069 - Duell um das Höllenschwert
nicht auf Coor befunden, wenn das so geblieben wäre.
Das nächste Unheil würde so sicher kommen wie das Amen in der Kirche, damit mußten wir rechnen.
Diesmal kündigte es sich an, und zwar auf eine merkwürdige, beeindruckende Weise.
Cinto hielt sein Reittier an. Sein Visier war offen, und ich sah seinen besorgten Blick, der in die Ferne gerichtet war.
»Darf man erfahren, was dir mißfällt?« erkundigte ich mich.
Er machte mich auf einen blutroten Streifen am Horizont aufmerksam. Dort schien Coor zu kochen, zu brodeln, zu glühen.
»Was ist das? Was hat dieses rote Leuchten zu bedeuten?« wollte ich wissen.
»Da kommt ein Sturm auf uns zu«, sagte Cinto grimmig. »Der Geistersturm.«
»Wodurch unterscheidet er sich von anderen Stürmen?«
»Dadurch, daß sich in ihm Höllengeister befinden. Sie versuchen alles zu vernichten, was sie erreichen können.«
»Können wir ausweichen?«
»Jetzt nicht mehr. Mit Sicherheit haben uns die Höllengeister schon entdeckt. Der Sturm wird sehr schnell hier sein.«
»Bist du schon mal in so einen Geistersturm geraten?«
»Nein. Noch nie.«
»Dann hast du also keine Erfahrung damit, weißt nicht, wie man dieser Gefahr begegnet.«
»Wichtig erscheint mir, daß wir zusammenbleiben, uns von den Höllengeistern nicht auseinanderreißen lassen. Einer muß auf den andern aufpassen. Nur wenn wir wie Pech und Schwefel zusammenhalten, haben wir eine Chance, den Geistersturm zu überleben.«
Ärgerlich blickte ich in die Ferne. Es war ein verdammter Hürdenlauf, und ich konnte nur hoffen, daß auch Atax, Cuca und Roxane ihre Schwierigkeiten hatten, denn wenn sie den Todessee viel früher als wir erreichten, konnten wir für die weiße Hexe nichts mehr tun.
Parthos konnte ihr nur helfen, wenn sie wenigstens noch ihren Körper besaß. Wenn der sich im Todessee zu Armas Körper verwandelte, war Roxane für immer verloren.
Und wir hatten all diese Strapazen umsonst auf uns genommen.
Wir befanden uns in einer weiten Ebene. Cinto richtete sich auf seinem Reittier auf und blickte sich um. Er entdeckte eine kleine Mulde, in der wir alle Platz hatten, und führte uns dorthin.
»Hier warten wir auf den Geistersturm«, entschied er.
Wieder richtete ich meinen Blick in die Ferne. Das Rot kam mit ungeheurer Geschwindigkeit näher.
Mir schien, als wäre dort vorn Coor aufgebrochen, und glühende Lava würde zum Himmel emporgeschleudert. Unsere Tiere waren sehr unruhig. Auch der Shanggin, an und für sich ein sehr mutiges Tier; aber vor dieser Gefahr hatte er auch Angst.
Wir banden den Pferden die Vorderbeine zusammen, damit sie nicht in heller Panik die Flucht ergriffen, wenn der Geistersturm über uns hinwegbrauste.
Wir brauchten kaum etwas dringender als sie. Cinto sagte etwas zu dem Shanggin. Der dickhäutige Koloß streckte sich daraufhin auf dem Boden aus, und ich war sicher, daß er sich erst wieder erheben würde, wenn es ihm Cinto erlaubte.
»Gefällt mir nicht«, sagte Mr. Silver mit zusammengezogenen Augenbrauen. Eine tiefe Unmutsfalte kerbte sich in seine Stirn. »Gefällt mir ganz und gar nicht, was da auf uns zukommt, Tony.«
»Danach fragt keiner«, erwiderte ich. »Wir müssen versuchen, für uns das Beste aus dieser Situation herauszuholen.«
»Das ist wahrscheinlich leichter gesagt als getan. Sieh dir dieses dunkle Rot an. Es scheint, als würde der Himmel bluten.«
»Kannst du die Klingen unserer Schwerter nicht magisch schärfen?«
»Das würde mich einiges von meiner Substanz kosten, und lange würde die Magie nicht in den Waffen bleiben«, sagte der Ex-Dämon zunächst, aber dann gab er zu, daß meine Idee gut war, und er nahm sich ein Schwert nach dem anderen vor.
Seine Hände, zu Silber erstarrt, schlossen sich um die Klingen der Waffen, wanderten diese entlang, zur Spitze vor. Wenn er die Hände fortnahm, war mir immer, als würden die Klingen starker in der Sonne blinken.
Der Ex-Dämon nahm sich auch die Lanze des Prä-Welt-Ritters und dessen Dolch vor. Solcherart gewappnet warteten wir auf den verfluchten Geistersturm.
Das Rot schob sich rasch über Himmel und Boden. Die Sonne verschwand dahinter. Ein merkwürdiges Licht fiel auf uns.
Der Widerschein der Hölle! dachte ich unwillkürlich.
Ich blickte mich um und sah lauter gespannte Gesichter. Alle waren bewaffnet. Auch Parthos und Tuvvana. Jubilee preßte die Lippen fest zusammen.
Ihre Augen waren nicht mehr braun gesprenkelt, sondern glutrot. Das, was sich uns näherte, spiegelte sich
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