0725 - Der Satan von Sachsen
Ruhe zu lassen.«
»Wer ist sie ?«
Der Tscheche nahm einen tiefen Zug, blies den Rauch aus. Durch die Wolke starrte er mich an.
»Seine Helfer.«
»Wie viele genau?«
Sobek drückte die Zigarette aus. Vier Züge hatten gereicht, um sie zum Stummel werden zu lassen.
Der Typ mußte wirklich unter einem wahnsinnigen Druck stehen. »Es sind… es sind…«, er schwieg.
Im Kopf rechnete er nach, hob aber die Schultern und sagte: »Ich weiß es nicht. Ich… ich weiß es ehrlich nicht.«
»Ungefähr.«
»Nein, sorry…«
»Mehr als zehn?« hakte ich nach. »Kann sein, um die Zahl herum. Ich habe mich nie in ihren Gewölben aufgehalten.«
Ich hob den Blick. »Gewölbe ist gut«, sagte ich. »Das Schloß ist also unterkellert.«
»Ja, natürlich. Alte Gänge und Verliese. Das sind ihre Verstecke. Da liegen sie tagsüber.«
»Richtig klassisch«, sagte der Kommissar.
»Und bei Anbruch der Dunkelheit steigen Sie dann aus ihren Särgen. Ist das richtig?«
Sobek nickte mir zu.
Ich holte tief Luft. Mein Blick fiel auf die Uhr. Es wurde Zeit, daß wir fuhren. Schließlich wollten wir noch vor Mitternacht unser Ziel erreicht haben.
Begeistert sahen weder Harry Stahl noch ich aus. Die Anzahl der Vampire war nicht gerade klein, wir waren nur zu zweit, da konnte es leicht zu bösen Überraschungen kommen.
Viel mehr konnte oder wollte uns Sobek über die Blutsauger und deren Verstecke nicht sagen. Uns interessierte vor allen Dingen, wie wir am schnellsten dorthin kamen. Und diesen kürzesten Weg kannte er sicherlich besser.
Harry Stahl fragte ihn danach. Als Fahrer mußte er in der Lage sein, die Beschreibung sehr präzise zu geben, was er auch tat. Wir konnten uns nicht beschweren. Sicherheitshalber schrieb der Kommissar mit. Ich hatte mich ein paar Schritte zurückgezogen, schaute nach draußen und sah noch immer die Menschen vor dem Geschäft.
Frau Sander hatte sich bisher im Hintergrund aufgehalten. Jetzt kam sie auf mich zu. Kopfschüttelnd schaute sie mich an. »Das… das ist ja furchtbar«, sagte sie, weil sie mitgehört hatte. »Ich… ich kann es einfach nicht glauben.«
Ich hob die Schulter. »Die Welt ist leider nicht so, wie man sie gern hätte. Dazu zähle ich nicht allein die sichtbaren Probleme, sondern auch die unsichtbaren. Es ist nicht einfach, damit zurechtzukommen, das müssen Sie mir glauben.«
»Schaffen Sie das denn?«
»Ich hoffe es.«
»Sie sprechen von diesen Wesen wie von normalen Menschen. Das… das kann man sich doch nicht erklären.«
»Lassen Sie es lieber.«
»Angst habe ich trotzdem«, flüsterte sie.
»Die brauchen Sie jetzt nicht mehr zu haben.« Ich fragte sie nach Helmut Stoßflug.
»Kommen Sie mit.«
Frau Sander ging vor. Helmut Stoßflug lag auf einer alten Liege, die im Vorratsraum stand. Er sah blaß aus, war wach und hatte sich auch übergeben müssen. Das Erbrochene befand sich in einem Eimer, vermischt mit Wasser.
Aus entzündeten Augen schaute er mich an, sah mein Lächeln, da zuckten auch seine Lippen. Bevor er eine Frage stellen konnte, war ich an der Reihe.
»Sie brauchen keine Angst mehr zu haben, Herr Stoßflug. Es ist alles wieder okay.«
»Wie meinen Sie das?«
»Sie sind außer Gefahr.«
Er schloß für einen Moment die Augen. Dann redete er von Sobek, der ihn so reingelegt hatte.
»Das wird der Kerl nie mehr schaffen, Herr Stoßflug. Wir haben ihn jetzt unter Kontrolle.«
»Echt?«
»Ja.«
»Der hat mich erwischt. Der schoß mit einem Ding auf mich, das aussah wie eine Pistole.«
»Sie sind betäubt worden.«
»Warum? Wer ist er?«
»Sagen wir so, er arbeitet mit den Blutsaugern zusammen.«
Stoßflug schloß die Augen. »Und auch mit meiner Frau? Mit Helga?«
»Sicher.«
Ihn quälte eine Frage, das sah ich ihm an. Ich munterte ihn auf, sie zu stellen.
»Es fällt mir so schwer.«
»Versuchen Sie es trotzdem.«
»Ja, bitte, ja. Was ist mit meiner Frau? Gibt es für Helga noch ein Zurück?«
Ich schaute ihn an. Verdammt, die Antwort fiel mir schwer. Daß sie mir schwerfiel, freute mich irgendwo, denn es zeigte mir gleichzeitig, daß ich noch nicht so abgestumpft, sondern ein Mensch geblieben war.
»Sagen Sie es ruhig.«
Ich nickte. »Wissen Sie, Herr Stoßflug, es gibt Dinge, die muß man hinnehmen. Die kann man nicht rückgängig machen. Und die Verwandlung Ihrer Frau gehört dazu.«
»Sie wird es, also bleiben«, flüsterte er nach einer Weile. Jetzt zitterten seine Hände.
»So sieht es aus.«
»Müssen Sie nicht dagegen etwas
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