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0709 - Märchenfluch

0709 - Märchenfluch

Titel: 0709 - Märchenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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gehen ließ«, meinte Nicole Duval.
    Zamorra hob in einer Unschuldsgeste die Hände. »Er konnte mich schließlich nicht verhaften. Es gibt kein Gesetz, das es verbieten würde, neben einer Leiche zu stehen, die zu was auch immer zerläuft. Und da ich nicht einmal mehr das Amulett bei mir hatte…«
    »Tut mir Leid«, warf Nicole ein. »Aber ich dachte mir, wenn du, was mir sowieso unwahrscheinlich schien, in Gefahr gewesen wärst, hättest du Merlins Stern sofort wieder zu dir gerufen.«
    Sowohl Zamorra als auch Nicole vermochten den Stern von Myrrian-ey-Llyrana, den der weise Merlin einst aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffen hatte, mittels eines geistigen Rufs zu sich befehlen. Dabei löste sich das Amulett dort, wo es sich befand, auf, um etwa eine Sekunde später in der Hand dessen zu materialisieren, der es gerufen hatte.
    »Das muss dir nicht Leid tun. Es war ja ein durchaus glücklicher Zufall. Aber ich dachte natürlich, dass du in Not seist und das Amulett deshalb brauchtest. Darum brannte mir in Rumford ja die Zeit unter den Nägeln.«
    Nicole lächelte. »Deine Sorge ehrt und rührt mich natürlich. Auch wenn sie unbegründet war…«
    Während Zamorra in Rumford gewesen war, hatte sich Nicole wie besprochen noch einmal auf Carl Parmalees Farm umgeschaut und dort vor allem den Stall unter die Lupe genommen. Was in Anbetracht der Tatsache, dass noch niemand die zerrissenen Ziegenkadaver weggeschafft hatte, alles andere denn ein Vergnügen oder auch nur einfaches Unterfangen gewesen war…
    Das viele Blut erleichterte die Spurensuche nicht, zumal Nicole nicht einmal recht wusste, wonach sie eigentlich suchte. Sie baute darauf, dass es ihr schon auffallen würde, wenn sie erst einmal mit der Nase darauf stieß. Als das jedoch nicht geschah, rief sie Merlins Stern zu sich, um das Amulett als »Magie-Detektor« einzusetzen. Und diese Vorgehensweise führte schlussendlich zu einem Resultat, auch wenn Nicole mit ihrem Fund zunächst nicht viel hatte anfangen können.
    Jetzt aber, als sie Zamorra im Speisezimmer des Bed & Stew gegenübersaß, kam Licht ins Dunkel. Ein bisschen zumindest…
    »Merlins Stern hat mich darauf aufmerksam gemacht«, sagte sie und legte eine Blechdose auf den Tisch, in dem sich ursprünglich Pfefferminzbonbons befunden hatten. Nicole hatte den Inhalt in Parmalees Ziegenstall ausgeschüttet und ihren Fund darin deponiert - eine schmutzigweiße Masse, die ein wenig an trockenen Gips erinnerte.
    »Das Zeug fand sich vor allem am Boden. Wenn ich die Spuren richtig gedeutet habe, etwa an der Stelle, wo der Wolf von Parmalees Schrotladung getroffen wurde.«
    »Das ist interessant…«, meinte Zamorra und holte etwas aus der Brusttasche seines Hemds. Ein zusammengefaltetes Kaugummipapier, darin eingewickelt eine Stückchen der Masse, in die sich das tote Mädchen verwandelt hatte. Bevor er gegangen war, hatte Zamorra die klebrige Substanz mit dem Finger berührt und damit sozusagen eine Probe genommen.
    Nicole nickte. »Ich würde sagen, unsere Funde sind identisch.«
    »Sicher. Nur, um was handelt es sich dabei?«
    »Sieht aus wie Pappmache. Kenne ich noch aus meiner Kind- und Schulzeit. Papierschnipsel, die in Wasser aufgelöst werden. Aus dieser Masse kann man Figuren und all so was formen und dann bemalen.«
    »Ja, daran erinnere ich mich auch noch«, sagte Zamorra. »Wir hatten damals einen Mordsspaß damit. Und waren dankbar dafür! Es gab ja sonst nichts, so kurz nach dem Krieg.«
    »Meinst du den ersten oder den zweiten Weltkrieg? Oder war's der Dreißigjährige?«
    Nicole grinste keck.
    »Deine spöttische Zunge bringt dich noch in Teufels Küche.«
    Nicole winkte ab. »Wenn's weiter nichts ist, da war ich schon ein paarmal und bin immer wieder heil rausgekommen.«
    »Apropos Küche, was die Herrin des Hauses da köchelt, riecht verdammt lecker.«
    »Dreimal darfst du raten, was es ist.«
    »Stew?«
    »Volltreffer«, bestätigte Nicole. »Der Name dieser Herberge kommt nicht von ungefähr. Miss Lucinda hat mich wissen lassen, dass bei ihr nichts anderes auf den Herd und Tisch kommt als Schmortopf. Dafür allerdings sei sie weltweit berühmt und gepriesen.«
    »So lange sie in ihrem Stew nicht die Überreste der bedauernswerten Zicklein verbrät, die der Wolf gestern Nacht gerissen hat…«
    »Keine Sorge. Ich habe heute Nachmittag in weiser Voraussicht nachgezählt - es waren noch alle sieben plus der Mutter dort.«
    Zamorra grinste. »Was geruhen wir heut' wieder, makaber

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