    Macarthur drehte den spitzen Brieföffner langsam zwischen den Fingern.
    »Er ist kein Gefangener?«, vergewisserte er sich.
    Der Soldat, der vor dem Gouverneursschreibtisch stand, schüttelte den Kopf.
    »Nein, Sir. Und er weigert sich, seinen Namen zu nennen. Er sagt nur, er habe wichtige Informationen für Sie, die er nur Ihnen persönlich überbringen kann.«
    Der Offizier seufzte und ließ seinen Blick erneut in Richtung Fenster schweifen. Von dort aus konnte er die ganze Kolonie überblicken und auch den Stall, vor allen Dingen den Stall.
    Noch schien sein Problem allerdings nicht die Geduld verloren zu haben, denn alles war ruhig.
    »Dann bringen Sie ihn ’rein«, entschied er.
    Der Soldat salutierte und verließ das Büro. Augenblicke später führte er einen hochgewachsenen Mann herein, dessen einfache Kleidung blutbefleckt war. Vor seiner Brust hing ein metallisch aussehendes Schmuckstück. Der Uniformierte schloss die Tür diskret von außen.
    »Hatten Sie Schwierigkeiten?«, fragte Macarthur mit einem neugierigen Blick auf das blutige Hemd.
    Der Unbekannte neigte den Kopf. »Keine im Vergleich zu denen, die Sie bald bekommen werden.«
    Der Captain zuckte zusammen. Die Spitze des Brieföffners ritzte über seine Fingerkuppe. Verärgert legte er den verzierten Dolch zur Seite. Er durfte nicht zulassen, dass sein schlechtes Gewissen Macht über ihn gewann.
    »Was meinen Sie damit?«, fragte er und fluchte innerlich, weil seine Stimme zitterte.
    Der Fremde zögerte. Es schien ihm nicht leicht zu fallen, zu sagen, was er sagen wollte. Schließlich rang er sich aber doch dazu durch: »Es geht um die Eora, Captain. Sie werden heute noch Ihre Kolonie angreifen.«
    Macarthur hätte vor Erleichterung beinahe laut gelacht. »Das ist alles?«, fragte er ungläubig. »Weshalb sollten mir wohl ein paar nackte Wilde Schwierigkeiten machen, wenn ich hier genügend Musketen habe, um jeden von ihnen zehnmal zu töten?«
    Ein Schrei drang durch das geöffnete Fenster in den Raum. Das Geräusch einiger Schüsse folgte.
    »Das, Sir«, kommentierte der Unbekannte trocken, »ist genau das Problem. Zu viele Waffen, zu wenig Soldaten.«
    Macarthur hörte ihm kaum noch zu. Sein Gesicht war so weiß wie sein gestärktes Offiziershemd. Die Schreie wurden lauter, zahlreicher. Der Captain wusste plötzlich,

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