0686 - Horror am Himmel
nur mit den Füßen verteidigen konnte.
Der Gang war nicht sehr lang. Eine Lampe erhellte ihn schwach, ließ gelbliches Licht über die Wände fließen und bedeckte den Fußboden mit seinen hellen Schatten.
Er lief an einer leeren Zelle vorbei, und seine eigenen Schritte waren so laut, dass er andere Geräusche nicht hörte.
Die mittlere Zellentür war nicht geschlossen. Sie stand so weit offen, dass sich ein Mensch hindurchschieben konnte.
So auch Bill.
Er stand in der Zelle, sah eine Gestalt im grauen Kittel, die sich über eine auf einer Pritsche liegende Frau gebeugt hatte und sie umbringen wollte, denn eine Hand lag an ihrer Kehle.
Bill ging vor. Sein Gesicht zeigte eine ungeheure Anspannung, überdeckt von einem leichten Schweißfilm.
»Lass sie los!«
Aus dem Schatten der Zelle richtete sich der Mann auf. Die Frau war noch nicht bewusstlos. Sie keuchte wie verrückt, umklammerte ihre Kehle und hob den Kopf an.
Die Gestalt drehte sich um.
Und Bill Conolly hatte das Gefühl, in das Angesicht des Satans zu schauen…
***
Der Sheriff blieb keine Sekunde stehen. Er war Fachmann und wusste selbst, dass er trotz der relativ schlechten Lichtverhältnisse noch ein gutes Ziel abgab.
Er tauchte in die Finsternis ein, bewegte sich mit langen, geschmeidigen Schritten und schlug dabei einen Bogen. Für mich sah es so aus, als wollte er dorthin, wo der Schuss gefallen war.
Das sah sehr günstig aus.
Er war bewaffnet, ich ebenfalls. So leicht würde er mich nicht überraschen können.
Ich ließ ihn laufen, legte das Schrotgewehr dann zur Seite, denn mit der Beretta war ich besser.
Ich hatte Harper gegenüber einen Vorteil. Während er noch suchen musste, wusste ich bereits, wo ich hinmusste und der Deputy lag. Harper würde eine Überraschung erleben.
Ich ließ mir zwar keine Zeit, blieb aber eher vorsichtig und hörte die Schritte des Mannes.
Er blieb im Dunkel zurück und verließ sich nicht auf das Licht einer Lampe. In der dichten Dunkelheit sah der eine den anderen nicht. Nur von der Straße hörte ich Geräusche. Die aber schienen aus einer anderen Welt zu kommen.
Einmal sah ich den Rücken des Sheriffs. Er wirkte auf mich wie eine bucklige Gestalt, die durch die Gegend schlich, den Kopf nach vorn gedrückt, keuchend und schnüffelnd wie ein Hund.
Ich blieb ihm auf den Fersen. Der Abstand war gut. Ich konnte ihn eigentlich nur deshalb sehen, weil ich genau wusste, wo er hinlief. Dann blieb er stehen, und ich hörte einen Fluch.
Er musste seinen Deputy entdeckt haben und wahrscheinlich auch die Reste des Riesenhundes.
Nun wurde ich schnell.
Ich lief trotzdem noch relativ lautlos. Der Sheriff hätte mich hören können, aber die Entdeckung hatte ihn wohl derartig geschockt, dass er auf andere Geräusche nicht achtete. Dafür redete Tom Filgor einige unzusammenhängende Sätze, die seinem Chef nicht gefielen, denn er fuhr ihn sehr heftig an.
»Verdammt, was ist mit Sinclair?«
»Das kann ich Ihnen sagen, Sheriff«, erklärte ich und hatte die letzte Distanz schnell überwunden.
»Aber ich würde Ihnen raten, das Gewehr wegzuwerfen, denn Ihren Rücken treffe ich immer. Und meine Pistole ist entsichert.«
Er sagte zunächst nichts. Sekunden vertropften, angefüllt mit heftigen Atemzügen.
Dann sagte er: »Eine Pistole, wie?«
»Ja, eine Beretta.«
»Verdammt, ich hörte zwei Schüsse.«
»Damit rettete ich Ihrem Deputy das Leben, denn der Hund starb durch die Kugeln. Ob Hunde, Fische oder auch Menschen, geweihtes Silber schafft sie alle.«
»Geweihtes Silber?«, echote er.
»Ja.«
Ich wusste auch nicht, weshalb er lachte, aber er tat es und schickte ein dünnes Gelächter in die Nacht. »Okay, Sinclair, du hast gewonnen. Ich habe euch Zeitungsschmierer tatsächlich unterschätzt.« Er schleuderte seine Waffe weg.
Ich klärte ihn nicht über unsere wahren Berufe auf, aber hatte noch eine zweite Waffe, seinen Revolver, der an der rechten Seite in einem Holster steckte. Der hornige Holzgriff war etwas nach außen gedreht, wie bei einem Western-Helden, der zum großen Finale auf der Main Street antritt.
Ich konnte mir gut vorstellen, dass ein Typ wie Harper das Ziehen hin und wieder vor dem Spiegel übte, und machte ihn darauf aufmerksam, dass da noch eine zweite Waffe war.
»Na und?«
»Mit den Fingerspitzen, Sheriff. Ziehen Sie den Revolver mit ihnen hervor.«
»Sie nerven mich, Sinclair.«
»Weiß ich. Trotzdem…«
Er hob die rechte Schulter. »Okay, wie Sie meinen.« Dann ließ er
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