0693 - Voodoo in Dortmund
hatte er sich mit dem ungebetenen Besuch beschäftigt, der in seinem Haus gewesen war. Zwar hatte er seine Freunde nach den beiden Morden noch vor den anderen retten können, aber er wußte doch, daß sie ihm bereits auf der Spur waren, und das wiederum gefiel ihm gar nicht, weil sie seine Aktivitäten unter Umständen stören konnten. Außerdem hatte er das Gefühl, beinahe schon das Wissen, das die beiden letzten Besucher anders waren als die übrigen. Sie kamen ihm gefährlicher vor und schienen auch Bescheid zu wissen, denn sie waren seinen Helfern entkommen.
Wenn er wieder in London war, wollte er sich näher mit ihnen beschäftigen.
Nach wenigen Schritten schon hatte er den eigentlichen Parkplatz verlassen und ging auf direktem Weg den Anbau neben der großen Halle entgegen, wo die Börse stattfand.
Im Vorfeld deuteten bereits mit Plakaten beklebte Dreieckständer darauf hin. Er warf nur einen flüchtigen Blick darauf, denn ihn interessierten mehr die Menschen, die sich vor dem Eingang aufhielten. Es waren nicht wenige, und er zeigte sich sehr zufrieden darüber. Um so größer würde anschließend die Panik sein.
Lavalle, der Voodoo-Mann, freute sich so sehr auf seine Aufgabe, daß in seine Augen ein kalter Glanz trat. Er zeugte von seinem gnadenlosen Willen, den Tod über diese Menschen zu bringen, wobei es für ihn keine Rolle spielte, ob jemand schuldig oder unschuldig war, denn ein Gewissen hatte er nicht.
Er war eine Maschine, die nur aussah wie ein Mensch. Sein Herz bestand aus Stein, die Seele war nicht mehr als ein gefühlloses kaltes Licht aus dem All.
Die letzten Meter legte er langsamer zurück, da er noch eine Gruppe von Jugendlichen vorbeilassen wollte. Ruhig, als wäre er ein normaler Besucher, stellte er sich hinter ihnen an der kleinen Schlange an und wartete, bis er an die Reihe kam.
Eine hübsche, junge Frau bediente ihn. Sie trug eine rote Bluse, die ihn an das Blut erinnerte, das bald fließen sollte.
»Eine Karte?«
Er nickte.
Dabei schaute die Frau in seine Augen und zuckte heftig zusammen. Dieser Blick war einfach so furchtbar und stechend, daß er bis gegen ihre Seele brannte und ihr eine traumatische Angst einflößte, so daß die Hände zitterten.
Peter Köhler hatte seiner Schwester nichts von dem Gespräch mit Rita Wedekind erzählt, dazu war er in der Hektik nicht gekommen, aber auch ohne das Wissen hatte Heidi den Eindruck, als hätte sie soeben dem Tod eine Karte verkauft.
Für einen Moment berührten sich ihre Hände bei der Geldübergabe. Seine Finger waren fast schon heiß, und sie zuckte zurück, um dann schnell zur Seite zu schauen.
Lavalle betrat den Saal.
Jetzt war er da.
Unwillkürlich umklammerte er den Griff des Kastens fester.
Und niemand würde ihn aufhalten…
***
Ewald Fehlau nuckelte an seiner Pfeife, aber er schmeckte keinen frischen Rauch mehr, denn sie war erloschen. Das bekam er auch kaum mit, weil er einfach nicht in der Lage war, seinen Blick von der Gestalt zu lösen, die den Saal vor wenigen Sekunden betreten hatte.
Das war er, das mußte er einfach sein. Verdammt noch mal, Lavalle war gekommen.
Ewald wußte nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Durch seinen Kopf schossen verschiedene Alternativen, an einer jedoch blieben seine Gedanken hängen.
Diese Börse war auch ein großer Spaß. Da konnte es durchaus sein, daß die Wedekinds jemand engagiert hatten, der sich einen derartigen Auftritt verschaffte. Er konnte sich daran erinnern, daß vor einem halben Jahr im selben Ort ein Mädchen im Barbarella-Kostüm erschienen war und die Lose bei der Tombola gezogen hatte.
Aber das hier war anders.
Fehlau spürte dies. Er nahm die Pfeife aus dem Mund und steckte sie in das Etui, das er anschließend in seiner breiten Hosentasche nebst Tabakbeutel verstaute.
Hier war einiges anders.
Er rutschte vom Hocker, wobei er den neuen Gast nicht aus den Augen ließ, den auch andere Besucher sahen, wobei sich niemand traute, ihn anzusprechen, weil man wohl spürte, daß von ihm eine Aura der Gewalt und des Todes abstrahlte.
Ewald stand noch immer am Tresen. Aus dem anderen Raum hallte Peter Köhlers Stimme lautsprecherverstärkt zu ihm hinüber. Er bejubelte jeden Gewinner.
Dafür hatte Ewald Fehlau kein Ohr, er ließ Lavalle nicht aus den Augen und mußte sich eingestehen, daß dieser Mensch - vorausgesetzt es war einer - ebenso aussah wie die Figur aus dem Comic.
Sogar die schwarze Lederhose trug er. Sie umspannte Beine und Hüften schon
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