0712 - Der Mumienfluch
ließ den Strahl tanzen und wandern, traute mich jetzt auch aus der Deckung hervor, aber ich hatte leider keinen Erfolg damit.
Ihr Versteck war zu gut!
Langsam ging ich vor, die Hand mit der Lampe dabei von einer Seite zur anderen schwenkend. Blätter blinkten mir wie helle Taler entgegen, Unterholz erinnerte mich an dürres, bleiches Gebein. Helle Tunnels entstanden ebenfalls. Strauchwerk erinnerte an Gesichter, aber das eigentliche Ziel erwischte ihn nicht.
Wo war sie?
Mir war nicht wohl zumute, als ich mich aus meiner Deckung löste. Mein Blick folgte dem Strahl der Leuchte, und ich kam mir vor wie in einem gewaltigen Grab gefangen.
Alles war so schrecklich leer…
Ich ging nach rechts, denn von dort hatte ich ein Geräusch gehört. Ein leises Knacken nur, als hätte jemand seinen Fuß auf sperriges, altes Holz gesetzt.
Der bleiche Arm schnitt einen Tunnel in die Dunkelheit, bewegte sich über hohe Gräser ebenso wie über altes Laub, doch die Mumie hockte dort nicht.
Sie hatte sich einen anderen Platz ausgesucht, und das Knacken war über mir erklungen.
Durch Zufall schaute ich hoch.
Der Ast krachte in die Tiefe. Er drehte sich dabei, damit er mich auch erwischen konnte. An ihm standen noch Zweige wie breite Hände ab, und ich mußte zur Seite springen.
Ich rutschte auf einem Stein aus.
Als ich fiel, peitschten auch Zweige gegen mein Gesicht, nahmen mir die Sicht, lenkten mich ab.
Dann sah ich den Schatten.
Die Mumie hatte tatsächlich über mir in einem der Bäume gesessen und benutzte diesen als Startplatz.
Sie stieg hoch.
Gewaltig, wie eine Ramme, die alles zerstörte, was sich ihr in den Weg stellte.
- In diesem Fall war es das Astwerk des Baumes, das aus den Fugen gerissen wurde und in die Tiefe fiel.
Auch ich wurde davon erwischt, als ich mich zur Seite rollte und befreite.
Eine Verfolgung konnte ich mir abschminken, denn die Mumie hatte ihren Vorteil ausgenutzt und war längst oberhalb der Bäume in die Luft gestiegen um wegzufliegen.
Ich entdeckte sie noch einmal, dann war sie weg!
Ich fluchte und reinigte dabei meine Kleidung. Die meisten Gräser und Blätter strich ich ab. Der weiche Schmutz blieb trotzdem kleben, und als ich die Straße erreichte, stand Sarah Wingate neben dem Wagen, schaute mich hoffnungsvoll an, um dann die Arme zu heben, als sie mein Gesicht sah.
»Sie ist Ihnen entkommen?«
»Ja.«
Sarah atmete durch die Nase. »Was wollen Sie denn jetzt machen? Die werden Sie bestimmt nicht mehr einholen. Die ist schneller als mein Auto. Sie müssen sich schon…«
»Ich weiß, wo sie hingeflogen ist«, erwiderte sie lächelnd. »Es gibt nur die eine Möglichkeit.«
»Denken Sie an die Pyramide?«
»Sicher.«
Sarah wollte es nicht wahrhaben. Sie schlug gegen ihre Stirn. »Aber so dumm kann doch niemand sein. Auch wenn sie nur eine Mumie ist, wird sie es sich denken können.«
»Das weiß ich alles, Sarah. Nur geben Sie mir eine bessere Lösung. Wissen Sie eine?«
»Nein, weiß ich nicht.«
»Die Pyramide gibt ihr Schutz und Kraft. Vielleicht muß sie sich regenerieren. Das alles ist wichtig. Deshalb kommt für mich auch nur der eine Weg in Betracht.«
»Ja, kann sein.« Dann bat sie mich um eine Zigarette.
Ich gab ihr eine und auch Feuer. »Nehmen Sie mich mit, Mr. Sinclair. Ich will nicht in die Pyramide. Hier habe ich Angst.«
»Das geht klar.«
Ich hatte ihr von Douglas erzählt, deshalb erinnerte sich Sarah auch wieder an ihn. »Und glauben Sie, daß sich Ihr Freund bereits dort aufhält? Meinen Sie, daß er es wenigstens geschafft hat?«
»Bestimmt.«
»Dann wird Corall bereits Bescheid wissen. Dann wird er ihm kaum eine Chance lassen. Wenn die Mumie dort erscheint, erst recht nicht. Das können Sie mir glauben.«
Ich saß bereits im Wagen, wollte auch fahren und bat Sarah nur, mir den Weg zu erklären.
»Es ist ja nicht mehr weit«, sagte sie. »Fahren Sie zunächst mal geradeaus.«
Wir rollten weiterhin durch die Einsamkeit dieser Villengegend. Hier war kaum ein Fahrzeug unterwegs. Hin und wieder sah ich die Einmündungen der kleinen Privatstraßen, die zu den Villen der ganz Reichen führten.
Sarah Wingate bewegte ihre Hand in die linke Richtung. »Die Pyramide liegt auf der Seite. Sie ist auch beleuchtet, und Sie werden sie bald erkennen können.«
Das traf zu. An einer ziemlich breiten Einfahrt entdeckte ich ein Schild, das auf die Pyramide hinwies.
Nach der ersten Kurve weitete sich das Blickfeld. Mir kam das Ziel wie auf dem Präsentierteller
Weitere Kostenlose Bücher