0711 - Die Psycho-Bombe
Todesfalle geworden wäre. Der Triadenchef Li Choung hatte seinen Killer Sadre auf uns gehetzt, und nur durch das schnelle Eingreifen der Chinesin Shao waren wir gerettet worden.
Diesmal lauerte mir niemand auf, so daß ich den Rover völlig normal entern konnte.
Ich war ziemlich früh aufgestanden, um nicht in den ganz dicken Londoner Verkehr zu geraten, trotzdem steckte ich bald fest. So konnte ich auch weiterhin meinen Gedanken nachhängen und dachte daran, wie unsere anderen Freunde reagiert hatten, als sie von Sukos Schicksal hörten.
Jane, Sarah Goldwyn und die Conollys waren natürlich entsetzt gewesen. Sie konnten es nicht fassen, hatten mir zahlreiche Fragen gestellt, von denen ich nicht viele beantwortete, weil ich ebenfalls zu wenig wußte.
Selbst Sir James Powell, ein wahrer Meister der Organisation, war in diesem Fall machtlos. Es blieb uns nichts anderes übrig, als die Aktivitäten der anderen Seite zu überlassen. Vorerst wenigstens.
Daß etwas folgen würde, davon war ich überzeugt, denn so leicht ließ der Teufel nicht von uns ab.
Noch zeigte sich der Himmel bedeckt. Nach dem Frühdunst aber sollte die Sonne wieder hervorkommen und uns einen heißen Tag bescheren. Dieser Sommer hatte es wirklich in sich.
Und ich atmete auf, als ich endlich den Wagen abstellen und zu meinem Büro hochfahren konnte.
Als ich es betrat, war Glenda gerade angekommen und schlüpfte aus ihrer roten Leinenjacke. Sie hängte sie auf, drehte sich zu mir um und nickte nur. Anstelle eines Morgengrußes stellte sie nur eine Frage: »Was gibt es Neues?«
»Nichts!«
»Gar nichts?« fragte sie nach.
»So ist es.«
»Geht es Suko denn gut?«
Ich hob die Schultern. »Den Umständen entsprechend. Manchmal habe ich den Eindruck, als würde ich mehr unter seinem Schicksal leiden als er selbst. Komisch, nicht?«
»Hier ist überhaupt nichts komisch«, sagte sie leise und begann damit, eine Kanne Kaffee zu kochen.
Es war wie sonst und doch anders. Mir kam es vor, als würde Glenda Perkins mit fremden Bewegungen durch den Raum gehen, als stünde sie unter einem gewaltigen Druck, der dabei war, sie in die Knie zu zwingen. Ich bewegte mich wahrscheinlich nicht anders, längst nicht so flott und sicher wie sonst, kam mir vor wie ein Schlafwandler, als ich mein Büro betrat und auf den Schreibtisch zuging.
Mir gegenüber hatte Suko ansonsten seinen Platz. Der würde sicherlich noch für einige Zeit leer bleiben, falls er überhaupt wieder besetzt werden würde.
Ich hatte die Tür nicht geschlossen. An diesem Morgen ging mir sogar das Schmatzen der Kaffeemaschine auf die Nerven und ebenfalls die mich ansonsten umgebende Stille.
Ich saß da und wußte nicht, was ich anfangen sollte. Zahlreiche Gedanken wirbelten durch meinen Kopf, drehten sich, wobei sie es nicht schafften, eine Linie zu finden.
Eines aber hatten sie gemeinsam. Zuletzt blieben sie immer wieder an Suko hängen.
Das Summen des Telefons riß mich aus meinem trüben Dasein. Es war Bill, der zu dieser frühen Stunde schon anrief und sich nach Suko erkundigen wollte.
»Nichts, Bill, überhaupt nichts. Es ist unverändert geblieben. Weder positiv noch negativ.«
»Mist.«
»Kannst du laut sagen.«
Er räusperte sich. »Wenn ich dir irgendwie helfen kann, John, dann laß es mich wissen.«
»Darauf kannst du dich verlassen. Grüß Sheila und deinen Sohn.«
»Okay, John, mach' ich.« Er legte auf.
Glenda kam mit dem frischen Kaffee. Sie hatte die Tasse kaum abgestellt, als sich der Apparat abermals meldete. Diesmal wollte Jane von mir wissen, ob sich bei Suko etwas getan hatte.
»Nein, Jane, überhaupt nichts.« Sie schwieg.
Dann war Lady Sarah an der Strippe. »Sag mal, John, können wir denn überhaupt nichts tun?«
»Ich wüßte nicht, was.«
»Vielleicht durch Nachforschen, durch Kontaktaufnahme mit dem Teufel. So etwas gibt es doch.«
»Das stimmt. Nur möchte ich Asmodis diesen Triumph nicht gönnen. Er würde sich ins Fäustchen lachen, wenn er merkt, daß wir ihm nachlaufen.«
Sie legte eine Pause ein. Ich hörte sie schnaufen. »Und was hast du sonst für Pläne, John?«
»Keine.«
»Das hört sich nicht gut an, mein Junge.«
»Ist es auch nicht. Aber was soll ich machen? Ich bin in diesem Fall plan- und ziellos.«
»Ja«, ächzte sie, »das kann ich sogar verstehen. Mir würde es ja nicht anders ergehen.«
»Das meine ich auch.«
»Versprich mir, daß du dich meldest, sollte sich etwas ereignen, was Suko angeht.«
Ich lächelte, obwohl
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