0715 - Tanz der Messer
Glenda hätte zwar rotiert, aber das nahmen wir nicht so genau.
Er trank, ich trank.
Es war ein Genuß, kein Vergleich zu dem Zeug, das ich zum Frühstück bekommen hatte. Bill lächelte, als er sah, wie gut es mir schmeckte. Ich trank auch noch einen zweiten Becher leer, nickte dann und streckte mich aus.
»Zufrieden?«
»Jetzt ja.«
»Und wie siehst du die Zukunft, John? Sie wird doch darauf hinauslaufen, daß wir alles versuchen müssen, um Suko wieder seine alte Gestalt zurückzugeben.«
»Unbedingt.«
Bill beugte sich vor. »Hast du da schon einen genauen Plan? Los, raus damit!«
»Nein.«
»Was?« er war enttäuscht. »Keinen Plan?«
»Nein.«
Er stand auf und ging zum Fenster. »Das sieht allerdings nicht gut aus. Wer soll es denn schaffen, wenn nicht du? Oder hast du dich damit abgefunden, daß Suko für den Rest seines Lebens als Kind durch die Gegend laufen wird?«
»Bestimmt nicht.«
Bill fuhr herum. »Was kann ich tun? Ich möchte dir helfen, John, das weißt du…«
»Ist mir klar, Bill. Nur weiß ich nicht, wo ich den Hebel ansetzen soll. Ich sehe die Tür noch nicht, die aufgebrochen werden muß. Da kannst du sagen, was du willst. Das ist verdammt schwierig. Wir stecken in einer Sackgasse.«
Bill ballte die Hände. »Kann denn keiner etwas unternehmen? Gibt es keine Möglichkeit?«
»Unsere Hoffnung ist der Teufel, Bill. Er könnte es rückgängig machen. Willst du ihn bitten?«
»Auf keinen Fall.«
»Das meine ich auch.«
»Und sonst?«
Ich goß mir den Becher zum drittenmal voll. »Es gibt da noch eine Hoffnung, und zwar Shao. Sie wird versuchen, eine Möglichkeit zu finden. Garantieren aber kann ich für nichts.«
»Das habe ich mir schon gedacht.«
»Es sieht wirklich nicht gut aus. Aber da ist noch ein anderes Problem, ein akuteres, wie ich finde.«
Meine Worte hatten Bills Aufmerksamkeit erregt, denn er schaute mich aus großen, gespannten Augen an.
»Welches Problem denn? Hast du das hier erst erfahren?«
»Ja und nein. Ich habe geträumt.« Nach diesem Satz trank ich und schaute zu, wie Bill sich wieder auf meine Bettkante setzte.
»Das tun viele«, meinte er und grinste unsicher.
»Richtig. Dieser Traum, den ich in der letzten Nacht hatte, handelte von einem Messertanz. Man hat mich praktisch darauf hingewiesen, daß ich bald den Messertanz erleben würde.«
»Du bist verrückt.«
»In diesem Fall leider nicht.«
»Wieso das denn?«
»Ich hörte eine Stimme, die davon sprach, und hatte das Gefühl, Messer blitzen zu sehen.«
Bill strich über sein Haar. Er sah mir an, daß ich nicht scherzte und fragte: »Nimmst du das sehr ernst? Gewissermaßen als einen Wahrtraum?«
»So ist es. Es kommt noch etwas hinzu. Diese Stimme hörte ich nicht allein im Traum. Sie sprach auch zu mir, als ich bereits erwacht war. Nur kurz, aber immerhin.«
Er schluckte, überlegte, fragte dann: »Natürlich weißt du nicht, was dieser Traum zu bedeuten hat?«
»So ist es.«
»Gehst aber davon aus, daß es ein Wahrtraum gewesen ist, wie ich dich kenne. Sonst hättest du ja nicht mit einer derartigen Intensität davon gesprochen.«
»Da liegst du richtig.«
»Wollte man dich warnen?«
»Ich weiß nicht. Ich habe eher das Gefühl, auf der Abschußliste zu stehen. Mit einer Warnung hat das meiner Ansicht nach nichts zu tun. Es kam mir eher vor wie eine gewaltige Schadenfreude, die jemand empfand, der sicher ist, mich aus der Welt schaffen zu können.«
Bill Conolly bekam eine Gänsehaut. »Da kann einem ja angst und bange werden«, flüsterte er.
»Was kann ich tun? Soll ich mir ein zweites Bett in dieses Zimmer stellen lassen, um bei dir Wache zu halten?«
»Nein, das brauchst du nicht.«
»Was dann?«
»Ich werde es allein schaffen.«
Bill war skeptisch. »Im Messertanz mitmischen, aber ohne Messer, wie ich meine.«
»Dann kannst du nur verlieren.«
»Abwarten.«
Bill wiegte den Kopf. »John, ich habe den Eindruck, als hätte man dich wieder einmal auf die Abschußliste gesetzt.«
»Darauf kannst du Gift nehmen. Nur stehe ich da schon längst sehr weit oben.«
»Weiß ich.« Bill räusperte sich, er stand auf. »Es bleibt dabei, daß ich Suko hole.«
»Wenn er will, sicher.«
»Ich habe heute schon mit ihm telefoniert. Er ist wild darauf, dich zu sehen.«
»Nun übertreibe mal nicht.«
Bill lächelte und winkte mir zu, bevor er zur Tür ging. »Halt dich tapfer, trink nicht zuviel Kaffee und laß mir die Krankenschwestern in Ruhe.«
»Das letzte schon.«
Bill
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