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0702 - Das Stummhaus

Titel: 0702 - Das Stummhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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kamen näher und unterhielten sich. Vester rannte ein Stück zurück, bis er einen Hauseingang fand, in dem er sich verbergen konnte. Die beiden Männer, wahrscheinlich Angestellte des Stummhauses, mußten direkt an ihm vorbeikommen, wenn sie nicht die Richtung änderten.
    Sie sprachen so laut, daß er ihrer Unterhaltung folgen konnte.
    „...wieder so einer, der sich drücken wollte. Aber sie haben ihn geschnappt. In zwei Tagen bringen sie ihn, und die Alte sicher auch, die er mitgenommen hat."
    „Wie heißt der Kerl?"
    „Caughens, oder so ähnlich. Er erhielt die Einweisung und haute ab in die Wüste oder in die Berge. Heute haben sie ihn nach Terence ins Gefängnis gebracht, weil kein direkter Transport von dem Kaff aus ging, in dem sie ihn fingen."
    „Warte doch mal", sagte der eine und blieb stehen, nur wenige Meter von Vesters Versteck entfernt. „Wie, sagtest du, hieß der Alte?"
    „Kervin Caughens, glaube ich. Warum?"
    „Den kenne ich, wohnt ganz in meiner Nähe. Habe schon immer darauf gewartet, daß er endlich bei uns eintrifft. Na, dem werde ich die Hölle heiß machen, darauf kannst du dich verlassen...
    Sie waren weitergegangen. Ihre Stimmen verklangen in der Dunkelheit.
    Vester stand wie erstarrt im Hauseingang.
    Terence!
    Das war eine Siedlung, kaum zweihundert Kilometer von Melbourne entfernt, mitten in der Steppe. Er hatte zwei Tage Zeit, die Identität mit dem Alten zu tauschen. Es kam dabei weniger auf das Aussehen, als auf den Einweisungsbefehl an. Wenn er den hatte, würde man keine Fragen stellen. Die Frage war nur, wie er es anstellte, an diesen für ihn so wichtigen Plastikstreifen zu kommen.
    So schnell er konnte, eilte er zurück ins Hotel.
    „Ich muß fort, Hart, und zwar so schnell wie möglich. Kann mir unsere Kollegin einen Gleiter besorgen, der mich nach Terence bringt?"
    „Nach Terence? Im Norden?"
    „Ich kenne sonst kein Terence." Hastig erklärte er Hart, worum es ging. „Das ist die Chance, und ich werde sie nutzen. Tut mir leid, aber unsere Wege trennen sich nun. Bring du das Kind in Sicherheit, und ich finde das Geheimnis der Stummhäuser heraus."
    „Das überlebst du nicht, Vester. Überlege es dir."
    „Schon geschehen, mein Freund. Her mit dem Verwandlungszeug, ich fange gleich an mit der Maske und..."
    „Leg dich schlafen, Vester! Ich werde morgen früh zu unserer Kollegin gehen und den Gleiter besorgen. Sie hat entsprechende Verbindungen. Du hast also Zeit genug, Maske zu machen. Auf jeden Fall wirst du kaum Erfolg haben, wenn du müde bist."
    Das sah Vester ein, den ein fast heiliger Eifer gepackt hatte. Er nahm Bettzeug und bereitete sich ein Lager auf dem Teppichboden.
    Minuten später war er eingeschlafen.
     
    *
     
    Kervin verriet Kathleens Versteck nicht, obwohl man ihm versprach, die Einlieferung ins Stummhaus um ein oder zwei Jahre hinauszuschieben. Ben ließ ihn nach Terence bringen, wo er in zwei Tagen abgeholt werden sollte.
    Er saß in einer engen Zelle und begriff auf einmal, was Kathleen gemeint hatte, als sie von dem „Paradies und Freiheit in der Wildnis" gesprochen hatte. Die Höhle kam ihm plötzlich wie eine Luxusvilla vor; und er hätte einige Jahre seines Lebens dafür gegeben, wieder dort sein zu können - wenn seine Jahre noch zählten.
    In dieser Nacht schlief er kaum, denn alle Stunden kam jemand, weckte ihn auf und fragte ihn, wo sich Kathleen Toaklander versteckt hielte. Immer wieder schüttelte er den Kopf und schwieg. Um keinen Preis würde er sie verraten, lieber würde er gleich sterben. In erster Linie ging es ihm darum, das Versteck nicht preiszugeben, das nach seinen Enthüllungen keines mehr sein würde. In ihm war noch die irre Hoffnung, seinen Häschern und damit dem Stummhaus entfliehen zu können.
    Der nächste Tag brachte keine Abwechslung, und gegen Abend gab man es auf, ihn zu befragen. Endlich hatte er seine Ruhe und konnte schlafen. Morgen kam der Transporter.
    Doch auch diesmal täuschte er sich.
    Mitten in der Nacht wurde er vorsichtig geweckt, und eine Hand legte sich auf seinen Mund, damit er nicht schreien konnte. Eine heisere Stimme flüsterte: „Kein Wort, Kervin Caughens. Ich bin gekommen, um Ihnen zu helfen. Haben Sie noch Ihre Einweisung ins Stummhaus Nr. 23?"
    Der alte Mann glaubte an einen neuen Trick seiner Bewacher und rührte sich nicht. Er gab auch keine Antwort. Er schwieg einfach.
    Vester versuchte es noch einmal: „Ich versichere Ihnen noch einmal: ich will Ihnen nur helfen. Ich gehöre einer

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