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0702 - Das Stummhaus

Titel: 0702 - Das Stummhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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verlassenen Häuser blieb, um zu schlafen. Morgen würde sie schon wiederkommen.
    Trotzdem verbrachte Kervin keine besonders ruhige Nacht.
    Immer wieder schreckte er hoch, wenn er draußen vor der Höhle ein Geräusch hörte. Aber dann merkte er, daß es nur ein Kaninchen oder ein anderes Tier war. Er legte Holz nach und versuchte erneut zu schlafen.
    Kathleen kam auch am nächsten und übernächsten Tag nicht.
    Am dritten Tag beschloß er, sie zu suchen.
    Sie hatte ihm den Weg geschildert. Bis zu der verlassenen Siedlung, die im Norden am Fuß des Gebirges lag, waren es drei oder vier Wegstunden. Er konnte sie gegen Mittag erreichen, wenn er sich nicht verirrte.
    Er nahm zur Vorsicht einen kräftigen Knüppel mit, um sich gegen Angriffe wilder Tiere zu schützen, von denen es in dieser Gegend noch immer welche geben sollte. In seiner kleinen Tragetasche war, der Rest des gebratenen Kaninchens.
    Links erstreckte sich die hügelige Steppe bis zum Horizont, rechts lag das Gebirge mit seinen abgerundeten Gipfeln und engen Tälern. Kervin war überzeugt, daß sich dort ebenfalls Flüchtlinge versteckt hielten, aber er verspürte keine Sehnsucht danach, Verbindung mit ihnen aufzunehmen.
    Wenn Kathleen allerdings verschwunden blieb, was er nicht hoffte, würde er es sich überlegen müssen, denn so günstig die Höhle und das Plateau auch lagen, den Rest seines Lebens wollte er dort nicht verbringen - wenigstens nicht allein.
    Er blieb wie erstarrt stehen, als er vor sich in geringer Höhe plötzlich die dunklen Punkte sah, die mit erstaunlicher Geschwindigkeit auf ihn zukamen. Im ersten Augenblick glaubte er, es handele sich um große Vögel und packte den Stock fester.
    Aber dann begriff er, daß es Gleiter waren, die in breit ausgeschwärmter Formation flogen und das Gelände absuchten.
    Eine Patrouille!
    Kervin sah sich nach einem Versteck um und mußte erkennen, daß er gerade in einem ungünstigen Gelände stand. Das Gras war nur kniehoch, Büsche oder Bäume gab es keine. Trotzdem warf er sich auf den Boden und rollte sich in eine flache Mulde, von der er hoffte, daß sie tief genug war, um ihn zu verbergen.
    Die Gleiter kamen näher. Ihre Flughöhe betrug kaum fünfzig Meter. Mit Sicherheit hatten sie Suchgeräte an Bord, die jede noch so geringe Wärmeausstrahlung registrierten. Da nützte auch das beste Versteck nichts.
    Reglos blieb er liegen, das Gesicht in den sandigen Boden gepreßt. Zuerst vernahm er nur das leise Summen der Maschinen, aber es wurde ständig lauter - und dann blieb es.
    Vorsichtig blickte er nach oben. Die Gleiter schwebten wie schwerelos über ihm und sanken langsam tiefer. Sie landeten so, daß er von ihnen eingeschlossen wurde. Männer in Uniformen stiegen aus und kamen mit schußbereiten Waffen auf ihn zu.
    Da gab Kervin es auf.
    Er stand auf und hob die Hände, um ihnen zu zeigen, daß er sich der Gewalt nicht widersetzen würde. Vielleicht hätte er doch bei der Höhle bleiben sollen, denn es war ihm klar, daß sie das Versteck nicht kannten, sonst wären sie direkt hingeflogen. Wenn sie also Kathleen geschnappt hatten, so war sie doch nicht zur Verräterin geworden.
    Natürlich, sie hatten Kathleen, und nun suchten sie systematisch nach weiteren Flüchtlingen. Vielleicht hatte auch der Plan des Fremden nicht funktioniert, und seine Doppelrolle war entdeckt worden.
    Sie untersuchten ihn wortlos nach Waffen.
    Dann fragte einer von ihnen: „Du sollst ins Stummhaus und bist geflohen? Gib es nur zu, das ist besser für dich. Dein Name?"
    „Kervin Caughens."
    „Alter?"
    „Einhundertachtundvierzig." Der Mann nickte. „Stimmt mit den Angaben der alten Frau überein.
    Los, einsteigen!"
    Sie schoben ihn in einen der Gleiter und starteten.
     
    *
     
    Kathleen hatte die verlassene Siedlung erreicht und sich gleich an die Arbeit gemacht. An den Obstbäumen hingen die überreifen Früchte, die sie einsammelte und im Schatten einer Ruine stapelte. Später würde sie das Obst in dem mitgebrachten Sack verstauen und sich auf den Rückweg zur Höhle machen.
    Dann inspizierte sie die verwilderten Felder und entdeckte die überall aus dem Boden sprießenden Jungpflanzen. Sorgfältig grub sie diese aus, ließ die Erdballen an den Wurzeln und legte sie ebenfalls in den Schatten, damit sie frisch blieben.
    Als es zu dunkeln begann, faßte sie den Entschluß, die Nacht über in der Siedlung zu bleiben. Hier fühlte sie sich sicherer als draußen in der Steppe. Auf der mit Gras bewachsenen Dorfstraße

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