0700 - Assungas Zaubermantel
in den Sternen. Es konnte durchaus sein, daß Lilith versuchte, sie wieder aufzubauen. Neue Mitglieder würde sie bestimmt finden, denn noch immer waren die Menschen verrückt genug, einem falschen Propheten hinterherzulaufen.
Uns würde das nicht primär berühren, denn durch Kyles Aussagen war ich auf eine andere Spur gestoßen, die von London weg und in das Land der dunklen Wälder, düsteren Schluchten und unheimlichen Legenden führte. Nach Rumänien.
Und dort lebte glücklicherweise unser Freund Marek, der auch der Pfähler genannt wurde…
***
Als wir später mit Sir James zusammensaßen und Kriegsrat hielten, war keiner von uns begeistert, aber ich hörte auch von Sir James kein Wort des Vorwurfs. Er war der Ansicht, daß wir uns den neuen Gegebenheiten stellen sollten, und er zeigte sich gar nicht mal verwundert darüber, daß Assunga den Weg nach Rumänien eingeschlagen hatte, um Mallmann zu finden, weil dies das klassische Vampirland war.
Ich hatte Bedenken. »Mallmann in Rumänien? Das will mir einfach nicht in den Kopf.«
»Warum nicht?«
»Es ist mir zu einfach, Sir!«
Der Superintendent lächelte. Er drapierte seine Arme flach auf den Schreibtisch und legte seine Hände übereinander. »Warum wollen Sie es immer kompliziert machen, John?«
»Kann ich Ihnen selbst nicht sagen. Möglicherweise liegt es an meinem Gefühl.«
»Gut, das akzeptiere ich. Und was meinen Sie, Suko? Haben Sie dieselbe Meinung?«
»Ich tendiere dahin.«
»Warum?«
»Mallmann hat seine Eisvampire verloren, das wissen wir. Und damit besitzt er auch keinen Stützpunkt mehr. Er wird gezwungen sein, sich einen neuen aufzubauen. Was, um alles in der Welt, spricht dagegen, daß er sich nicht Rumänien ausgesucht hat? Bestimmt nicht die wirtschaftliche Situation des Landes, um so etwas hat sich Mallmann noch nie gekümmert. Je größer das Chaos, das Durcheinander, um so weniger wird man sich für ihn und seine Aktivitäten kümmern. Und da fällt auch eine Person wie Assunga kaum auf.«
»Gut gesagt.« Sir James lächelte. »Das klingt beinahe, als hätten Sie sich abgesprochen, damit Sie so schnell wie möglich nach Rumänien reisen können.«
»Es wäre wirklich das beste«, sagte ich.
»Und was ist mit Marek?«
Ich nickte Sir James zu. »Es liegt auf der Hand, daß wir versuchen werden, ihm von hier aus eine Nachricht zu überbringen. Ich denke da an ein Telegramm.«
»Damit bin ich einverstanden. Aber wonach soll Marek suchen? Nach unserem Freund Mallmann?«
»Zuerst nach Assunga.«
»Das Land ist groß«, meinte der Superintendent versonnen. »Meine Güte, wenn ich daran denke, daß die Wälder oftmals so gut wie undurchdringlich sind, daß es dort unzählige Verstecke gibt, die alten Burgen und Schlösser nicht mit eingerechnet, da wird die Chance auch für einen Mann wie den Pfähler sehr gering sein.«
»Stimmt schon«, gab ich zu. »Andererseits kennt Marek auch die Orte, wo sich das Böse heimisch fühlt.«
Sie James nickte. »Alles klar. Versuchen Sie, den Pfähler zu erreichen! Jetzt eine andere Frage. Ist die Spur hier in London tatsächlich so abgebrochen, wie Sie sagen?«
»Ja, Sir.«
Er rückte seine Brille zurecht. »Dann war Kyle das letzte Mitglied der Schattenkirche?«
»Ich weiß es nicht, ob er tatsächlich der letzte gewesen ist. Es wird noch andere Mitglieder geben. Wir haben in dem Waggon ja einige gesehen, aber ich sage Ihnen, daß Kyle am meisten gewußt hat. Die Übrigen sehe ich mehr als Mitläufer an. Kyle hat mehr gewußt. Er kannte ja auch das Ziel der Hexe, und ich bin davon überzeugt, daß er uns auf keinen Fall angelogen hat.«
Sir James lächelte und nickte. »All right, Sie können fliegen. Ich besorge Ihnen die Unterlagen, während Sie versuchen, Marek zu erreichen. Eine andere Frage. Haben Sie nicht damals dafür gesorgt, daß er an ein Telefon herankam?«
»Das stimmt. Nur weiß ich nicht, ob es noch funktioniert. Ich habe nicht immer Glück gehabt. Meistens ging es daneben, da bin ich ehrlich. Da die große Revolution vorbei ist, werden wir es trotzdem versuchen. Sollte ich nicht nach Petrila durchkommen, werde ich es weiterhin mit einem Telegramm versuchen.«
»Einverstanden.«
Suko und ich waren entlassen. Nachdenklich verließen wir das Büro. Ich dachte über den Fall nach und stellte mir schon jetzt die Frage, wie Dracula II wohl reagieren würde, wenn die Hexe Assunga ihn gefunden hatte. Konnte er mit dieser Person, die sich ihm bestimmt als Helferin anbot,
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