Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0696 - Im Bann des Verfluchten

0696 - Im Bann des Verfluchten

Titel: 0696 - Im Bann des Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
eine Frau, die es verstand, sich zu wehren. Nicht nur mit Worten, sondern auch körperlich. Das hatte schon mancher Mann zu spüren bekommen.
    Aber sie dachte über Rafugil nach. Von ihm hatte sie bisher so gut wie nichts gehört, mal abgesehen von dem, was ihre Mutter so an Klatsch erzählt hatte, und da war er nur am Rande erwähnt worden.
    Jedenfalls hatte er das alte Haus am Felsen toll umbauen lassen, die Vorderfront mit der alten Tür und den mächtigen Steinmauern erhalten und das Glas nur nach hinten angelegt wie einen über dem Abgrund schwebenden Wintergarten.
    Sie bog in eine noch engere Gasse ab, die sehr verwinkelt war, und blieb vor der schmalen Eingangstür stehen, zu der zwei ausgetretene Steinstufen hochführten.
    Eine getigerte Katze, die miauend an der Hauswand stand und den Rücken an einem Regenrohr gescheuert hatte, huschte davon, als Colette Mercier stehen blieb, nach einer Klingel Ausschau hielt und überrascht ein Stück zurückwich, als die Tür von innen geöffnet wurde.
    Die ältere Frau blieb auf der Schwelle stehen. Sie streckte Colette die Hand entgegen. »Willkommen bei uns. Ich freue mich. Ich freue mich wirklich.«
    Colette nickte. Trotz der freundlichen Begrüßung fühlte sie sich nicht wohl. Da war ein gewisser Instinkt, der sie warnte und vorsichtig werden ließ. Außerdem gefiel ihr die Person nicht. Sie hatte sie früher zwar schon mal gesehen, aber heute kam ihr Edna vor wie eine Fremde.
    »Bitte, ich bin hier. Jetzt können Sie mir sagen, was Sie von mir wollen.«
    »Sicher, aber nicht bei diesem Wetter und draußen. Kommen Sie doch herein, Colette.«
    Sie siezte die junge Frau. Am Telefon hatte sie Colette noch geduzt - seltsam. Das Ziehen in der Magengrube ließ sich nicht unterdrücken, und Colette spielte mit dem Gedanken, sich einfach umzudrehen und zu verschwinden.
    Hinter Edna lag ein Flur oder ein Raum, so genau war das nicht zu erkennen, weil alles in einer gewissen Düsternis verschwamm, als würden Schatten ihr wie ein Vorhang den Einblick verwehren.
    Dieses Haus strömte etwas aus, das Colette nicht gefiel. Es wirkte irgendwie unheimlich.
    Edna bemerkte ihr Zögern und fragte mit leicht spöttischer Stimme: »Fürchten Sie sich vor mir?«
    »Nein, nein«, erklärte Colette dennoch etwas unsicher, »das bestimmt nicht, Edna.«
    »Dann bitte.«
    Sie gab den Weg frei, und Colette Mercier gehorchte wie unter einem Zwang und trat ein. Bevor Edna die Tür wieder schloss, schaute sie nach draußen, bewegte den Kopf hin und her und konnte keinen Zeugen entdecken.
    Wenn man sie fragte, dann würde sie alles abstreiten. Colette hatte das Haus nie betreten.
    Aber sie war jetzt da, und sie war hineingetreten in dieses ungewöhnliche Zwielicht, das hinter der Tür herrschte und sich in einem ziemlich großen Raum ausbreitete, den Colette hier kaum vermutet hätte.
    An den Wänden hingen düstere Bilder. Der Boden war voll gestellt mit alten Möbeln, kleinen Schränken, Anrichten, Vitrinen. Zwei Wandlampen verstreuten ein gelblichbraunes Licht, das aussah wie eine leicht verschmutzte Decke.
    Im Hintergrund stand eine breite Tür offen. Dahinter lag ein Raum, in dem es heller war.
    Und aus ihm drangen die Echos der Schritte hervor.
    Sie klangen hart und gleichzeitig dumpf, als würde irgendetwas auf einen metallischen Untergrund schlagen. Es waren die Schritte eines Mannes, und Colette rechnete mit dem Auftauchen des Malers.
    Sie sah ihn.
    Sie bekam eine Gänsehaut. Die Ahnung einer Gefahr steigerte sich hin bis zu einem Wissen, das schrill in ihrem Kopf nachhallte. Dieser Maler war - das Haus war - alles war - eine Falle.
    Plötzlich lachte jemand hinter ihr.
    Es war Edna.
    Und sie sagte auch etwas: »Willkommen in deinem Grab, Süße!«
    Colette dachte an die Waffe in der Handtasche, die an einem Riemen über ihrem linken Arm hing.
    Sie duckte sich, sie flirrte herum, sie wollte die Tasche öffnen, eigentlich alles gleichzeitig tun, um dieser Falle zu entrinnen.
    Sie schaffte weder das eine noch das andere.
    Dafür sauste etwas auf sie zu. Es war schwarz und wuchtig und erwischte sie am Kopf mit vehementer Wucht.
    War sie es, die schrie?
    Nein, es war nur der Triumphschrei dieser alten Frau, die sie auf dem Weg ins Nichts begleitete…
    ***
    Manchmal hatten wir den Eindruck, als hätte der Sturm nur auf unseren Wagen gewartet, um ihn wegzupusten, aber der Renault 19 zeigte sich störrisch. Er tat seine Pflicht und hielt die Bahn, als wollte er den Naturgewalten beweisen, dass

Weitere Kostenlose Bücher