072 - Der unheimliche Mönch
zurückrufen."
Hallick blätterte in dem Aktenstück. „Was Connor angeht", fuhr Elk fort, „so hat der schließlich nur seinen Lohn bekommen. Als er zu seiner letzten langen Gefängnisstrafe verurteilt wurde, hat er alles verraten und mir ausführlich erzählt, daß O'Shea ihn hintergangen hätte. Aber Connor selbst hat früher mehr Kameraden und Freunde betrogen als irgendein anderer Verbrecher. Übrigens ist Marks nicht besser als er. Ich kenne die beiden gut. Hätte ich sie vor dem Goldraub getroffen, so hätten sie mir wahrscheinlich alles verraten. Wo ist übrigens dieser Marks?"
Hallick schüttelte den Kopf und schloß das Aktenstück.
„Ich weiß es nicht. Wenn ich ihn nur einmal erwischte. Gewöhnlich treibt er sich in Hammersmith herum, und ich möchte ihn dringend warnen." Elk grinste.
„Den können Sie nicht warnen. Der ist viel zu schlau. Nächstens finden wir ihn noch auf der Universität in Oxford oder Cambridge. Persönlich sind mir die klugen und schlauen Verbrecher lieber, denn sie fangen sich selbst. Man braucht sich nicht groß bei ihnen anzustrengen."
„Ich meine nicht, daß er ins Garn geht, oder sich selbst einen Strick dreht, aber ich fürchte, daß O'Shea ihn eher fängt als umgekehrt. Das ist durchaus möglich."
Hallick rief Monkshall an, aber Sergeant Dobie konnte ihm nichts Neues mitteilen. „Ist Mrs. Elvery abgereist?"
„Nein, die bleibt bis zur Aufklärung des Falles hier. Sie ist nun einmal auf Verbrechen versessen. Und dann noch eins, Mr. Hallick. Ferdie Fane ist schon wieder betrunken."
,Ist der überhaupt jemals nüchtern?" Er kümmerte sich aber nicht weiter um Fanes Trunkenheit, er interessierte sich mehr für das Leben in Monkshall, das trotz der schweren Ereignisse seinen gewohnten Gang ging. Einige Zeitungsberichterstatter waren im Laufe des Tages dort erschienen und hatten versucht, den Colonel zu sprechen.
„Ich habe sie alle wieder fortgeschickt. Im allgemeinen nimmt man an, daß Connor noch einen Komplizen hatte und daß es ihnen gelang, das Gold zu finden.
Dann sind sie wohl in Streit geraten und Connor wurde ermordet. Natürlich von seinem Komplizen, der sich darauf mit der Beute davongemacht hat. - Wenn ich vorhin sagte, daß man das im allgemeinen annimmt", fügte Dobie hinzu, „so stimmt das eigentlich nicht ganz. Es ist mehr meine Idee. Was halten Sie davon?" „Ach, das ist alles Humbug", entgegnete Hallick und legte auf.
10
Die Polizeimaschinerie von Scotland Yard lief auf Hochtouren. Nach allen Richtungen hin hatte man Nachforschungen eingeleitet; nicht einmal Mrs. Elvery und ihre Tochter waren verschont geblieben. Gegen Mitternacht lagen Hallick bereits Nachrichten über die einzelnen Personen vor. Man hatte sich um die Vorgeschichte aller Leute gekümmert, die in Monkshall wohnten.
Mrs. Elvery, eine wohlhabende Frau, war nach dem Tod ihres Mannes ständig auf Reisen. Es ging ihr wirklich gut, und sie brauchte nicht zu sparen. Man hätte sie unter gewissen Umständen sogar reich nennen können. Sie gehörte zu diesen geheimnisvollen Frauen in mittleren Jahren, die von einem Hotel zum andern ziehen und in luxuriöser Umgebung verhältnismäßig sparsam leben. Man findet sie im August am Lido, im Juli in Deauville und im Winter an der Riviera oder in Ägypten.
Mr. Goodman war stiller Teilhaber in einer alten, nicht gerade sehr erfolgreichen Importfirma. Früher hatte er sich lange Jahre aktiv an dem Unternehmen beteiligt. Hallick zog daraus die Schlußfolgerung, daß die Firma glänzend verdient haben mußte, bevor sich Goodman vom Geschäft zurückzog.
Die Akten über Cotton waren nicht gerade sehr glänzend. Er war dreimal des Diebstahls verdächtigt und verhaftet worden. Aber man hatte ihn mangels an Beweisen freisprechen müssen. Hallick notierte sich diese Tatsache.
„Man muß sich Cottons Fingerabdrücke beschaffen, dann wird sich das weitere finden", sagte er zu Elk.
Cotton hatte immer Stellungen in Pensionen gehabt, und während er dort beschäftigt war, waren dann stets Schmuckstücke verschwunden, wobei der Verdacht immer auf ihn fiel.
Colonel Redmayne war früher ein armer Militärarzt gewesen und wegen Trunksucht entlassen worden. Durch Schiebung hatte er eine leitende Stellung beim Roten Kreuz erhalten. Als dann verhältnismäßig viel Geld aus der von ihm verwalteten Kasse verschwand, hatte man eine Untersuchung gegen ihn eingeleitet, und Scotland Yard war bereits auf ihn aufmerksam geworden. Man hatte aber von einer Anklage
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