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0712 - Satan von Kaschmir

0712 - Satan von Kaschmir

Titel: 0712 - Satan von Kaschmir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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weiter durch das vollbesetzte Kino.
    Die Zuschauer fluchten, wenn er mit Händen und Ellenbogen gegen ihre Köpfe stieß. Doch die meisten waren viel zu fasziniert von der spannenden Handlung auf der Leinwand.
    Dort nahm nämlich gerade der indische Superstar Kumar Sanu eine ganze Horde wilde Grimassen schneidende Schurken auseinander. Das Kunstblut floss literweise, ohne Kumar Sanus weißes Hemd zu beflecken. Dann rettete er eine dralle Schönheit im Sari, die schmachtend zu ihm aufblickte. Der Held begann zu singen.
    Die Zuschauer waren wie gebannt. Auch Ali Jama grinste zufrieden. Er hatte nämlich den Hinterausgang entdeckt.
    Der Straßenjunge schob die schmale Tür auf.
    Da verdrehte ihm jemand das Handgelenk und zog ihn nach draußen.
    Ali Jama keuchte auf. Die schöne Ungläubige hielt ihn in einem eisernen Klammergriff.
    »Du hattest Recht, Chef«, sagte Nicole Duval auf Französisch. »Er hat den Hinterausgang gefunden!«
    ***
    Ali Jama verstand die Worte nicht. Er kapierte nur, dass er jetzt alles geben musste, um sich zu befreien.
    Mit seiner freien Linken packte er die Rasierklinge, um damit Nicoles Gesicht zu zerschneiden.
    Doch da kam schon der Mann. Zu ihm hatte die Frau gesprochen, wie der Junge nun begriff. Verzweifelt versuchte er, sich zu befreien.
    Doch der blonde Ungläubige entwand ihm die Rasierklinge. Sie fiel in den Dreck der Hintergasse zwischen dem Kino und einem Restaurant.
    Plötzlich erlahmte die Widerstandskraft des Straßenkindes. Ali Jama ließ den Kopf hängen.
    »Übergebt mich doch den indischen Bullen«, murmelte er auf Englisch. »Ist mir egal. Schlimmer als der Dämon, der meine Kameraden niedergemetzelt hat, werden sie auch nicht sein…«
    Nicole Duval und Professor Zamorra tauschten einen viel sagenden Blick.
    Die Dämonenjägerin nahm ihren Pass aus Ali Jamas erschlafften Fingern.
    »Eigentlich ist ja kein Schaden entstanden. Die Jackentasche kann man nähen. Ich würde mir lieber anhören,, was du mit diesem Dämon erlebt hast«, sagte sie zu dem Jungen.
    Misstrauisch blickte Ali Jama von der Frau zu dem Mann und zurück. Doch er konnte in den Gesichtern der ungläubigen Fremden weder Wut noch Hinterhältigkeit lesen.
    Eher so etwas wie großes Interesse.
    ***
    Siachen-Gletscher, Grenzlinie zwischen Indien und Pakistan
    Der Hubschrauber war ein Mi-35 Hind vom 26. Geschwader der indischen Luftwaffe. Die Einheit war in Chandigarh stationiert. Doch es gehörte zu ihren Aufgaben, auch die Grenze zu Pakistan zu bewachen.
    Diese Grenze, die keine war.
    In den Augen der beiden indischen Piloten gehörte ganz Kaschmir zu ihrem Heimatland. Trotzdem hatten sich die Pakistani hier, in 6000 Metern Höhe, im ewigen Eis eingegraben. Und weil das so war, lagen ihnen natürlich auch indische Soldaten auf der anderen Seite des Gletschers gegenüber.
    Die beiden Erzfeinde verloren mehr Männer durch Erfrieren, Höhenkrankheit oder Stürze in Gletscherspalten als durch die Kämpfe, die ab und zu aufflammten.
    Trotzdem wollten weder Indien noch Pakistan vom Siachen-Gletscher zurückweichen.
    Und darum waren Oberleutnant Narayan und Leutnant Ratrani an diesem Morgen auf Patrouille-Flug entlang der Grenze im ewigen Eis.
    Ein überwältigendes Panorama bot sich ihnen. In der kalten, klaren Luft ragten die Achttausender des Himalaja wie versteinerte Riesen auf. Selbst von der Kanzel des Hubschraubers aus konnte man bis zum Horizont nichts anderes als schneebedeckte Berge sehen.
    Doch der Pilot und der Co-Pilot des Drehflüglers hatten für diese Naturschönheiten keinen Blick. Narayan und Ratrani waren schon seit acht Monaten im Einsatz in dieser Eiswüste. Beide kamen aus Südindien, aus dem Bundesstaat Kerala. Die beiden Soldaten hassten die unwirtliche und bedrohliche Bergwelt des Himalaja aus tiefster Seele. Sie verabscheuten diese Region fast noch mehr als ihre Feinde, die Pakistanis.
    »Da ist unsere Stellung!«, rief Narayan, der am Steuerknüppel saß, seinem Kameraden zu.
    Er deutete auf einen Steilhang, an dem sich ein paar indische Gebirgsjäger eingegraben hatten.
    Narayan drückte den Mi-35 Hind so weit wie möglich herunter. Er musste höllisch vorsichtig manövrieren. Die Luftwaffe hatte schon mehr Hubschrauber durch die dünne Höhenluft verloren als durch feindliches Abwehrfeuer.
    Ratrani öffnete den Seitenausstieg und ließ Pakete mit Verpflegung, Medikamenten und Munition aus dem Hubschrauber fallen.
    Die Gebirgsjäger winkten. Mit ihren schwarzen Schneebrillen und weißen,

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