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0719 - Myxins Henker

0719 - Myxins Henker

Titel: 0719 - Myxins Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wirklich!
    Trotzdem war es so. Das Blut war echt, und der verdammte Mörder ebenfalls. Nichts getürkt, nichts gespielt.
    Spencer wußte überhaupt nicht, ob er noch eine Gesichtsfarbe besaß. Er kam sich vor wie eingesackt. Wie sollte er handeln, was sollte er tun? Er stierte gegen die Mörderhand, die wegen des ausgestreckten Arms noch immer hochstand und jetzt eine Klaue gebildet hatte, als wollte sie nach einem weiteren Opfer greifen.
    Das konnte nur er sein. Was blieb denn?
    Die Flucht aus dem Gefängnis. Schneller sein als dieses unbegreifliche Wesen, dessen Stärke sicherlich von Sekunde zu Sekunde zunahm.
    Er rutschte auf seiner Bank zur Seite.
    Dann hörte er das Grunzen.
    Spencer zuckte zusammen, drehte den Kopf nach rechts, und das Wesen hockte noch immer in der Kunststoffwanne. Es hielt den Mund weit offen, seine Zähne kamen Spencer vor wie wuchtige Metallstümpfe. Auch die konnten ihn zerreißen.
    Er bewegte sich schnell, trotzdem glaubte er, in einem Zeitlupenfilm gefangen zu sein. Alles war so anders, es ging nicht rasch genug, die andere Macht hatte hier das Sagen übernommen, und dieses verfluchte Monstrum war nicht mehr aufzuhalten.
    Er fiel gegen die Ladetür und gegen den Riegel. Wie durch Watte bewegte er sich. Die Luft war nur mehr eine dumpfe, trübe Brühe für ihn. Endlich hatte er den Verschluß gefunden, öffnete ihn und würde die Tür des kleinen Transporters aufstoßen können.
    Das schaffte er bei der rechten Hälfte.
    Bei der linken nicht mehr.
    Da packte die Klaue zu. Und ihr brutal geführter Prankenschlag erwischte seinen Rücken.
    Im Nu war die Kleidung zu Fetzen gerissen worden. Die harten Finger kamen auch durch. Die drückten die Wunden in seine Haut, während er nach vorn starrte und die anderen Fahrzeuge sah, die ihm so verschwommen vorkamen. Er hörte sich schreien, er klammerte sich auch irgendwo an der Türkante fest, und dann spürte er einen Ruck, dem er nichts mehr entgegensetzen konnte.
    Der Henker zerrte ihn wieder zurück.
    Spencer flog über den offenen Sarg, schlug mit dem Kopf gegen die Beine seines toten Freundes und hatte die Augen trotz des Grauens noch aufgerissen.
    Dann brüllte er.
    Zwei Sekunden ließ ihm das Monstrum Zeit, bevor es dieses Geräusch mit einem vernichtenden Hieb stoppte.
    Spencer Garlett würde nie mehr schreien können.
    Der Henker des Schwarzen Tods aber drehte sich um. Das war der Augenblick, als der Fahrer endlich reagierte, den Wagen an den linken Straßenrand fuhr und stoppte…
    ***
    Ich wußte tatsächlich nicht, ob ich mich richtig verhalten hatte, als ich dem Wagen nachfuhr.
    Zum Glück hielt sich der Fahrer an die Regeln. Im Londoner Verkehr kam er sowieso nicht schnell voran. Immer wieder mußten wir anhalten. Entweder vor Ampeln oder in kleinen Staus.
    Das wiederum gab mir Gelegenheit, zum Telefon zu greifen und mit dem Büro zu sprechen.
    Ich weihte Sir James erst jetzt in den Fall ein und berichtete ihm auch von meinem Mißerfolg.
    »Das habe ich gesehen, John.« Ich hörte ihn schwer atmen. »Ich wußte nicht, wie ich reagieren sollte und war auch nicht darüber informiert, daß Sie mitmischten.«
    »Doch, Sir, ich war dabei.«
    »Und jetzt sind Sie unterwegs.«
    »Ich werde zum Yard kommen, Sir, und die Kollegen bitten, den Toten sehr genau zu obduzieren.«
    »Haben Sie einen bestimmten Verdacht?«
    »Nein oder ja, ich weiß es nicht. Es hängt alles tief mit Atlantis, dem Schwarzen Tod und auch mit Myxin zusammen. Es ist eine sehr alte Geschichte, eine Rache, die hier beendet werden soll.«
    »Lassen Sie es dazu nur nicht kommen.«
    »Ich werde mich bemühen, Sir.«
    Er hatte wenig gesagt, der gute Sir James. Wie sollte er auch, er stand noch immer unter dem Eindruck der schrecklichen Geschehnisse, die er am Bildschirm miterlebt hatte.
    Ich startete wieder.
    Wie eine Klette hing ich an den Hinterreifen des Leichentransporters. Es war ein grau angestrichener Wagen mit sehr kleinen und auch schmalen Fenstern, die den Ausdruck breite Schlitze durchaus verdient hatten. Immer wenn der Fahrer Gas gab, drückten sich kleine, dunkelgraue Wolken aus dem Auspuffrohr.
    Den Kollegen und mir drückte ich die Daumen, daß bei der Untersuchung des Toten ein Ergebnis herauskam. Mir ging es nicht um das Blut, sondern um die Masse, mit der es gemischt worden war.
    Als Ektoplasma hatte ich es angesehen, aber ich konnte mich auch irren. Was in Atlantis einen Wert gehabt hatte, brauchte nicht mit den Dingen in meiner Zeit

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