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0697 - Der Leichenholer

0697 - Der Leichenholer

Titel: 0697 - Der Leichenholer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einjagte.
    Ich wartete.
    Auch Suko sagte nichts. Er saß neben mir, ohne sich zu rühren. Sein Blick war starr auf die Person gerichtet, die etwas Statuenhaftes an sich hatte, jetzt ihre Augen wieder normal bewegte, als wäre ihr etwas eingefallen.
    Konnten wir mit ihr reden?
    Suko nickte mir zu, dass ich dies übernehmen sollte. Ich sprach besser französisch.
    »Bitte, Edna, wir wollen Ihnen nichts. Wir möchten Ihnen nur raten, dass es besser für Sie ist, wenn Sie reden. Sie müssen sich diesen Gefallen einfach selbst tun.«
    Sie legte den Kopf schief. Ob bewusst oder unbewusst, war nicht zu erkennen. Möglicherweise hatte sie einen inneren Antrieb bekommen, der sie nun vorputschte.
    »Haben Sie mich verstanden?«
    Edna deutete ein Nicken an. Ihre Hände fuhren mit den unteren Flächen über den Stoff des Kleides hinweg, der sich auf ihren Oberschenkeln ausgebreitet hatte. Noch handelte sie ziemlich unsicher.
    Vielleicht kam sie sich auch wie eine Verräterin vor, wenn sie jetzt sprach.
    Was tun? Noch einmal bitten?
    Da redete sie. Sie sprach leise, ich musste mich ebenso anstrengen wie Suko, um sie zu verstehen.
    »Es ist vorbei«, sagte sie. »Es ist alles nicht gut gelaufen.«
    »Für wen nicht?«
    »Rafugil«, flüsterte sie. »Gefahr für Rafugil und seine Bilder. Gefahr für seinen Plan.«
    »Wie sieht der aus?«
    »Es ist alles vorbereitet. Seine Bilder sind bereits da. Ja, sie warten auf die Leute. Heute - heute Abend - da wird es sich entscheiden, da stellt er sie aus. Aber ich sehe die Gefahr, sie ballt sich zusammen. Jemand ist gekommen - der - der Leichenholer. Ich spüre es, ich habe es gemerkt. Auch Rafugil hat es gemerkt. Der Leichenholer wird erscheinen.«
    Suko und ich schauten uns an. Diese Person war tatsächlich für zahlreiche Überraschungen gut.
    Ein neuer Name, ein neuer Begriff war aufgetaucht.
    Der Leichenholer!
    Damit wusste ich nichts anzufangen. Wer war er? Hatte er auch einen anderen Namen, oder wurde er nur der Leichenholer genannt?
    Ich schaute Suko an.
    Der hob die Schultern. Er war ebenso unwissend wie ich. Aber es musste ihn geben. Ich wollte einfach nicht daran glauben, dass sie sich den Begriff aus den Fingern gesogen hatte.
    Der Leichenholer…
    Seltsam, aber ich wiederholte den Namen, und ihr Kopf ruckte hoch, sodass sie mich anstarren konnte.
    Ja, da glotzte mich eine Hexe an. Ich sah das Böse in ihren Augen, es kämpfte sich vor. Sie stand nicht auf unserer Seite, das merkten wir beide, aber es blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als uns einzuweihen, denn es war eine neue Gefahr aufgetreten.
    »Ihr kennt ihn!« spie sie hervor.
    »Nein!« sagte Suko.
    »Doch!« kreischte sie. »Ihr müsst ihn kennen. Ich spüre es genau, dass dem so ist.«
    Ich beugte mich vor und stützte beide Ellbogen auf den alten Schreibtisch mit den vielen Macken.
    »Woher sollten wir ihn kennen? Kannst du uns das sagen? Woher?«
    »Ich weiß es!«
    »Das glaube ich nicht. Ich habe ihn nie gesehen. Ich habe ihn nie erlebt. Er ist neu für uns…«
    Da schnellte sie hoch. Beide wunderten wir uns, welch eine Kraft in ihr steckte. Sie reagierte, als wäre einer von uns der Leichenholer.
    Wild kreischend stürzte sie uns entgegen, wollte uns mit ihren Fäusten niederschlagen, und wir mussten zu zweit eingreifen, um die Tobende zurückzuhalten.
    Mit Schaum vor dem Mund und heftig zuckend brach sie schließlich in unseren Griffen zusammen.
    Aus ihrem Mund drang ein Jaulton, der einem Seehund zur Ehre gereicht hätte. Edna machte sich schwer, wollte sich nicht hochziehen lassen, tat uns aber einen Gefallen, denn sie redete.
    Ob sie dabei mehr zu sich selbst sprach oder uns gemeint hatte, war dabei nicht festzustellen. Jedenfalls konnten wir uns auf ihre Worte konzentrieren, auch wenn sie ausgestoßen wurden, als würde bei einem Automat ein Uhrwerk ablaufen.
    »Die Gefahr kommt heute Abend. Der Leichenholer ist unterwegs. In der Kunsthalle wird er erscheinen. Die Ausstellung, die Bilder sind dort und Rafugiiiil…« Da bäumte sie sich auf, und ihr Gesicht lief gleichzeitig blau an.
    Sie zuckte, da ließen wir sie los. Suko wollte einen Arzt alarmieren, war bereits an der Tür, die er so schnell nicht mehr aufzureißen brauchte, denn ich hielt ihn zurück.
    »Sie ist tot, Suko. Edna ist tot. Wahrscheinlich hat sie einen Herzschlag erlitten.«
    Mein Freund nickte nur.
    Dann ging er doch. Wesentlich langsamer, um den französischen Kollegen Bescheid zu geben.
    Die Leiche und mich ließ er zurück.
    Ich

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