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0712 - Satan von Kaschmir

0712 - Satan von Kaschmir

Titel: 0712 - Satan von Kaschmir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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beglückwünschte sich selbst zu ihrer Geistesgegenwart. Noch bevor das Schmuckstück wirklich zeigen konnte, was ihn ihm steckte, war die Raubkatze samt ihrem Reiter schnell in dessen Welt gewechselt.
    Denn das Amulett hätte beide vernichten können. Das hatte Kela instinktiv erkannt.
    Aber Gubhar war offenbar ahnungslos.
    Die Raubkatze musste jetzt sehr geschickt vorgehen.
    »Die ganze Welt zittert vor dir, großer Gubhar«, schmeichelte sie. Solche Kriechereien kamen bei dem Kriegerdämon immer gut an.
    »Eben«, entgegnete Gubhar beleidigt. »Was könnten diese Menschlein mir schon anhaben? Ich glaube, du wolltest nur deine eigene Haut retten, Kela!«
    Und deine gleich mit, du Mückengehirn, dachte die Raubkatze. Doch sie sagte: »Zweifellos hättest du die fremden Zauberer besiegen können…«
    »Na eben!«
    »…doch dann wäre vielleicht ihr Amulett zerstört worden. Dieses Schmuckstück, mächtiger Gubhar, besitzt sehr viel Macht und allerlei verborgene Kräfte.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Das sagt mir mein Katzeninstinkt«, behauptete Kela. »Jedenfalls könntest du deine große Kraft noch weiter vermehren, wenn du der Besitzer dieses Amuletts wärst.«
    Das gefiel Gubhar. Er fand es immer toll, wenn er noch mehr kriegte. Es wurmte ihn ganz gewaltig, dass er so lange in der Höhle gefangen gewesen war. Es wurde nun wirklich Zeit, dass die Welt wieder vor ihm zitterte. Da konnte zusätzliche magische Kraft nichts schaden.
    »Was schlägst du vor?«, fragte Gubhar gönnerhaft. Er war nun schon fast besänftigt.
    Kela blinzelte listig. Die Raubkatze wusste, wie sie diesen Narren zu behandeln hatte.
    »Wir stehlen das Amulett«, fauchte Kela mit trügerisch-sanfter Stimme. »Sobald du es besitzst, kannst du den beiden Fremden bei lebendigem Leib die Haut abziehen. Dann sind sie dir wehrlos ausgeliefert.«
    Der Dämon verzog in widerlicher Vorfreude seine Fratze unter dem Helmrand.
    ***
    Am nächsten Morgen hatte Ali Jama viel zu tun.
    Der Junge winkte ein Shikara herbei. Das schmale, überdachte Boot legte am Hausboot an. Ali sprang an Bord und winkte Zamorra und Nicole zum Abschied zu.
    Die beiden wollten ein anderes Shikara nehmen und sich in der Stadt umsehen. Zamorra wollte in einer Bibliothek nach alten Legenden aus Kaschmir forschen, wenn Ali alles richtig verstanden hatte. Er wollte herausfinden, ob dieser grauenvolle Kriegerdämon schon in früheren Zeiten das Land heimgesucht hatte.
    Ali bewunderte Zamorra. Der musste ein bedeutender und mächtiger Mann sein, wenn er sich mit solchen Dingen auskannte! Auch die Zauberkraft des Amuletts war für den Jungen mehr als erstaunlich. Er hatte noch nie in seinem Leben etwas Ähnliches gesehen!
    Er traute es Zamorra zu, diesen Dämon zu besiegen. Beinahe vergaß Ali darüber, dass ja auch Zamorra ein Ungläubiger war.
    Die Gedanken des Jungen waren bereits bei seinen geplanten Besorgungen. In seinem Mantel steckte ein dickes Bündel Rupienscheine, das ihm Zamorra gegeben hatte.
    Er, Ali, sollte Ponys mieten und die nötigen Ausrüstungsgegenstände besorgen. Von Srinagar aus würden sie ungefähr zwei Tagesritte nach Osten unterwegs sein, bis sie diese verfluchte Höhle erreichten, in der das Unglück seinen Anfang genommen hatte.
    Als das Boot am Ufer anlegte, warf Ali dem Fährmann lässig drei Rupienstücke zu. Es fühlte sich gut an, plötzlich genug Geld in der Tasche zu haben.
    An diesen Zustand könnte ich mich glatt gewöhnen, dachte der Junge grinsend.
    Doch nicht für einen Moment kam ihm der Gedanke, mit dem kleinen Vermögen in der Tasche zu türmen.
    Ali lief am Restaurant Shamyana vorbei und überquerte die Gupkar Road. Auto-Rikschas und LKWs schoben sich aneinander vorbei. Und überall standen diese verfluchten indischen Soldaten mit umgehängten Maschinenpistolen.
    Vor einem Honiggeschäft blieb Ali stehen. Honig aus Kaschmir war in ganz Indien legendär. Manche Sorten gab es mit Safrangeschmack, andere wurden aus Lotosblüten gewonnen. Der Junge beschloss, ein Glas für Mademoiselle Nicole zu kaufen.
    Der Händler, ein älterer Hindu, blickte seinen jungen Kunden dankbar an. Die Geschäfte gingen schlecht, wenn der Bürgerkrieg tobte. Und in Kaschmir herrschte fast immer Bürgerkrieg.
    Ali kaufte ein Glas Lotosblüten-Honig. Der alte Händler verbeugte sich fast bis zum Boden. Als der Junge das Geschäft wieder verließ, hatte er das Gefühl, verfolgt zu werden.
    Mit klopfendem Herzen drehte sich der Junge um. Waren die indischen

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