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0718 - Tango Fatal

0718 - Tango Fatal

Titel: 0718 - Tango Fatal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht gerade zwischen diesen vier Wänden verbringen. Das Haus war groß. Irgendwo mußte es eine Treppe geben, die nach oben führte, denn auch dort verteilten sich noch einige Räume. Vielleicht entdeckte ich dort einen zweiten Tanzsaal. Er gehörte schließlich zu einer Tanzschule.
    Ich drehte mich um und war eigentlich froh darüber, wieder meine eigenen, normalen Schritte zu hören. Weit hatte ich nicht zu gehen, um die Tür zu erreichen.
    Ich zog sie vorsichtig auf, um keine Überraschung zu erleben. Trotzdem erwischte sie mich.
    Vor der Tür stand jemand, hatte gewartet.
    Es war Pierre Piccard!
    ***
    Ich zuckte unwillkürlich zurück, als ich in sein käsigbleiches Gesicht schaute. Verdammt, er sah aus wie ein Zombie, da hatte ich meine Erfahrungen.
    Aber gehörte er zu der Gruppe der lebenden Leichen? Das war die große Frage, und deshalb tat ich auch nichts, sondern drückte mich langsam zurück, die Tür dabei offen lassend.
    Jetzt sollte er reagieren. Ich wollte ihm einfach diese große Chance geben.
    Piccard wartete noch ab. Er konnte nicht gerade und aufrecht stehenbleiben, schwankte ständig leicht von einer Seite zur anderen, aber er fiel nicht.
    Dabei stierte er in das Zimmer. Selbst bei dieser ungünstigen Beleuchtung fielen seine ungewöhnlichen Augen auf, die einen leichten Silberglanz abgaben.
    Der Lichtkegel meiner Lampe traf haargenau sein Gesicht - und veränderte es. Zumindest die Augen, die einen hellen Glanz annahmen und ihn auch abstrahlten, als wollten sie mich blenden. Ich drehte den Kopf zur Seite, senkte auch die Lampe, das Licht erlosch, und Pierre Piccard ging vor.
    Ein Trippelschritt, trotzdem hastig, der nächste, dann hob er die Arme und streckte sie mir entgegen.
    Ich ließ ihn kommen.
    Zombie oder nur besessen. Diese eine Frage stellte sich mir. Eine Antwort bekam ich nur, wenn ich meine stärkste Waffe, das Kreuz, einsetzte. Entweder wurde er vernichtet, oder mein Kreuz trieb ihm die verdammte Besessenheit aus.
    Ich hoffte auf die letzte Möglichkeit.
    Das Kreuz hielt ich ihm entgegen. Es schaute aus meiner Hand hervor, und es blinkte, weil ich es von der Rückseite her mit der kleinen Leuchte anstrahlte.
    Piccard ging weiter. Er kümmerte sich nicht um das Kreuz, er wollte mich. Seine bleichen Finger bewegten sich dabei, als wollte er den Griff üben, mit dem er meine Kehle umklammerte.
    Ich ließ ihn näher herankommen, bis ich sicher war, daß nichts mehr schiefgehen konnte.
    Die Rechte streckte ich ihm entgegen, aber sie war von dem Kreuz besetzt und Piccard griff zu.
    Er umklammerte meinen Talisman, hielt ihn fest, warf ihn nicht weg. Dafür schleuderte er seinen Kopf zurück. Während dieser Bewegung noch änderte sich sein Gesichtsausdruck. Die Leere verschwand, auch der Glanz in seinen Augen verzischte.
    Dafür schrie er markerschütternd.
    Es war furchtbar. Er umklammerte das Kreuz, er tanzte plötzlich, er brüllte noch immer, er lief dann zur Seite und schaffte es nicht mehr, sich auf den Beinen zu halten.
    Vor meinen Füßen brach Pierre Piccard, der Bekannte des Templerführers Abbé Bloch, zusammen.
    Ich hatte ihn noch etwas abfangen und den Aufprall mildern können. Auf der Seite lag er, und ich wußte jetzt, daß er nicht zu den lebenden Toten gehört hatte, denn die stöhnten nicht, wenn sie das geweihte Kreuz in den Händen hielten. Sie konnten sich überhaupt nicht mehr artikulieren, denn sie waren vernichtet.
    Und Piccard?
    Ich beugte mich zu ihm herab. Er lag auf der Seite, die Arme gestreckt, und zwischen seinen Handflächen klemmte das Kreuz. Aber weshalb hatte er so geschrieen? Warum die Schmerzen?
    Ich sah den Grund, als ich mein Kreuz aus seinen Händen hervorzog. Die blutige Fleischmasse der aufgerissenen Hände bedeckte sogar noch das Silber.
    Seine Handflächen sahen schlimm aus. Als hätte man ihm Teile der Haut in Streifen weggezogen.
    Zwischen diesen Wunden sickerten kleine Blutrinnsale.
    Was sollte ich mit ihm anfangen? Ich konnte ihn schlecht hier im Zimmer allein zurücklassen. Aber mich mit einem Bewußtlosen abschleppen bei der weiteren Durchsuchung des Hauses war auch nicht möglich. Er hätte mich zu sehr behindert.
    Durch meine Aktivitäten und besonders durch die des Kreuzes hätte das Zimmer eigentlich von schwarzmagischen Kräften »gesäubert« sein müssen, doch darauf wollte ich mich nicht verlassen.
    Denn diesem trügerischen Frieden war nicht zu trauen.
    Ich kniete neben ihm und drehte seinen Kopf so, daß ich in das Gesicht

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