0715 - Tanz der Messer
Blick stechend, der Mund zeigte einen schmalen Schnitt. Er war nicht besonders groß, aber sehr wendig.
Suko hob bereits nach dem zweiten Läuten ab.
Torrano räusperte sich. »Ich soll dir einen Gruß von ihm bestellen. Er möchte, daß ich dich abhole. Wir wollen unseren Tanz beginnen, hast du verstanden?«
»Sicher.«
Es wunderte Torrano nicht einmal, daß ihm eine Männerstimme antwortete, der Teufel hatte ihn über dieses Phänomen informiert. Es hing damit zusammen, daß Suko einen Stab besaß, der dafür gesorgt hatte, daß die Verwandlung nur körperlich durchgeführt worden war. Ansonsten sprach und handelte Suko wie ein Erwachsener.
»Ich möchte zu dir hochkommen.«
»Bitte.«
»Gut, bis gleich.«
»Sie fahren hoch, Sir?« fragte der Portier.
»Ja.«
»Es ist der zehnte Stock.«
»Danke.«
Als hätte er alle Zeit der Welt, schlenderte Ric Torrano auf den Lift zu. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen. Er fühlte sich gut, sogar sehr gut. Und immer dann, wenn ihn dieses Gefühl überkam, war er davon überzeugt, daß nichts schiefgehen konnte.
Die Tür des Lifts schwang auf.
Ric betrat die Kabine. Er glaubte daran, seinem Ziel wieder einen großen Schritt näher gekommen zu sein…
***
Suko legte den Hörer auf. Er wußte Bescheid, auch wenn er den Mann noch nicht gesehen hatte.
Wenn der von ihm geschickt worden war, dann hatte sich der Teufel wieder einen sehr guten Plan zurechtgelegt, um etwas Neues in die Wege zu leiten.
Es machte ihm überhaupt nichts aus, daß er seinen früheren Todfeind mit anderen Augen sah. Asmodis hatte ihn verändert, und Asmodis würde auch dafür sorgen können, daß er wieder seine alte, normale Gestalt zurückerhielt.
Daß er dies nicht umsonst tat, war Suko klar. Dafür müßte er eben etwas tun.
Er war aufgestanden.
Noch immer hatte er sich nicht an seine Größe gewöhnt. Die Einrichtung der Wohnung war für einen Erwachsenen angelegt worden und bestimmt nicht kindgerecht. Das waren nur die kleinsten Probleme, Suko dachte immer wieder an die Zukunft, und da handelte und reagierte er wie ein Erwachsener. Liliputaner mußten das gleiche empfinden wie er.
Er war auf seinen Besucher gespannt, dessen Namen er nicht einmal kannte. Dafür hatte er gespürt, daß es der Anrufer ernst meinte. Er war von ihm geschickt worden, und Suko hütete sich davor, dies nicht zu akzeptieren.
Es klingelte.
Da er schon im Flur stand, hatte Suko nur wenige Schritte bis zur Tür zu gehen.
Er öffnete sofort, sah an dem Mann hoch und hörte, wie dieser sich vorstellte. »Ich bin Ric Torrano.«
»Und ich Suko.«
Ric schluckte, als er das Kind sah, das mit der Stimme eines Erwachsenen sprach.
»Komm herein.«
Ric betrat die Wohnung. Er ging sehr vorsichtig, gleitend und schaute sich um. So etwas war ihm in Fleisch und Blut übergegangen, als Killer mußte er auch an sein Überleben denken.
Das hier war keine Falle. Er schaute sich trotzdem in den verschiedenen Zimmern um und kehrte dann in den Wohnraum zurück, wo Suko auf ihn wartete.
»Gemütlich hast du es hier.«
Suko hob die Schultern. »Du hast davon gesprochen, daß er dich geschickt hat.«
»Stimmt. Ich komme aus der Hölle.« Torrano lachte.
»Was will er von uns?«
»Er will, daß du bei mir bleibst.«
»Weshalb?«
Torrano grinste breit. »Wir werden bald von hier verschwinden, mein Kleiner und einen bestimmten Besuch machen. Gemeinsam werden wir dann zum Tanz aufspielen, und es soll dann ein besonderer Tanz sein, ein Messertanz, wenn du verstehst?«
Suko schüttelte den Kopf.
Torrano drückte ihn in seinen Sessel. »Bleibst du da mal sitzen, Kleiner.« Dann ließ er ein Rollo vor das Fenster gleiten. Ihn störte das grelle Licht der Sonne.
»Was ist jetzt?« fragte Suko.
»Gemach.« Der Killer setzte sich dem Jungen gegenüber. Sein Jackett hatte er aufgeknöpft. Die Kleidung hatte er sich in der Stadt besorgt. Er löste den Gurt und legte ihn auf den Tisch, der zwischen ihm und Suko stand.
»Nun?«
Suko schüttelte den Kopf. Er starrte auf die drei Messergriffe, die aus den Scheiden hervorschauten.
»Das sind… ja, das sind Messer, wenn ich mich nicht irre.«
»Richtig, du irrst dich nicht. Es sind besondere Klingen, wie du dir denken kannst.«
»Noch nicht.«
»Abwarten.« Torrano beugte sich vor und zog das erste Messer aus der Scheide.
Die Klinge sah kaum anders aus als die eines normalen Messers. Beides, Klinge und Griff, waren sogar ziemlich kurz. Sie erinnerten Suko an ein aufgeklapptes
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