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0699 - Schule des Satans

0699 - Schule des Satans

Titel: 0699 - Schule des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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seines eigenen Zimmers auf und ging in den Korridor, der leer und hell erleuchtet vor ihm lag. Nicole, die sich inzwischen auch etwas angezogen hatte, trat neben ihn.
    Das Amulett war immer noch warm und zeigte damit die Nähe von schwarzer Magie an. Zamorra drehte sich einmal um die eigene Achse, versuchte durch die Intensität der Wärme die Quelle der Magie zu finden, aber sie blieb gleich.
    »Wieso ist es auf einmal so kalt?«, fragte Nicole in diesem Moment.
    Zamorra stutzte, als auch ihm die plötzliche Temperaturschwankung auffiel. Ein eiskalter Hauch schien durch den Gang zu wehen.
    Nein, korrigierte er sich, nicht durch den Gang. Das kommt aus dem Zimmer.
    Er drehte sich um und erstarrte.
    Neben dem Bett, auf dem sie eben noch gelegen hatten, stand eine Gestalt. Sie trug eine weiße Kutte und eine ebenso weiße Kapuze, die ihr Gesicht verhüllte. Der rechte Arm war ausgestreckt und zeigte auf einen Punkt an der Wand. Hinter dem dünnen Stoff der Kapuze bewegte sich ihr Mund, aber sie blieb stumm.
    Zamorra machte einen vorsichtigen Schritt auf sie zu. Nicole blieb etwas hinter ihm, bereit, im Notfall einzugreifen.
    Die Gestalt beachtete ihn nicht, sondern zeigte weiter auf die Wand wie in einer stummen Anklage.
    Zamorra versuchte mehr von ihr zu erkennen, aber die Kutte reichte bis über die Hände und bedeckte auch die Füße. Er konnte nicht sagen, was sich darunter verbarg.
    Erst jetzt bemerkte er, dass es völlig still im Zimmer war. Er hörte weder seine eigenen Schritte noch die Geräusche des Kaminfeuers. Es war, als stünde er in einem Vakuum.
    »Wer bist du?«, fragte er, ohne die Worte selbst zu hören.
    Er spürte Nicoles Berührung an seinem Arm und sah zu ihr. Seine Gefährtin zeigte auf einen großen Spiegel, der in einer Ecke des Zimmers stand. Er hatte sich schwarz verfärbt. Es sah aus, als sei das Glas geschmolzen.
    Zamorra wandte sich wieder der Gestalt zu, ging einen weiteren Schritt in ihre Richtung.
    Im gleichen Moment verschwand sie, ebenso schnell, wie sie aufgetaucht war.
    Die Geräusche kehrten zurück. Das Prasseln des Kaminfeuers, das Rascheln der Bäume vor den geschlossenen Fenstern, das Geräusch seines eigenen Herzschlags - all das klang plötzlich laut und aufdringlich.
    Zamorra ging zu dem geschwärzten Spiegel und berührte ihn vorsichtig. Die Oberfläche fühlte sich rau und kühl an.
    »Nun ja«, sagte Nicole trocken. »Eins wissen wir jetzt zumindest: In dieser Schule spukt's.«
    ***
    »Nein«, sagte Norman. »Ich hab noch nie gehört, dass es hier spuken soll.«
    Er stellte eine Flasche Whisky und drei Gläser auf den Tisch und unterdrückte ein Gähnen. Trotz seiner gegenteiligen Versicherung fürchtete Zamorra, den alten Studienfreund geweckt zu haben.
    Sie saßen ihm Wohnzimmer des Direktors, das in dem gleichen privaten Trakt lag, in dem sich auch sein Büro befand.
    »Sind Sie ganz sicher?«, fragte Nicole. »Geisterphänomene treten normalerweise nicht urplötzlich auf.«
    Norman schüttelte den Kopf. »Ich bin seit fast zehn Jahren hier, einige Kollegen sogar noch länger. Unsere Sicherheitsleute sind jede Nacht im ganzen Gebäude unterwegs. Glauben Sie mir, wenn es solche Vorkommnisse gäbe, wüsste ich davon.«
    Er versuchte ein Lächeln. »Es soll ja Leute geben, die stolz darauf sind, einen kopflosen oder kettenrasselnden Geist in ihrem Schloss zu beherbergen. Wir wären darüber weniger amüsiert. Und wir sind schließlich ein Elite-Internat und nicht Hogwarts.«
    Zamorra lehnte sich zurück und betrachtete den Papierstapel, den Norman auf seinen Wunsch zusammengesucht hatte. Dazu gehörte ein Grundriss des Gebäudes und eine Schulchronik. Ihm ging das Bild der zeigenden Gestalt nicht aus dem Kopf. Hatte sie ihnen damit etwas sagen wollen? Wenn ja, fanden sie in den Aufzeichnungen vielleicht einen Hinweis.
    »Am besten«, fuhr der Direktor fort, »redet ihr morgen mit Sean, unserem Hausmeister. Sein Vater hat bereits hier gearbeitet und dessen Onkel auch. Wenn jemand alte Spukgeschichten kennt, dann Sean.«
    Zamorra stand auf und nahm die Papiere an sich. »Gute Idee. Bis dahin können wir die Nacht noch etwas nutzen und den Stapel durcharbeiten.«
    »Oh«, sagte Norman. Er klang enttäuscht. »Ich hatte eigentlich gedacht, wir reden ein wenig über alte Zeiten. Schließlich haben wir viel aufzuholen.«
    Der Parapsychologe wollte zu einer Entschuldigung ansetzen, aber Nicole kam ihm zuvor.
    »Macht das ruhig. Die Unterlagen kann ich auch allem

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