Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0712 - Satan von Kaschmir

0712 - Satan von Kaschmir

Titel: 0712 - Satan von Kaschmir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
Vom Netzwerk:
Arbeitsplatz zurück.
    »Die Meldung stammt aus der ›Times of India‹. In Kaschmir soll ein grauenvoller Dämon die abgelegenen Regionen terrorisieren.«
    Nicole legte skeptisch die Stirn in Falten.
    »Wie praktisch - ausgerechnet in einem Bürgerkriegsgebiet! So weit ich weiß, haben alle Kriegsparteien in Kaschmir Dreck am Stecken. Es hat Gräueltaten gegeben, sowohl von den Indern begangen als auch von den Mujahedin. Da kann man natürlich prima einem Dämon die Schuld in die Schuhe schieben. Falls er welche an seinen Hinterklauen hat.«
    »Daran habe ich auch schon gedacht, Cherie. Aber die Zeitung schreibt von übereinstimmenden Augenzeugenberichten. Sie stammen aus Dörfern, die weit voneinander entfernt liegen. Und die Überlebenden erzählen alle von einem grausamen Kriegerdämon mit drei Hörnern auf dem Helm. Er reitet auf einer achtbeinigen Höllenkatze.«
    Nicole zuckte unbeeindruckt mit den Schultern.
    »Aus Indien stammen tausendarmige Götter, warum nicht auch achtpfotige Höllenkatzen? Soll ich raten? Du willst dir dieses Dämonen-Dreihorn mal aus der Nähe anschauen.«
    »Richtig geraten. Ein kleiner Urlaub wird uns gut tun.«
    »Urlaub in einer Bürgerkriegsprovinz«, seufzte Nicole. »Auf so eine Idee kannst auch nur du kommen, Chef. Hatten wir nicht gerade erst Urlaub in einem von den Wolfsmenschen Kuang-shis belagerten amerikanischen Dorf?« [2]
    Sie zuckte mit den Schultern und winkte ab, als Zamorra etwas sagen wollte. »Schon gut - ich kümmere mich um die Tickets!«
    ***
    Indien, Kaschmir, Provinz-Hauptstadt Srinagar, Sommer 2001
    Es war eine kalte Nacht gewesen.
    Eisige Winde brausten vom Himalaja her durch das grüne Kaschmir-Tal. Die wenigen Touristen hüllten sich in warme Kleidung. Sie waren das raue Klima nicht gewohnt. Dabei war es Sommer. Herbst und Winter allerdings würden selbst für die einheimischen Kaschmiri kein Vergnügen werden.
    Besonders, wenn sie kein Dach über dem Kopf hatten.
    So wie Ali Jama.
    Der Vierzehnjährige war in einer verzweifelten Lage.
    Nachdem er vor einigen Wochen die Mujahedin-Gruppe in diese Buddha-Höhle geführt hatte, brach seine Welt über ihm zusammen.
    Es war schon schlimm genug, dass seine Glaubensbrüder von einer unheimlichen Macht getötet worden waren.
    Doch die Führung der Rebellen glaubte nicht an einen Geist oder Dämon, der die Kämpfer vernichtet haben sollte.
    Sie hielt stattdessen Ali Jama für einen Verräter. Indische Soldaten sollten angeblich in der Höhle gelauert und die Rechtgläubigen bis auf den letzten Mann niedergemacht haben!
    Das war natürlich Unsinn.
    Doch leider war Ali Jama der einzige lebende Augenzeuge.
    Als der Junge verängstigt und blutüberströmt zum Gebirgsstützpunkt der Mujahedin zurückgekehrt war, hatten seine Kameraden ihn sofort gefangen genommen.
    Ali wusste, dass mit Verrätern nicht lange gefackelt wurde. Da konnte er noch so oft unter Tränen von der grausamen Macht im Höhleninneren berichten. Man glaubte ihm nicht.
    Doch bevor die Mujahedin mit dem Jungen kurzen Prozess machen konnten, hatte die indische Luftwaffe einen Angriff auf die Bergstellungen geflogen.
    Im Bombenhagel war dem Vierzehnjährigen die Flucht gelungen. Sein Selbsterhaltungstrieb war stärker gewesen als der Glaube daran, dass sich schon alles aufklären würde.
    Seitdem irrte Ali Jama durch Srinagar. Eltern oder lebende Verwandte hatte er keine mehr. Die Mujahedin waren seine Familie gewesen.
    Doch diese Familie hatte es nun auf ihn abgesehen. Ali war nicht dumm. Er wusste, dass er seinen Glaubensbrüdern nicht in die Hände fallen durfte.
    Darum hielt er sich schweren Herzens sogar von den Moscheen fern. Stattdessen verrichtete er auf der Straße die vorgeschriebenen Gebete, wobei er sich Richtung Mekka verbeugte.
    Ali Jama flehte Allah und dessen Propheten Mohammed um Beistand an.
    Doch bisher blieb die Hilfe aus. Immerhin hatte eine göttliche Fügung dafür gesorgt, dass der Junge sich bisher jeden Tag etwas zu essen organisieren konnte.
    Meistens gelang es ihm, auf dem Markt eine Mango, eine Banane oder einen Idli (Reiskloß) zu klauen. Oder von den Tischen der Freiluft-Restaurants ein Fladenbrot zu grabschen.
    Zwar hatte Ali schon öfter Fußtritte und Fausthiebe von den Bestohlenen abbekommen, doch das machte ihm nichts aus.
    Die Schmerzen durch Prügel vergingen schnell wieder.
    Im Vergleich zu dem Grauen, das er in der Höhle erlebt hatte, waren sie lächerlich.
    Ali Jama konnte das furchtbare Erlebnis nicht

Weitere Kostenlose Bücher