0688 - Der Einmann Krieg
hin. Die Bäume erreichten eine Höhe von oft mehr als hundert Metern.
Schlinggewächse überwucherten sie bis in die Spitzen hinein.
Zahlreiche Tiere belebten den Wald, in dem sich nur vereinzelt größere Lichtungen befanden. Erst nach mehreren Stunden gelangte die Gruppe in eine Savanne, die nur wenig Deckung bot und besser für die Anlage von Gefangenencamps geeignet war als der Dschungel. Große Herden wilder Tiere deuteten darauf hin, daß sie noch nicht bis in die unmittelbare Nähe eines Überzeugungsparadieses gekommen waren.
Major Temar Kanzos landete an einem kleinen See zu einer Rast. Leutnant Vern Gralschoz nahm einige Messungen vor.
„Fünfzig Kilometer sind es noch bis zu unserem Ziel", sagte er.
„Ich werde mich etwas umsehen. Die Luft ist klar, und die Sicht ist gut."
Temar Kanzos nickte ihm zu. Er war einverstanden. Der Leutnant schaltete sein Fluggerät ein und stieg steil auf. Masur Raschmon blickte ihm nach, bis er nur noch als kleiner Punkt im Himmel zu erkennen war. Gralschoz ließ sich etwa acht Kilometer in die Höhe tragen, obwohl er auch schon vorher gut genug sehen konnte.
Die Hochbauten eines Überzeugungsparadieses hoben sich deutlich von einer grünen Ebene ab. Davor lag ein kleineres Camp, das von mehreren Hügeln eingeschlossen war. Der Spezialist drehte sich einige Male im Kreise, aber er konnte keine weiteren Gefangenenlager ausmachen. Er tippte mit dem Finger gegen den Antigrav und stürzte wie ein Stein in die Tiefe. Dabei breitete er Arme und Beine aus, um seinen Fall kontrollieren zu können.
Kanzos, Miriam Tautz und Masur Raschmon beobachteten ihn.
Der Ornithologe schien erschreckt zu sein, während die anderen gelassen blieben. Erst fünfzig Meter über dem Boden verzögerte der Leutnant und fing sich so geschickt ab, daß er sanft neben dem Wissenschaftler landete.
„Ich dachte, Ihr Fluggerät sei ausgefallen", sagte Raschmon.
Gralschoz lächelte.
„Wenn das der Fall gewesen wäre, hätte ich Ihnen rechtzeitig über Funk Bescheid gesagt - damit Sie genügend weit zur Seite hätten treten können."
„Ich dachte gar nicht, daß Sie auch höflich sein können", erwiderte der Ornithologe im gleichen spöttelnden Ton.
Gralschoz berichtete.
„Wir machen uns an das erste Camp heran", sagte Kanzos.
„Vielleicht ist es nicht so stark gesichert wie das große Überzeugungsparadies."
Wieder übernahm der Major die Spitze. Nach zwanzig Minuten kamen die Bauten des kleineren Lagers in Sicht. Das Überzeugungsparadies „Galaktische Freiheit" blieb noch hinter bewaldeten Hügeln verborgen, da die Gruppe sehr niedrig flog.
Kanzos arbeitete sich von einer Bauminsel zur anderen vor, um notfalls schnell in Deckung gehen zu können. Doch auch jetzt begegneten sie keinem Vorkommando der Überschweren. Erst zwei Kilometer vor der Siedlung schlugen die Meßgeräte des Leutnants an.
„In einer der Baum- und Buschgruppen steckt ein Roboter", sagte er warnend.
„Sollten wir nicht lieber warten, bis es dunkel geworden ist?"
fragte Raschmon.
„Das macht keinen Unterschied", antwortete Miriam Tautz.
„Sicherungsautomaten orten uns auch während der Dunkelheit einwandfrei. Wir müssen den Roboter zerstören."
Der Ornithologe nickte, obwohl er sich nicht vorstellen konnte, wie die Spezialisten diese Aufgabe bewältigen wollten, ohne damit zugleich auch einen Alarm auszulösen. Er erwartete, daß Leutnant Gralschoz sich von der Gruppe lösen und sich an den Roboter heranpirschen würde, aber er täuschte sich. Gralschoz packte aus einem der Ausrüstungsbündel eine handlange Raketenlafette aus und legte eine nur etwa zehn Zentimeter lange Rakete darauf.
„Was ist das für eine Rakete?" fragte Raschmon.
„Das Ding hat einen Desintegratorkopf", antwortete Major Kanzos. „Sobald es aufschlägt, löst es das getroffene Objekt zu Staub auf."
„Wenn der Roboter keinen starken Schutzschirm hat, ist es aus mit ihm." Gralschoz hatte seine Vorbereitungen abgeschlossen.
Mehrere Minuten verstrichen, in denen er und Kanzos leise miteinander diskutierten. Dann waren sie sich einig. Der Leutnant feuerte das Geschoß mit einem Funkimpuls ab. Fauchend raste es davon und verschwand in einem Wäldchen aus Schachtelhalmbäumen. Auf dem Gesicht des Leutnants erschien ein breites Lächeln. Er blickte auf seine Meßgeräte, richtete sich auf und sagte: „Wir können weitergehen."
„Wir lassen alles hier, was uns beim Vormarsch behindern könnte", befahl Major Kanzos. „Wir
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