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0720 - Teufelsnächte

0720 - Teufelsnächte

Titel: 0720 - Teufelsnächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Harrold«, sagte sie, als der diensthabende Sergeant den Hörer abnahm. »Könnte ich bitte Detective Inspector Timble sprechen?«
    »Tut mir Leid, der Inspector hat sich heute krank gemeldet. Wollen Sie eine Nachricht hinterlassen?«
    »Nein… ist nicht nötig. Danke.«
    Nachdenklich beendete sie die Verbindung. Timbles Krankmeldung war ein weiteres Puzzlestück, das sie dem Gesamtbild hinzufügte. Noch ergab es keinen Sinn, weil wichtige Hinweise fehlten, aber Kathy wusste, wo sie mit der Suche beginnen musste.
    ***
    Warum ruft er nicht an?, dachte Ian. Ich habe doch deutlich gesagt, dass es dringend ist.
    Er hoffte, dass Zamorra sich bald meldete, denn sein Mut sank mit jedem Ticken der alten Standuhr neben seinem Schreibtisch.
    Ian zuckte nervös zusammen, als Charlie die Tür öffnete und den Kopf hereinsteckte.
    »Ich habe uns eine Kanne Tee gekocht«, sagte sein Assistent. »Ich dachte, du möchtest dir vielleicht das Interview von gestern Abend ansehen.«
    »Danke, aber nicht jetzt. Ich muss noch arbeiten.«
    Charlie spürte wohl, dass etwas vorging, denn es war bereits das dritte Mal innerhalb von zwei Stunden, dass er unter einem Vorwand ein Gespräch suchte.
    »Wie willst du arbeiten, wenn dein Computer ausgeschaltet ist?«, hörte er ihn fragen.
    Ian drehte den Kopf und bemerkte den dunklen Monitor, in dem sich Charlies besorgtes Gesicht spiegelte.
    »Es ist…«, begann er und warf wieder einen Blick auf das Telefon. »Bitte, lass mich ein paar Stunden allein. Ich muss über etwas nachdenken.«
    Charlie bewegte sich nicht. »Es hat mit den Leuten zu tun, die heute Morgen hier waren und mit der Telefonnummer, die ich herausfinden sollte, nicht wahr?«
    Ian schwieg und sah aus dem Fenster. Das Schneetreiben hatte vor einiger Zeit aufgehört, aber noch immer hingen dichte graue Wolken über den Bäumen, die weiße Weihnachten versprachen.
    Sollte ich Weihnachten noch leben, dachte er.
    »Bitte rede mit mir«, sagte Charlie eindringlich und trat neben ihn. »Schließ mich nicht von diesem Problem aus.«
    »Es betrifft nur mich. Du hast nichts damit zu tun.« Er hörte das Zittern in seiner Stimme und biss sich auf die Lippe, bis er Blut schmeckte. Die Entscheidung, die er zu treffen hatte, war einfach zuviel für ihn. Erst jetzt, wo sie unmittelbar bevorstand, erkannte er, dass sie seit Jahren in ihm arbeitete, vielleicht bereits seit jener Nacht vor zwanzig Jahren.
    Reiß dich zusammen!, befahl er sich selbst, aber das Zittern ergriff jetzt auch seine Finger und jagte eine Gänsehaut über seinen ganzen Körper. Er spürte Charlies Arme, die sich um seine Schultern legten, und sackte auf dem Stuhl zusammen.
    »Sag mir, was los ist, Ian, bitte. Es wird dich zerstören, wenn du mit niemandem darüber sprichst.«
    Und Ian erzählte…
    ***
    Zamorra öffnete die Augen und stöhnte unter den einsetzenden Kopfschmerzen. Um ihn herum herrschte völlige Dunkelheit. Dumpfer Motorenlärm erfüllte die nach Abgasen riechende Luft. Seine Knie stießen gegen Metall, als er versuchte, sich zu bewegen.
    Wieso bin ich in einem Kofferraum?, dachte er benommen und bemerkte im gleichen Moment, dass seine Hände mit Handschellen gefesselt waren.
    Langsam kehrte seine Erinnerung zurück. Die beiden Polizisten, die ihn in die Tiefgarage des Hotels begleiteten, Singh, der vor ihm die Beifahrertür öffnete, Timble hinter ihm - und dann nichts mehr.
    Die heftig pochende Stelle an seinem Hinterkopf ersetzte die fehlende Erinnerung an das, was anschließend geschehen war. Timble musste ihn niedergeschlagen und in den Kofferraum geschafft haben. Warum er das getan hatte, war Zamorra jedoch ebenso rätselhaft wie die Identität des zweiten Polizisten. Er befürchtete, dass er durch einen Zufall in eine polizeiinterne Korruptionsaffäre geraten war, die nichts mit den Morden zu tun hatte.
    »Na toll…«, murmelte er.
    Der Wagen bremste ab und presste ihn gegen den Rücksitz. Das Motorengeräusch erstarb. Zamorra hörte, wie Autotüren zugeschlagen wurden und dann die Stimmen der beiden Polizisten.
    »Wir lassen ihn einfach im Kofferraum«, sagte Timble. »Wo ist das Problem?«
    »Das Problem ist«, antwortete Singh, »dass er da drin ersticken wird. Das ist Mord.«
    »Willst du ihn etwa frei lassen, wenn alles vorbei ist? Er kennt unsere Gesichter, Mann. Kapierst du das nicht?«
    Schweigen setzte ein. Zamorra schluckte, als ihm klar wurde, dass die beiden Männer gerade über sein Leben entschieden.
    »Dann müssen wir uns eine

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