0696 - Botschafter des Friedens
versammelt waren. Andere Gruppen saßen an den flachen Tischen. Es wurde nur wenig gespielt. Fast alle unterhielten sich.
Sorgols Blicke wanderten weiter. Er stellte fest, daß die kleine Bibliothek im Hintergrund verdunkelt war. Niemand schien Interesse an Büchern, Tonspulen oder Filmen zu haben.
Laren waren nicht anwesend. Damit hatte Sorgol auch nicht gerechnet. Die Frage war nur, ob ein Mitarbeiter Leticrons hier war.
Sorgol verließ seinen Beobachtungsplatz neben der Tür und ging zielstrebig auf die Bar zu. Dabei hatte er das Gefühl, von allen Anwesenden angestarrt zu werden. Das gleichmäßige Auf und Ab der Stimmen belehrte ihn jedoch, daß er sich täuschte.
Sorgol erreichte die Bar. Er stützte die Hände auf das massive Holz und fühlte sich augenblicklich sicherer.
Neben ihm stand eine junge Frau, die ihr rötliches Haar mit silbernen Spangen hochgesteckt hatte. Ihr Gesicht sah hochmütig aus, aber sie nickte ihm freundlich zu und sagte: „Heute ist Selbstbedienung."
Sorgol nickte, aber seine Gelassenheit war gespielt. Das spürte er, als er über die Theke griff, um sich ein Glas zu holen. Seine Hände zitterten.
Die Frau, die sich schon wieder von ihm abgewandt hatte, sah ihn jetzt wieder an, Ohne die Augen zu heben, wußte Sorgol, daß Mißtrauen in ihrem Blick lag.
„Sie sind zum erstenmal hier?" fragte sie.
Sorgol sah sie an und lächelte.
„Nicht zum erstenmal", sagte er gelassen. „Aber ich komme so selten, daß mich jedermann für einen Fremden hält, wenn ich hier auftauche. Meine Arbeit läßt mir wenig Zeit."
„Sie sind in der Innern?"
„Nein", sagte Sorgol. „Verwaltung. Sektor West."
„Seltsam, daß Sie dann hier in Frenton wohnen."
„Ich wohne hier nicht, aber ich besuche ab und zu einen Freund, der hier lebt."
„Wer ist das?"
„Hören Sie", sagte Sorgol lächelnd. „Halten Sie mich vielleicht für einen Spion Leticrons?"
Die anderen Barbesucher hatten das Gespräch mitgehört. Ihr Gelächter befreite Sorgol von dem zunehmenden Druck, unter den er geraten war.
„Das würde uns keine Sorgen bereiten", sagte die Frau. „Hier gibt es nichts zu spionieren. Wir leben wie früher. Allerdings sind wir uns über unsere Lage im klaren."
Ein Mann schob sich heran. Er war zwei Köpfe größer als Sorgol und hatte ein langes, traurig aussehendes Gesicht.
„Wenn Sie in der Verwaltung sind, wissen Sie vielleicht etwas über den geheimnisvollen Besucher, der demnächst auf Tahun eintreffen soll", sagte er.
In Sorgol spannte sich alles.
„Ich habe davon gehört", sagte er leichthin. „Aber Sie wissen ja, wie wenig wirkliche Informationen durchdringen."
„Es ist doch sicher, daß die Laren diesen ganzen Rummel nur wegen dieses Besuchers veranstalten, Torgey!" sagte ein anderer Mann zu dem ersten Sprecher.
„Ja", sagte Torgey unwillig. „Deshalb rede ich ja gerade mit unserem Besucher."
„Mein Name ist Sorgol", sagte Sorgol freundlich. „Ich glaube, daß ich auch nicht viel mehr weiß als Sie. Die Laren und Leticrons Männer haben begonnen, Tahun in eine Art Ferienlager zu verwandeln."
Die Frau mit den Silberspangen im Haar lachte auf.
„Ferienlager!" wiederholte sie. Der Begriff schien ihr Spaß zu machen.
„Ein Paradies!" rief Torgey spöttisch. „Sie geben uns das Paradies zurück!"
Der Lärm hatte immer mehr Besucher an die Bar gelockt.
Sorgol überlegte, wie er aus dem Mittelpunkt des Interesses entkommen konnte, ohne den Raum verlassen zu müssen.
„Es gibt unzählige Gerüchte über diesen angeblichen Besucher", sagte ein Mann, den ein Namensschildchen am Jackenrevers als Dr. Corsenn auswies.
„Es soll sich um einen sehr kranken Ersten Hetran aus einer anderen, von den Laren eroberten Galaxis handeln."
„Unsinn!" rief eine gutmütig aussehende Frau, die an einem nahestehenden Tisch saß. „Es ist ein prominentes Mitglied eines uns noch unbekannten Kohzilsvolkes."
„Das ergibt keinen Sinn", meinte Torgey. „Warum sollte man dieses Schauspiel ausgerechnet für ein Mitglied des Konzils veranstalten, Macara?"
„Das weiß ich nicht, aber meine Information stimmt in jedem Fall. Ich habe in der Vanson-Klinik das Gespräch von zwei Leticron-Offizieren mitgehört. Leticron ist auf dem Weg nach Tahun. Hotrenor-Taak ist bereits eingetroffen. Die Sache scheint also äußerst wichtig zu sein."
Sorgol hatte sich allmählich bis zum Ende der Bar zurückgezogen. Er brauchte sich nicht mehr an diesem Gespräch zu beteiligen, konnte aber weiterhin
Weitere Kostenlose Bücher