0693 - Voodoo in Dortmund
als hätte man sie mit mattgrauer Farbe bestrichen, wobei sich die langen Schwänze zuckend und peitschend bewegten, als wollten sie damit das Gleichgewicht halten.
Das gesamte Gestell schaukelte unter ihren Bewegungen, denn sie sahen aus, als wollten sie sich zum Sprung bereitmachen.
Nicht nur Suko hatte diese Wesen gesehen. Sie waren auch den anderen Besuchern aufgefallen.
Obwohl sich unter den Besuchern zahlreiche Horror- und Gruselfans befanden und diese auch Spaß am Schrecken empfanden, so war dieses hier doch etwas anderes als ein Kinofilm oder eine bunte Bildergeschichte.
Der tödliche Ernst war leider nicht zu übersehen und zu überhören, denn Frau Götz schrie gräßlich.
Ihr Mann hatte sich neben sie gekniet, er streichelte ihr Gesicht, redete beruhigend auf sie ein, während Peter Köhler nicht wußte, was er tun sollte. Er sah aus wie eine Puppe mit entsetztem Gesichtsausdruck, die man kurzerhand in eine Szene gestellt hatte.
Aus dem Hintergrund kam Ewald Fehlau herbei, alarmiert durch die Schreie. Er stieß dabei mit anderen Besuchern zusammen, die den Saal verlassen wollten, es kam zu einem sekundenlangen Durcheinander, aus dem sich Ewald als Sieger löste.
Und dann sprangen die Killertiere!
Drei waren es, und diese drei dämonischen Wesen hatten sich verschiedene Richtungen ausgesucht.
Trotz ihrer nur kurzen Beine und krallenbewehrten Füße konnten sich die kleinen Bestien sehr kraftvoll abstützen, überwanden große Entfernungen, und eines dieser Wesen flog auf Peter Köhler zu, ein anderes auf Ewald Fehlau, und die dritte Bestie hatte sich Suko ausgesucht, als wüßte sie genau, daß er ihnen gefährlich werden konnte.
Und Suko stellte sich.
Eines wußte er.
Es ging nicht nur um ihn, sondern auch um das Leben von Peter Köhler und Ewald Fehlau…
***
Fehlau war in den Saal gelaufen, hatte mit einem Blick mitbekommen, was passiert war und sah plötzlich den Schatten, der ihm in einem Halbbogen von oben entgegenflog.
Es war furchtbar, denn aus dem Schatten schälte sich eine Kreatur, die auf ihn den Eindruck eines kleinen Alligators machte, der erst noch wachsen mußte.
Aber Alligatoren besaßen nicht diese rotgelben Augen, in denen das Feuer einer fernen, dämonischen Welt loderte. Dies hier waren Wesen, die in der normalen Natur nicht vorkamen, die die Grenze zum Pandämonium durchschritten hatten und einer Beschwörung gefolgt waren.
Ewald riß die Arme hoch.
Es war das einzige, was er tun konnte.
Eine halbe Sekunde später erfolgte der Aufprall. Wuchtig; hart, brutal und schmerzhaft, denn die Kiefer der verfluchten Bestie schnappten zu. Harte, kleine, messerscharfe Zähne rissen ihm die Ärmel in Fetzen, bissen in die Haut, Blut spritzte, und Ewald Fehlau schrie und schlug um sich.
Er spürte unter seinen Handflächen die rauhe Schuppenhaut. Der Schwanz peitschte, als sich die kleine Bestie, die sich in seinem linken Arm festgebissen hatte, drehte, und die Spitze fegte über Ewalds Gesicht, wobei sie ihm die Brille von den Augen riß.
Der Schmerz an seinem linken Arm war nicht auszuhalten. Er hatte es Knacken und Reißen gehört und schlug seine rechte Hand um den Körper, während er in die Knie ging.
Er packte die Bestie zwar, die aber bewegte ihre Beine wie eine Katze so schnell, und sie besaß auch Krallen wie eine Katze, die Ewald die Haut aufrissen.
Er fiel nach hinten, landete auf dem Rücken und sah, daß die Bestie seinen Arm losließ, weil sie ihm an die Kehle wollte.
Peter Köhler hatte mehr Glück. Im letzten Augenblick war es ihm gelungen, sich zur Seite zu drehen. Instinktiv schleuderte er auch seine Verlobte aus der unmittelbaren Gefahrenzone weg, dann klatschte das dämonische Wesen dicht neben ihm auf den blanken Boden, schlug mit seinen Krallen zu, erwischte aber nur herumliegende Heftromane, die es zerfetzte.
Köhler trat wuchtig zu.
Er spielte noch immer Fußball, war in der Mannschaft gefürchtet für seinen Tritt, aber diesmal war es kein Ball, den er erwischte, sondern ein schuppiges Monstrum, das zudem noch verflucht schwer war und sich kaum von der Stelle, rührte. Zum Glück rutschte es auf dem zerfetzten Papier ein Stück weiter.
Und Suko kämpfte ebenfalls.
Das dritte Wesen hatte seinen Sprung verkürzt. Es war nicht direkt auf Suko gelandet, sondern dicht vor seinen Füßen, um sich im nächsten Augenblick wieder abstoßen zu können.
Es sprang - und Suko schlug.
Die Peitsche erwischte es voll.
Drei Riemen drehten sich um den Körper,
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