0712 - Satan von Kaschmir
bekannt.«
Zamorra und Nicole sahen sich gegenseitig an.
»Es ist, als hättest du gerade einen Steckbrief vorgelesen«, sagte die Dämonenjägerin. »Gubhar heißt also das Monster, das uns letzte Nacht ans Leder wollte.«
Zamorra nickte.
»Ja, wahrscheinlich hat er die weißmagische Kraft von Merlins Stern gewittert und sich davon auf den Schlips getreten gefühlt.«
»Und dann den Schwanz eingekniffen, bevor der Kampf richtig losging?« Nicole war skeptisch.
»Das verstehe ich eben auch nicht, Nici. Immerhin wissen wir jetzt, wohin Gubhar abgehauen ist. In sein Reich oder seine Paralleldimension oder wie immer man es auch nennen will.«
»Vielleicht«, dachte Nicole laut nach, »gibt es ja eine Möglichkeit, ihm dorthin zu folgen. Dann könnte man auch die Seelen befreien, die Gubhar versklavt hat.«
Zamorra nickte.
»Wir müssen diese Höhle aufsuchen, so oder so. Möglicherweise finden wir dort noch weitere Hinweise.«
Sie verließen das Museum und gingen Hand in Hand zurück zum See. An der Uferpromenade hatten sie sich mit Ali verabredet.
Zamorra und Nicole bewegten sich durch schmale, jahrhundertealte Gassen. Würdige Handwerker mit langen Bärten saßen vor ihren Werkstätten und fertigten Ledertaschen. Andere boten Teppiche und Wandbehänge feil.
»Ich bin mir nicht sicher, ob das hier der richtige Weg zum Seeufer ist«, sagte die Französin.
»Das wird sich zeigen«, erwiderte Zamorra.
Immer dunkler und einsamer wurden die Gassen. Die beiden Dämonenjäger gerieten in ein wahres Labyrinth von schmalen Gängen und Höfen zwischen hohen Lehmmauern.
Hier war keine Menschenseele zu sehen. Außer Zamorra und Nicole selbst.
Und den vier Halsabschneidern, die sie plötzlich einkesselten…
***
Nicole pfiff durch die Zähne.
»Das sieht nach Ärger aus«, murmelte sie in ihrer Muttersprache.
Die vier Kaschmiri machten wirklich den Eindruck, als wäre mit ihnen nicht gut Kirschen essen. Zwei von ihnen trugen Jeans und T-Shirts, die anderen waren in zerlumpte einheimische Gewänder gekleidet. Alle vier wirkten heruntergekommen. Doch sie hatten Messer in ihren Fäusten.
»Her mit dem Schmuck!«, heiserte ihr Anführer in kehligem Englisch. Er streckte seine freie Linke begehrlich nach Zamorras Amulett aus. In der rechten Hand hielt er ein Messer mit langer, gekrümmter Klinge.
Der Dämonenjäger zog langsam ein Bündel Rupienscheine aus der Tasche. Er und Nicole hatten sich instinktiv Rücken an Rücken aufgestellt. Sie befanden sich nicht zum ersten Mal in einer solchen Lage.
»Mein Geld könnt ihr haben - aber nicht das Amulett.«
Der Räuber machte sich nicht die Mühe, darauf zu antworten. Er stieß einen rauen Schrei aus und ging auf Zamorra los.
Der Dämonenjäger hatte den Angriff kommen sehen. Genau wie seine Gefährtin beherrschte er die gängigen waffenlosen Kampfsportarten. Schwarzmagisch waren diese Verbrecher jedenfalls nicht. Sonst hätte sich Merlins Stern mit einer Warnung gemeldet oder sich gleich selbst ihrer angenommen.
Ein Messer wollte Zamorra trotzdem nicht zwischen die Rippen bekommen. Auch wenn es keine Dämonenwaffe war.
Er ging in die Knie. Blockte mit dem linken Ellenbogen den Messerarm des Angreifers. Gleichzeitig ballerte Zamorra seine Rechte in die Magengrube des Räubers. Einmal. Zweimal. Dreimal.
Der Mann keuchte, krümmte sich zusammen. Zamorra schickte ihn mit einem Judo-Fußfeger zu Boden. Gerade rechtzeitig, um sich einen zweiten Angreifer vorzuknöpfen.
Dieser hatte den Arm hoch erhoben. Seine Messerklinge stach von oben auf Zamorra herab.
Der Dämonenjäger wich seitlich aus und trat dem Mann gegen die Knie. Der Kaschmiri taumelte. Zamorra packte den rechten Arm des Mannes mit beiden Händen. Er wandte eine uralte Kung-Fu-Messerabwehr an.
Ein Schmerzensschrei ertönte. Die Klinge flog in den Dreck.
Inzwischen war Nicole Duval nicht untätig geblieben.
Ihre Gegner glaubten, mit ihr leichtes Spiel zu haben. Grinsend näherten sie sich der Französin von zwei Seiten.
Angriff ist die beste Verteidigung, sagte sich Nicole. Sie drehte sich dem von links kommenden Räuber zu. Der Kerl fiel auf die Finte herein. Sein Kumpan ebenso.
Denn plötzlich wirbelte Nicole herum und knallte ihren Stiefel gegen die Schläfe des anderen Messerhelden.
Der verdrehte die Augen und legte sich sofort schlafen.
Sein Freund musste eine Schrecksekunde überwinden. Dann stürmte er mit hassverzerrtem Gesicht auf die Französin zu.
Sie steppte zur Seite. Der Messerstoß
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