0730 - Ssacah-Virus
philosophierte darüber, dass die Demon Police so geheim nicht sein konnte. Der Taxifahrer hatte jedenfalls nicht lange überlegen müssen, wo sich das Hauptquartier befand.
Nicole wandte sich noch einmal an den Turbanträger.
»Ist etwas nicht in Ordnung? Sie haben eben so seltsam reagiert…«
Der Sikh sagte darauf nichts. Aber nach kurzem Zögern öffnete er doch den Mund.
»Ein guter Rat von mir - hüten Sie Ihre Zunge. Inspectorin Devi ist heute nicht besonders guter Dinge.«
Er blieb vor einer Tür stehen und klopfte an. Dann öffnete er.
Zamorra und Nicole erblickten die Frau, die sie zuletzt in Paris gesehen hatten. Wie zur Bestätigung der Warnung schaltete Asha Devi gerade wutschnaubend ihr Visofon ab, wobei sie einen Fluch zwischen ihren schönen Lippen zerquetschte.
Bei ihrer ersten Begegnung war Asha Devi in einen traditionellen Sari gekleidet gewesen, das typische indische Frauengewand. Nun trug sie die olivfarbene Polizeiuniform mit Lederkoppel und Pistole. Ihre Schirmmütze hing an einem Garderobenständer.
Der Sikh salutierte.
»Besuch für Sie, Madam!«
»Das sehe ich selber!«, blaffte Asha Devi. »Und nun ab mit Ihnen, Konstabler! Sie werden hier nicht als Fremdenführer bezahlt!«
Der Sikh machte eine militärische Kehrtwendung und marschierte hinaus. Als er seiner Vorgesetzten den Rücken zuwandte, warf er Zamorra und Nicole einen bedauernden Blick zu.
Ich habe euch ja gewarnt…, schien er sagen zu wollen. Die Tür schloss sich hinter dem Polizisten.
»Da seid ihr ja«, sagte Asha Devi.
»Die Uniform steht dir gut«, erwiderte Nicole. »Allerdings hast du sie überhaupt nicht nötig!«
»Was willst du damit sagen?« Die Inspectorin fletschte die Zähne.
»Du brauchst die Uniform nicht«, erklärte Nicole, »weil man schon an deinem Befehlsgeblöke erkennt, dass du eine Offizierin bist!«
Asha Devis dunkle Pupillen wurden fast schwarz vor Zorn. Für einen Moment schien es, als ob sie sich auf Nicole stürzen wollte.
Doch dann brach sie unvermittelt in ein Gekicher aus, das besser in eine Hollywood-Teenie-Komödie gepasst hätte.
»Ihr müsst mich für einen schrecklichen Drachen halten, stimmts?«
»Ehrlich gesagt, ja«, brummte Zamorra.
»Ich möchte jedenfalls nicht deine Untergebene sein«, ergänzte Nicole.
»Wenn ihr wüsstet, was für einen Stress ich hier habe!«
Asha Devi deutete anklagend auf das abgeschaltete Visofon. »Gerade habe ich eine amtsärztliche Diagnose bekommen. Die Wunden, die dem Verletzten zugefügt wurden, stammen von keinem bekannten Tier.«
»Dieser Verletzte, dessen Wunden untersucht wurden - ist das dein Zeuge?«
»Genau, Zamorra. Er liegt im Gandhi-Hospital hier in New Delhi. Immerhin ist er inzwischen außer Lebensgefahr. Aber diese Wunden… Die machen mir Kopfschmerzen.«
»Ein Dämon könnte sie ihm geschlagen haben«, mutmaßte Nicole.
»Habe ich mir auch gesagt«, erwiderte die Polizistin. »Aber von einem Schlangendämon stammen sie garantiert nicht. Wenn ein anderer Dämon mit im Spiel ist… Wo bleiben dann Ssacah und seine Anhänger?«
Für einen Moment herrschte Stille in dem Dienstzimmer. Es gab eigentlich nur eine Antwort auf diese Frage. Und die gefiel weder Zamorra noch Nicole oder Asha Devi.
Ssacah hatte Verbündete gefunden.
»Konntest du schon mehr über diesen Zeugen in Erfahrung bringen?«, fragte Zamorra.
»Negativ. Allerdings haben die Schwestern im Hospital ausgesagt, dass er im Schlaf vor sich hingemurmelt hat. Und zwar in Kannada.«
»In Kanada hat der Patient gemurmelt? Ich dachte, er liegt hier in New Delhi.«
»Sehr witzig, Zamorra.« Asha funkelte ihn gereizt an. »Kannada ist eine von mehreren Hundert Sprachen, die in Indien gesprochen werden. Es ist die Hauptsprache in unserem südlichen Bundesstaat Karnataka.«
»Nie gehört«, gab Nicole zu.
»Die Hauptstadt von Karnataka ist Bangalore«, erklärte Asha Devi. »Das sagt euch vielleicht eher was.«
»Bangalore ist doch das Silicon Valley von Indien«, meinte Nicole. »Computerfirmen und andere Hightech Branchen noch und nöcher. Ausländische Firmen, auch aus Frankreich, stehen Schlange, um in Bangalore investieren zu dürfen.«
»Ich hätte es nicht besser ausdrücken können«, bemerkte Asha Devi. »Aber genug geredet! Lasst uns mal zusammen zum Hospital fahren. Es ist möglich, dass der Zeuge während der nächsten paar Stunden aufwacht. Jedenfalls wurde mir das in Aussicht gestellt.«
Asha Devi griff zu ihrer Mütze und nahm ihre Gebetsmühle
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