0701 - Sprung in die Freiheit
Vergangenheit, zu jenem Mann, der ihm die Vorgänge, die inzwischen rund vierzig Jahre zurücklagen, wieder und wieder geschildert hatte, bis sie sich unauslöschlich in sein Gedächtnis eingegraben hatten.
Und als Sergio Percellar den Anfang des Fadens wiedergefunden hatte, begann er zu sprechen ...
*
Das Schiff bewegte sich mit langsamer Fahrt durch die Staubmassen des Mahlstroms.
Nur wenige Lichtstunden hinter ihm blieben die Sonne Medaillon sowie die Erde und der Erdmond zurück - und vor ihm lagen Abgründe, die niemand kannte, und ein Ziel, dessen Positionsdaten ebenfalls unbekannt waren.
Das Schiff hieß SOL und glich annähernd einer gigantischen Hantel. Das Mittelteil dieser Hantel bestand aus einer zylindrischen Konstruktion von einer Länge von 1500 Metern und einem Durchmesser von ebenfalls 1500 Metern. Die beiden an den Zylinder angeflanschten Kugeln durchmaßen je 2500 Meter.
Es waren Kombinations-Trägerschiffe der UNIVERSUM-Klasse, äußerlich der legendären MARCO POLO gleichend, innerlich jedoch so verschieden von ihr wie eine Transformkanone von einem Thermostrahler.
Zwar hatte die MARCO POLO ebenfalls NUGAS-Protonenstrom-Reaktoren besessen, die sich die ungeheure Energieausbeute der Materie-Antimaterie-Reaktion zunutze machen sollten, aber diese Prototypen waren eine Fehlkonstruktion gewesen und hatten bei der ersten praktischen Erprobung beinahe eine Katastrophe über alle Völker der Galaxis gebracht.
Die NUGAS-Protonenstrom-Reaktoren der SOL - und zwar des Zylinders und der beiden Kugelschiffe waren Neukonstruktionen, deren Prototypen über fünfzehn Jahre lang auf Prüfständen erprobt worden waren. Sie funktionierten einwandfrei und verliehen dem Kombinationsschiff eine praktisch unbegrenzte Reichweite.
Aber vorerst war die SOL nicht mehr als ein Koloß, der auf tönernen Füßen stand, solange er nicht über eine ausreichende Besatzung verfügte.
Das wußte auch Perry Rhodan, der mit Galbraith Deighton am Kartentisch in der Hauptzentrale der SZ-l saß. Die SZ-l (SOL-Zelle 1) war das Führungsschiff des hantelförmigen Gebildes und somit die Bugzelle der Dreier-Kombination.
„Wir haben zwei Schwierigkeiten zu überwinden, bevor wir uns auf den Flug zur Heimatgalaxis begeben", erklärte Perry Rhodan.
„Erstens müssen wir uns eine ausreichende Besatzung beschaffen, und zweitens müssen wir mit Hilfe unseres SPARTAC-Teleskops die Positionsdaten der Milchstraße ermitteln, die die Aphiliker aus SENECA entfernt haben."
Galbraith Deighton nickte. Er lächelte leicht, als er sagte: „Für die Überwindung der ersten Schwierigkeit haben Sie ja schon am Beginn der Aphilie vorgesorgt, Perry. Wenn ich daran denke, daß Sie schon damals zehntausend ausgebildete Raumfahrer, Wissenschaftler und Techniker nach Carrent-Fort schickten, muß ich nachträglich Ihre Voraussicht bewundern.
Damals dachte ich noch nicht im Traum daran, welche Katastrophe sich wirklich anbahnte."
„Ich wußte auch noch nicht genau, was damals auf die Menschheit zukommen würde", erwiderte Rhodan ernst. Um seinen Mund hatten sich Falten eingegraben, die früher nicht dagewesen waren. „Aber ich hatte die Pflicht, auch für den schlimmsten möglichen Fall vorzusorgen. Also wählte ich zehntausend Frauen und Männer aus, die an Bord ihrer Schiffe ständig unterwegs gewesen waren und deshalb von der verhängnisvollen Strahlungskomponente Medaillons kaum oder gar nicht beeinflußt worden waren. Wir brauchten sie nur von Carrent-Fort abzuholen, dann hätten wir eine komplette unbeeinflußte Besatzung."
Deighton runzelte die Stirn und blickte seinen Vorgesetzten und Freund grübelnd an.
„Sie sprechen, als gäbe es noch zusätzliche Schwierigkeiten", meinte er.
Rhodan nickte.
„Ich kenne meinen alten Freund Bully, der trotz seines Zellaktivators ebenfalls von der Aphilie befallen wurde. Bully wird vermuten, daß ich noch einen Trumpf im Ärmel habe - eben, weil er mich nur zu gut kennt-, und er wird versuchen, mich am Ausspielen dieses Trumpfes zu hindern."
„Aber er weiß nichts Konkretes", sagte Deighton.
„Das nicht, Gal", erwiderte Perry Rhodan. „Aber um zu erfahren, was wir vorhaben, braucht er die SOL nur beobachten zu lassen."
Er schaltete den Interkom zur Ortungszentrale durch und sagte: „Chef an Ortung! Bitte kommen! Ende!"
Auf dem Bildschirm tauchte das Gesicht von Telmar Shanon auf, einem immun gebliebenen Ortungsoffizier, der früher auf einem anderen Schiff Dienst getan
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