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0699 - Schule des Satans

0699 - Schule des Satans

Titel: 0699 - Schule des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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jetzt stark genug, um euch alle zu verändern, viel schneller, als es bei mir geschah. Ich beneide dich um die neue Erfahrung, die vor dir liegt, Wahid. Noch in dieser Nacht wird sich alles entscheiden.«
    ***
    Zamorra gähnte noch einmal ausgiebig. Am liebsten hätte er mit Nicole getauscht, die zuerst mit Norman und dann mit dem Hausmeister sprechen wollte. Ein längerer Spaziergang durch die trockene schottische Kälte hätten seine Müdigkeit schnell vertrieben, aber das ging nicht. Stattdessen musste er sich den Intelligenzbestien in einer weiteren Unterrichtsstunde stellen.
    Er betrat den Klassenraum.
    »Guten Morgen«, sagte Zamorra, obwohl er anderer Meinung war.
    »Guten Morgen«, kam das Echo seiner neun Schüler zurück. Prasads Platz war weiterhin leer. Er war in den frühen Morgenstunden vom elterlichen Hubschrauber abgeholt und in eine Londoner Privatklinik geflogen worden. Entweder trauten seine Eltern den Qualitäten der Schulärzte nicht oder Prasad hatte ihnen am Telefon mehr verraten als dem Direktor.
    Zamorra lehnte sich gegen das Pult und bemerkte überrascht, dass die meisten seiner Schüler so aussahen, wie er selbst sich fühlte. Ihre Gesichter waren blass, die Ringe unter ihren Augen dunkel. Nur Alexander, Mortimer und James wirkten frisch und ausgeruht.
    »Ihr habt gestern Nacht wohl ein wenig gefeiert«, sagte er.
    Gleichgültiges Schulterzucken war die Antwort.
    »Gab es einen besonderen Anlass?«
    Die Schüler starrten stumm auf die Tische. Niemand sagte etwas.
    »Entschuldigen Sie, Professor«, unterbrach Alexander schließlich die Stille, »aber unsere Eltern bezahlen sehr viel Geld für unsere Erziehung. Vielleicht wären Sie so freundlich, jetzt mit dem Unterricht zu beginnen.«
    Zamorra lächelte. »Ich wollte euch nur in Stimmung bringen, denn das Thema, über das wir heute sprechen wollen, hat viel mit Feiern und Ritualen zu tun.«
    Er beobachtete die Schüler sehr genau, als er die nächsten Worte sagte: »Es geht um Geheimbünde, so was wie die Tempelritter, die Freimaurer oder die filii noctis…«
    Alexander zuckte deutlich sichtbar zusammen. Auch die anderen wandten ihre Aufmerksamkeit plötzlich dem Unterricht zu. Die Müdigkeit verschwand aus ihren Gesichtern.
    Zamorra wusste, dass er einen Nerv getroffen hatte. Jetzt musste er schnell handeln, bevor die Jugendlichen den Schock überwunden hatten.
    »Alexander, du scheinst dich damit auszukennen. Erzähl uns doch etwas über die filii noctis.«
    Der Teenager schüttelte den Kopf, während seine Finger nervös mit den Tasten des Laptops spielten. »Ich weiß nicht, wovon. Sie sprechen.«
    »Willst du damit sagen, dass es etwas gibt, das du nicht weißt?« Zamorra ging langsam auf ihn zu. »Habe ich etwa mehr Wissen als du?«
    Er sah die Wut im Gesicht des Schülers und provozierte ihn weiter, hoffte, dass er einen Fehler machen würde. Seine Intelligenz und sein Wissen waren zwar groß, aber er war immer noch ein vierzehnjähriger Junge.
    »Kannst du diese Fragen auch nicht beantworten? Willst du mir nicht beweisen, dass du mehr weißt als ich?«
    Alexander hatte die Hände zu Fäusten geballt.
    »Natürlich kenne ich die Antworten«, zischte er, »aber ich werde sie Ihnen nicht sagen.«
    »Das hört sich aber sehr nach einer Ausrede an.«
    Zamorra hatte den Tisch des Jungen erreicht und blieb dicht davor stehen. Alexander musste zu ihm aufsehen, was ihn nur noch weiter reizte.
    »Ich habe keine Ausreden nötig«, fuhr er den Dämonenjäger an. »Sie wissen doch überhaupt nicht, um was es hier geht!«
    »Vielleicht weiß ich es besser als du.«
    »Blödsinn!« Alexander sprang auf. »Sie wissen nichts. Für Sie ist filii noctis doch nur ein Name ohne Bedeutung! Dabei…«
    Der Schmerz explodierte in Zamorras Kopf. Die Welt geriet aus dem Gleichgewicht, verschwamm vor seinen Augen. Er sackte zusammen, glaubte geisterhafte Gestalten in weißen Kutten zu sehen, die sich über ihn beugten, dann wurde alles schwarz.
    ***
    Tagebuchaufzeichnungen von Kenneth McLean
    15. Februar 1701
     
    Ich weiß nicht, warum ich diese letzten Sätze gestern Nacht geschrieben habe. Ich will niemanden töten, selbst Alfred nicht. Trotzdem sehe ich eine Schlinge um seinen Hals, wann immer ich ihn erblicke…
    Nach dem Morgengebet hatte ich endlich Gelegenheit, mit Jeffrey zu sprechen. Ich war wohl doch eingeschlafen, als er zurückkam. Er hat mir versichert, dass die filii noctis harmlos sind. Er sagt, die Treffen seien nicht mehr als ein Spiel und

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