071 - Im Angesicht des schwarzen Gottes
Dieses Manöver erforderte seine ganze Aufmerksamkeit. Rasch und kräftig drehte er das Servolenkrad, und als er dann geradeaus weiterfuhr, warf er wieder einen Blick in den Spiegel.
Seine Nackenhärchen stellten sich auf.
Verdammt noch mal, was war denn mit dem Spiegel los?
Was soll denn das? fragte sich Phil Montgomery. Der Kerl hat sich maskiert!
Er sah die kräftigen spitzen Reißzähne und hörte, wie der Tiger aggressiv fauchte. Jetzt legte der Fahrgast die Hände auf die Lehne des Vordersitzes.
Hände? Himmel, nein, das waren keine Hände! Das waren Tigertatzen. Ebenso echt wie der Kopf!
Montgomery fuhr mit einem Schrei herum. Der Spiegel hatte ihm kein Trugbild vorgegaukelt - er hatte tatsächlich einen Tiger im Bus!
Obwohl er es sah, konnte er es nicht glauben.
Du hast in letzter Zeit zuviel gearbeitet! sagte er sich. Deine Sinne spielen dir einen üblen Streich. Du hast eine schreckliche Halluzination.
Der Wertiger erhob sich mit einem ohrenbetäubenden Gebrüll.
Montgomery drehte durch.
Mein Gott, die Bestie ist echt! schrie es in ihm. Er hatte keine Erklärung dafür und nicht die Zeit, nach einer zu suchen. Er mußte schnellstens aus dem Bus raus, sonst war er verloren.
Auf die Straße achtete er schon lange nicht mehr. Prompt kam er von der Fahrbahn ab. Der schwere Autobus rumpelte auf den Gehsteig und streifte den Mast einer Peitschenlampe.
Blitzschnell trat Montgomery auf das Bremspedal. Dadurch wurde der Wertiger nach vorn gerissen, direkt auf den Busfahrer zu. Montgomery stieß einen entsetzten Schrei aus.
Wenn er aufgesprungen wäre, hätte ihn die Bestie erwischt, deshalb ließ er sich zur Seite fallen. Ein Knopfdruck, und die Türen öffneten sich.
Der Wertiger prallte gegen die Frontscheibe.
Montgomery robbte auf die Tür zu. Sie war so nah und doch so schrecklich weit.
Ich muß raus, raus, raus! schrie es in Phil Montgomery. Egal, wie. Und dann muß ich rennen, so schnell wie nie zuvor!
Das Monster packte ihn. Er hörte das häßliche Ratschen von zerreißendem Stoff, kam nicht weiter. Panik überkam ihn und erdrückte fast sein Herz.
Er warf sich herum und stieß die Bestie mit den Beinen von sich. Der Wertiger landete auf dem Fahrersitz, stemmte sich aber sofort wieder hoch.
Inzwischen gelang es Montgomery, aufzuspringen. Er wirbelte herum und wollte sich mit einem kraftvollen Satz aus dem Bus befördern, aber in dem Moment, als er sich abstieß, traf ein mörderischer Prankenhieb seine Schulter.
Das Scheusal stieß ein triumphierendes Gebrüll aus, und Montgomery schloß mit seinem Leben ab.
***
»Newgate Road«, sagte Mason Marchand. »Waren wir in dieser Straße schon mal?«
»Zweimal schon«, gab ich zurück.
»Ist mir nicht aufgefallen«, sagte der Mann aus der Welt des Guten. »Wir müssen den Tiger finden, Tony. Wir müssen!«
»Ich wüßte nicht, was ich lieber täte, Fystanat«, gab ich zurück. »Aber vielleicht ist er hier gar nicht mehr unterwegs, sondern bereits nach Hause zurückgekehrt. Dann werden ihm Roxane und Mr. Silver einen unvergeßlichen Empfang bereiten.«
Als ich eine Kreuzung überquerte, schrie Mason Marchand plötzlich auf und deutete nach rechts.
Ich bremste augenblicklich. Rückwärtsgang… dann bog ich rechts ab, denn mein Freund hatte mich auf einen Autobus aufmerksam gemacht, der ganz merkwürdig dastand.
»Wir haben ihn gefunden!« platzte es aus Fystanat heraus.
Der Autobus war nicht leer.
Wir sahen den Fahrer und… den Wertiger!
Ich gab Gas. Mein Rover schoß auf den Autobus zu, in dem ein wilder Kampf auf Leben und Tod drohte.
Der Fahrer konnte diesen Kampf niemals gewinnen. Ich sah, wie er aus dem Bus springen wollte, doch ein Prankenhieb riß ihn zurück.
Die letzten Meter. Ich stemmte meinen Fuß gegen das Bremspedal. Die Reifen blockierten und radierten schwarze Striche auf den Asphalt.
Fystanat hatte bereits den Gurt losgehakt. Er machte sich bereit und wollte aus dem Rover springen, sobald dieser zum Stehen gekommen war.
Es ging um Sekunden. Wenn wir nicht schnell genug eingriffen, war der Busfahrer nicht mehr zu retten.
Ich klickte ebenfalls den Sicherheitsgurt los, und dann federte ich gleichzeitig mit dem Mann aus der Welt des Guten aus meinem Auto.
Zum Glück standen alle drei Bustüren offen.
Wir rannten zur hinteren. Ich zog meinen Colt Diamondback aus der Schulterhalfter und entsicherte ihn. Der Revolver war mit geweihten Silberkugeln geladen - tödlich für Monster dieser Art.
Allerdings mußte ich
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