0688 - Der Einmann Krieg
ihre Brust ein. Der Polit-Offizier entwand ihr die Waffe.
„Das ist keine Lösung, Anne. Weder Mord, noch Selbstmord sind ein Weg."
Sie blickte ihn verächtlich an und ging hinaus. Sie schloß sich in der Hygienekabine ein. Er ging in die bescheidene Anrichte, wo sie auf dem Fußboden geruht hatte. Nachdem er seine Wunde versorgt hatte, klopfte er an die Tür zur Hygienekabine.
„Was wollen Sie?"
„Ich habe Verbandszeug für Sie. Und wenn Sie Ihre Wunde verklebt haben, kommen Sie heraus. Ich habe mit Ihnen zu reden."
„Und wenn ich mich weigere?"
Er antwortete nicht, sondern ging in die Anrichte, zapfte sich einen Kaffee ab, nahm sich zwei belegte Brotschnitten aus dem Automaten und ging in die Hauptstube. Als er gefrühstückt hatte, kam Anne. Trotzig setzte sie sich ihm gegenüber in einen Sessel.
„Was wollen Sie?"
„Ich will mehr über Sie wissen. Wo arbeiten Sie?"
„In der Positronikzentrale West."
Positronikzentrale West - das bedeutete Raumüberwachung, Flottensteuerung und Flottenbefehlsübermittlung. Anne Ephon konnte zu einer entscheidenden Schlüsselfigur für ihn werden.
Kaum hatte er diese Gedanken zu Ende gebracht, als erneutes Mißtrauen in ihm erwachte. Die Methoden und Wege des gegnerischen Geheimdienstes waren verschlungen und kaum durchschaubar. Das hatte der Zwischenfall mit Bilk Amos bewiesen. War Anne Ephon doch ein Spitzel? Vielleicht wußte sie gar nicht, daß sie benutzt wurde, um ihm eine Falle zu stellen?
Er fühlte, daß er sich hoffnungslos verstrickt hatte. Irgendwann mußte er eine klare Entscheidung treffen. Irgendwann mußte er jemandem vertrauen - auch auf die Gefahr hin, daß er damit viel zerstörte.
„Ich werde Sie heute an Ihrem Arbeitsplatz besuchen", erklärte er.
Sie wurde blaß, und ihre Unterlippe begann erneut zu zittern.
Er ließ sie keinen Augenblick aus den Augen, und dann erkannte er die Wahrheit.
Ihm vertrauten die Überschweren, aber ihr nicht. Anne mußte irgend etwas getan haben, was den Verdacht der Überschweren erregt hatte. Ihre Reaktionen zeigten ihm, daß sie ein schlechtes Gewissen hatte. Sie fürchtete sich vor einer Kontrolle.
„Erzählen Sie mir von sich", bat er und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
*
Seine rote Uniform machte ihm alle Wege frei. Er konnte selbst das Positronikzentrum West ohne Schwierigkeiten betreten.
Niemand kontrollierte ihn.
Er fand Anne Ephon auf Anhieb, da sie ihm genau beschrieben hatte, wo sie arbeitete. Bleich und verängstigt saß sie vor den Geräten. Sie zuckte zusammen, als er eintrat. Jacintho begrüßte sie betont freundlich, um sie zu beruhigen. Er wollte nicht, daß sie ihn ständig beobachtete, weil er dann seinen verwegenen Plan nicht ausführen konnte.
An diesem Morgen war er zu einem Kurzbesuch bei seinem Depot gewesen. Bedauerlicherweise hatte er Oll Werres nicht angetroffen. Er hätte ihn gern eingeweiht, konnte es aber unter den gegebenen Umständen nicht. An einem Kleincomputer hatte er eine Programmkassette vorbereitet, die er nun in die zentrale Positronik einschmuggeln wollte. Wenn ihm das gelang, dann hatte er den wichtigsten Erfolg seit Beginn seiner gefahrvollen Untergrundarbeit gegen die Überschweren erzielt Er plauderte mit Anne, als habe er wirklich nichts Besonderes vor. Und er merkte, daß sie sich tatsächlich allmählich entspannte.
„Kommen Sie aus einem bestimmten Grund?" fragte sie schließlich.
„Ja, ich wollte Sie fragen, ob ich nicht endlich Anne zu Ihnen sagen darf, wo wir doch durch Paradiesbestimmung zu Eheleuten gemacht worden sind."
Er glaubte zu sehen, wie sie aufatmete. Sie lächelte zaghaft.
„Warum nicht?" Sie sah offenbar eine Chance, ihn wirksam abzulenken. „Wie heißen Sie... ich meine, wie ist dein Vorname?"
„Wazzer."
„Noch nie gehört Hat das etwas Besonderes zu bedeuten?"
„Ich weiß auch nicht was sich meine Eltern dabei gedacht haben, als sie mich so tauften. Den Grund habe ich nie erfahren.
Klingt es denn so entsetzlich?"
Sie lächelte. Jacintho fühlte, wie sein Herz schneller schlug.
Anne war die faszinierendste Frau, die er je kennengelernt hatte.
Er streckte ihr die Hand hin.
„Vielleicht entdeckst du irgendwann, daß ich gar nicht so ein Scheusal bin, wie ich auf den ersten Blick zu sein scheine," Ihr Gesicht überschattete sich. Sie erhob sich.
„Kann ich etwas für dich tun?"
„Allerdings, ich habe einen fürchterlichen Durst. Könntest du mir ein Glas Saft holen?"
Längst hatte er bemerkt daß es
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