0708 - Der Höllenkerker
sie mit ihrem eigenen Zugriffscode aktivieren können, ganz gleich, wem es gehörte. Und dann im Cháteau anrufen, damit Butler William von Frankreich aus einen Notarzt in Italien alarmierte…
Aber so ging nichts.
Und ein paar Dutzend Meter höher am Berghang lag der reglose Ted Ewigk und verlor immer mehr Blut…
***
Teri Rheken sah verblüfft zu. »Was machst du da?«, staunte sie.
Zamorra bewegte sich mit dem Pfahl, drehte ihn. »Ich versuche das verdammte Mistding 'rauszuschrauben«, sagte er.
»Falsche Drehrichtung«, erkannte sie. »Versuch's anders herum. - Bist du sicher, dass diese Pfähle verschraubt sind?«
»Da sie sich nicht glatt nach oben 'rausziehen, aber drehen lassen, liegt das doch nahe«, erwiderte er.
Teri bemühte sich jetzt selbst, konnte ihren Pfahl aber nicht bewegen.
Und der von Zamorra drehte leer, wie sich bald herausstellte. Er wurde einfach nicht lockerer, weder links noch rechts herum.
»Jemand spielt mit uns«, vermutete die Druidin. »Ähnlich wie vorher bei mir, als die Monster immer wieder auftauchten und mich attackierten -vorwiegend meine Psyche. Mich wundert schon, dass sie sich noch nicht wieder gezeigt haben.«
»Beschrei's nicht«, warnte Zamorra. »Wer den Teufel an die Wand malt…«
Er überlegte, welche Möglichkeiten es noch gab, sich zu befreien. Aber Teri gehörte nicht gerade zu den Dümmsten im Lande. Wenn sie, die schon viel länger hier gefangen war als er, es noch nicht geschafft hatte, einen Weg zu finden, waren die Chancen gering.
Im nächsten Moment tauchten die Ungeheuer auf. Saurierhafte Monster mit mächtigen, kantigen Schädeln, die fast nur aus Kiefern und Zähnen bestanden. Woher sie kamen, hatte Zamorra nicht feststellen können, aber sie näherten sich rasch den beiden Pfählen.
»Verdammt«, murmelte Teri. »Jetzt sind sie schon zu dritt.«
Sie rissen die Mäuler auf, präsentierten den beiden Gefangenen ihre mörderischen Gebisse.
»Scheiße«, keuchte Teri. »Diesmal machen sie ernst.«
Eines der Monster hatte sie bereits erreicht - und stülpte seinen Rachen über den Kopf der Druidin, um zuzubeißen…
***
Fieberhaft überlegte Nicole, was sie tun konnte. Ted irgendwie zum Auto schaffen, hinein verfrachten und so schnell wie möglich zur nächsten Klinik fahren. Aber was, wenn er dabei noch mehr verletzt wurde? Außerdem hoffte sie immer noch, irgendetwas für Zamorra tun zu können. Wenn sie selbst nun erst wieder bis nach Rom zurück fahren und auch noch suchen musste, wo sich ein Hospital befand, verlor sie eine Menge Zeit! Immerhin wusste sie zwar, wo man in Rom gut einkaufte und gut speiste, nicht aber, wie's mit der medizinischen Notfallversorgung aussah!
»Merde«, flüsterte sie verbissen vor sich hin.
Sie stieg wieder aus, ging hangaufwärts, kam dabei an Ranseiers altem Rolls-Royce vorbei - und sah durchs Fenster des Wagens ein Autotelefon.
Eines von der alten Sorte…
Sie überlegte nicht lange. Was interessierte es sie, dass der Wagen abgeschlossen und mit Polizeisiegeln versehen war? Dies war ein Notfall!
Sie hob einen Stein vom Boden auf und zerschmetterte damit die Fensterscheibe der Fondtür. Dann entriegelte sie die Türen von innen und schwang sich auf den Vordersitz, um das Telefon in Betrieb zu nehmen.
Es funktionierte auch bei ausgeschalteter Zündung und enthob sie der Sorge, wie sie den Wagen kurzschließen konnte, um den Apparat unter Strom zu setzen.
Kurz überlegte sie. Verdammt, wie lautete die allgemeine Notrufnummer hier in Italien? Gab es so etwas überhaupt? Bei weitem nicht in allen Ländern der Welt erreichte man von überall im Land mit einer allgemein gültigen, einfachen Rufnummer die Polizei, Feuerwehr oder den Rettungsdienst.
Die Carabinieri, fiel ihr ein, waren unter dreimal 21 erreichbar. Aber ob die den Notruf schnell genug weiter leiten würden…? Sie entsann sich der unzähligen Witze über die hiesige Polizeiorganisation. Die Italiener kannten mehr Witze über die Carabinieri als alle anderen Staaten der Welt zusammen über ihre Verwaltungsbeamten.
Moment. Hatte Ted nicht gesagt, auf der Deckelinnenseite seines Handschuhfachs sei noch der Aufkleber mit seiner Telefonnummer? Falls Carlotta inzwischen wieder in der Villa war, konnte sie sicher…
Nicole klappte das Fach auf.
Da war der Aufkleber.
Und daneben der mit Notrufnummern.
Pronto soccorso - 5100! Das war es!
Sie tippte die Nummer ein, kratzte ihre Italienischkenntnisse zusammen und wies vorsichtshalber gleich darauf
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