0705 - Schrei nach dem Satan
gewesen und handelte aus einem Reflex heraus.
Sie warf sich zur Seite.
Es war genau der richtige Zeitpunkt, den sie erwischt hatte. Dabei hörte sie die behandschuhte Rechte gegen das starke Türholz schlagen. Der Aufprall wurde von einem dumpf klingenden Geräusch begleitet.
Aus dem Mund des magischen Kunstgeschöpfes strömte ein wilder Fluch. Cigam wirbelte sofort herum, wollte nachstoßen, aber Greta Morgan war bereits ausgewichen und auf die Treppe zugelaufen. Sie beging dabei nur den Fehler, rückwärts zu laufen und hatte sich mit der Entfernung verschätzt.
Die oberste Stufe übersah sie, kippte weg und schrie auf.
Und sie fiel…
Ihr Rücken, ihr Kopf, alles wurde in Mitleidenschaft gezogen. Jeder Aufprall schickte einen glühenden Schmerzpfeil durch ihren Körper, und sie hatte das Gefühl, ihre eigenen Knochen brechen zu hören.
Vielleicht hätte sie schreien sollen, aber sie fiel stumm die enge Treppe hinab, und das Poltern wurde weder von ihren Kindern noch von den Gästen im Pub gehört.
Vor der Treppe blieb sie liegen.
Cigam aber war bereit, die Zimmertür aufzubrechen und sich seine Beute zu holen…
***
»John, ich habe Angst!« sagte Carter Eastland mit schwerer Stimme, und es hörte sich nicht so an, als würde er uns etwas vorlügen.
Ich machte in Optimismus, denn das Geständnis entlockte mir ein leises Lachen. »Wovor haben Sie Angst, Carter? Sie sind doch geheilt. Die, Pest ist vorbei.«
»Das stimmt schon. Trotzdem…«, er schüttelte den Kopf. »Ich fürchte mich vor der Zukunft und vor der nächsten Nacht. Vor der Finsternis, eigentlich vor allem.« Wir hatten ihn in die Mitte genommen, jetzt blieb er stehen. »Ich weiß einfach, dass etwas passieren wird.« Er nickte sich selbst zu. »Ja, ich weiß es.«
Suko und ich sagten kein einziges Wort. Mein Freund hob die Schultern, ich dachte ähnlich wie Carter, hatte meine Gedanken aber nicht aussprechen wollen, um unseren Begleiter nicht noch stärker zu deprimieren.
Wir waren zu Fuß in den Ort hineingegangen. Tiefblau war der Himmel über den Bergen.
Wolken schien es nicht mehr zu geben. Das Firmament war blank gefegt und funkelte im Licht der Sterne wie eine Riesendecke, an der zahlreiche, kleine Lampen eingeschaltet worden waren.
Vor uns lag Farthham.
Nur wenige Lichter erhellten den Ort. Die meisten der kleinen Straßen und Gassen lagen im Dunkeln. Die Laternen, die es dort gab, konnten wir an einer Hand abzählen.
Ein einsamer Wagen kurvte durch eine Straße, hielt dann an. Die Scheinwerfer verloschen, und es sah aus, als hätte jemand einen Sack über das Auto gestreift.
Wir hatten erst überlegt, auf Father Ignatius zu warten, dann hatte es uns doch zu lange gedauert, und wir waren gegangen. Keiner von uns ahnte, wie nahe uns dabei einer der vier Horror-Reiter gewesen war. Aber wir waren auch nur Menschen und konnten nicht überall hinschauen.
Unser Ziel lag in der Mitte des Ortes. Ein schmaler Feldweg führte auf die ersten Häuser zu, zumeist Scheunen, in denen die Bauern ihr Heu aufbewahrten.
An den Hängen hatten sich auch die Schafherden zur Ruhe gelegt.
Hoch über uns grüßte ein Flugzeug mit seinen Positionsleuchten.
Natürlich waren wir auf der Hut. Suko und ich zeigten es nicht so stark wie Carter Eastland, der seinen Kopf nie ruhig halten konnte und sich immer umschaute, denn vor dem Unbekannten mit dem Handschuh hatte er eine panische Angst.
Der Handschuh und der Schädel. Für mich gehörten beide Teile zusammen. Nur wusste ich nicht, wer die Nachfolge dieses Knappen angetreten hatte.
Alchimisten gab es in der heutigen Zeit nicht mehr, wohl aber Magier oder Personen, die sich auf die Seite des Teufels gestellt hatten, und ihnen kam so etwas wie ein magischer Handschuh sehr gelegen.
Es hatte sich abgekühlt, der in das Tal hineinwehende Wind tat uns gut. Es roch nach gemähtem Gras, ein Geruch den ich liebte, der mich immer an Urlaub und Nichtstun erinnerte, aber das konnte ich in diesem Fall vergessen, wobei überhaupt der Begriff Urlaub für mich ein Fremdwort war.
Farthham empfing uns sehr still.
Keine Stimmen, kein Geschrei, nicht einmal das Bellen von Hunden oder das Schreien der Katzen. Uns schien es, als hätten sich Mensch und Tier verkrochen.
Die Stadt war tot, die Stadt wartete…
Hatte das Grauen schon Einzug gehalten, oder lauerte es außerhalb und wartete nur darauf, zuschlagen zu können. Mir waren die Horror-Reiter zudem nicht aus dem Kopf gegangen. Wenn ich ehrlich war, musste
Weitere Kostenlose Bücher