0711 - Die Psycho-Bombe
zerdrücken wie eine Laus.
Ob er jemals wieder normal wurde, lag einzig und allein in der Hand des Teufels. So schlimm dies auch war, ich mußte mich einfach damit abfinden.
Wenn ich daran dachte, wie hart und gleichzeitig subtil die Attacken unserer Feinde in den letzten Jahren geworden waren, konnte ich fast an meinem Job zweifeln.
Vor Suko hatte es der Satan schon geschafft, Jane Collins zu verändern und auf seine Seite zu ziehen. Bei ihr hatte es über Jahre hinweg gedauert, bis sie wieder normal geworden war. Ich konnte nur hoffen, daß Suko kein ähnliches Schicksal erlitt.
Suko hatte bereits am Tisch seinen Platz eingenommen. Ich stellte das Radio leiser, schaltete es aber nicht ganz aus, denn die Nachrichten interessierten uns beide.
Ich trank meinen Kaffee und schaute zu, wie mein Freund aß. Er benahm sich völlig normal, so daß ich den Eindruck bekam, daß er sich besser mit seinem Schicksal abgefunden hatte als ich.
»Willst du nichts essen, John?«
»Nein.«
»Liegt es an den News aus Rußland?«
»Genau.«
»Es ist doch nichts klar, nichts ist entschieden, und ich habe noch Hoffnung.«
Über den Tisch hinweg nickte ich meinem Freund zu. »Auch für dich und dein Schicksal, Suko?«
Er schwieg.
Ich trank Kaffee, er griff zu einer Scheibe Brot. »Ich warte noch immer auf deine Antwort, Suko.«
Er hob die Schultern. »Was soll ich machen, John? Mich in eine Ecke setzen und heulen?«
»Nein.«
»Sondern?«
»Scheiße, ich weiß es nicht!« erwiderte ich mit gequält klingender Stimme. »Ich weiß es wirklich nicht, wie alles weitergehen soll. Wir stecken fest, wir stehen mit beiden Füßen im Schlamm. Wir haben verloren, der Teufel war stärker.«
»Aber wir kämpfen dagegen«, sagte Suko.
»Und wie, bitte?«
»Nicht ich, aber Shao. Sie hat mir versprochen, nach einem Weg zu forschen, der alles wieder rückgängig macht.« Suko breitete seine kurzen Arme aus. »Ich muß mich darauf verlassen.«
»Sicher, das mußt du.«
Es war in den letzten Tagen alles so anders geworden. Suko und ich hatten uns umstellen müssen, wobei Suko dies härter getroffen hatte als mich.
Nichts paßte ihm mehr.
Er hatte neue Kleidungsstücke kaufen müssen, er konnte nicht mehr Auto fahren, er mußte also auf seinen BMW verzichten; er besaß auch keine Waffen mehr. Obwohl ich es ihm angeboten hatte, verzichtete er auf die Beretta und auf seine Dämonenpeitsche.
Er fühlte sich nicht mehr gut genug, diese Dinge tragen zu können, und er würde sie wieder an sich nehmen, wenn alles vorbei und gelaufen war.
Da mich Suko mit seinem Appetit ansteckte, aß ich ebenfalls eine Schnitte Brot, trank noch eine Tasse Kaffee und hätte mich nicht gewundert, wenn Suko zum Aufbruch gedrängt hätte.
Als ich mich erhob, sagte er mit leiser und etwas krächzender Stimme: »Grüß mir die anderen, John.«
»Ja, das mache ich.«
»Und was liegt an?«
Ich hob die Schultern. »Kann ich dir nicht sagen. Die. Truhe ist zerstört, das Seelenschwert ebenfalls, welche Spur bleibt uns dann noch übrig?«
»Die Triaden?«
Ich hob die Augenbrauen und winkte gleichzeitig ab. »Vielleicht, aber gegen diesen Clan kommen wir nicht an. Wir haben die fünf Toten aus dem Haus des Li Choung holen lassen, aber wir haben keine Zeugen gefunden. Derjenige, der uns hätte weiterhelfen können, wurde von Shao getötet. Tommy Li ist die Spur gewesen.«
Suko senkte den Kopf. Mittlerweile war es auch ihm klargeworden, daß er so einfach seine normale Gestalt nicht wieder zurückbekommen würde. Das würde sich immer mehr verdichten, und als letzte Hoffnung blieb eigentlich Shao, die Erbin der Sonnengöttin Amaterasu. Möglicherweise fand sie einen Weg, um die Probleme zu lösen.
Ich fragte Suko, ob er in meiner Wohnung bleiben oder in seine gehen wollte.
»Ich gehe schon zu mir. Du kannst mich dort tagsüber erreichen, wenn es etwas Neues gibt.«
»Okay, dann bis später.« Fast wäre ich versucht gewesen, über sein Haar zu streichen, wie man es bei einem Kind tat. Im letzten Augenblick zuckte meine Hand zurück, denn ich empfand diese Geste als vollkommen falsch.
Als trauriger Mensch verließ ich die Wohnung. Ich wußte nicht, was ich für Suko hätte tun sollen.
Ich hatte mich verzweifelt bemüht, und nicht einmal meinem Kreuz war es möglich gewesen, ihn aus diesem Zustand zu erlösen. Mit einem bitteren Geschmack in der Kehle bestieg ich den Lift, um in die Tiefgarage zu fahren, die vor kurzem für Suko und mich beinahe zu einer
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