0730 - Ssacah-Virus
vom Schreibtisch. Dann verließen sie, Zamorra und Nicole das Polizeigebäude und stiegen in Ashas Dienstjeep.
Mit jaulenden Reifen ging es Richtung Gandhi Hospital…
***
Gandhi Hospital, New Delhi, Indien
Chamundi schlug die Augen auf.
Als Erstes bemerkte der Alte, dass die entsetzlichen Schmerzen verschwunden waren. Er versuchte, den Kopf zu drehen. Nun musste er allerdings feststellen, dass es ihm schon noch wehtat. Sein Schädel schien platzen zu wollen.
Die Umgebung war ihm unbekannt. Ein stilles, sauberes Zimmer mit einem Deckenventilator, dessen monotones »Tack-Tack« zur üblichen indischen Geräuschkulisse gehört.
Chamundi lag in einem weißen Bett.
Ich bin in einem Krankenhaus, schlussfolgerte der Alte. Vorsichtig tastete er zu seiner Brust. Dorthin, wo die Bestie ihn erwischt hatte. Sein ganzer Oberkörper steckte in einem frischen Verband.
Ein Gefühl der Erleichterung überkam Chamundi. Er war gerettet! Die Götter waren ihm gnädig gewesen!
Da öffnete sich plötzlich die Zimmertür.
Eine Krankenschwester kam herein. »Guten Morgen! Wie geht es Ihnen?«
Chamundi öffnete seine trockenen Lippen. Er wollte sprechen. Aber es kam nur ein heiseres Krächzen heraus.
»Sie müssen fürchterlichen Durst haben.« Die Schwester half ihm hoch und flößte ihm ein Glas Wasser ein.
Danach fühlte sich der Alte sofort besser. Erst jetzt sah er die Infusion, die durch einen Schlauch in die Vene seines linken Arms lief.
Wie im Fernsehen, sagte er sich. Er kannte Krankenhäuser nur aus unzähligen TV-Serien. Selbst war er in seinem siebzigjährigen Leben bisher niemals in einem gewesen.
Die Krankenschwester hatte seinen neugierigen Blick bemerkt.
»Wir geben Ihnen ein kreislaufstabilisierendes Medikament. Ansonsten haben Sie eine Injektion gegen die Schmerzen bekommen.«
Der Alte verstand nicht ganz, was sie meinte. Aber offenbar wurde ihm gut geholfen. Er lächelte dankbar.
»Ich werde dem Doktor Bescheid geben, dass Sie aufgewacht sind. Er wird Sie gewiss gleich noch einmal untersuchen wollen.«
Chamundi nickte. Er hätte versuchen können, zu sprechen. Aber er musste erst einmal seine Gedanken ordnen. Seine frischen, grässlichen Erinnerungen…
Als Bhavani, dieser Hundesohn, seine Villa gekauft hatte, »übernahm« er sozusagen den alten Diener Chamundi gleich mit. Anfangs hatte Chamundi sogar Gefallen an seinem neuen Herrn gefunden. Bhavani arbeitete in der Computerindustrie, war selten zu Hause und meckerte noch seltener herum.
Doch bald hatte der Alte bemerken müssen, dass es im Haus nicht mehr mit rechten Dingen zuging. Bhavani bekam Besuch von zwielichtigen Gestalten. Er tat Dinge, die etwas mit Magie zu tun haben konnten. Und zwar mit schwarzer.
Chamundi war kein Experte in solchen Dingen. Aber er kannte, wie die meisten Inder, die wichtigsten Überlieferungen und Mythen seines Landes. Und er konnte unterscheiden, ob jemand die Götter um Beistand anflehte.
Oder die Dämonen!
Und Bhavani, diese Ausgeburt der Unterwelt, hatte sich dem schrecklichsten aller indischen Schwarzblütigen verschrieben: Ssacah!
Als Chamundi das erkannt hatte, war es schon fast zu spät gewesen. Bhavani hatte in seiner Verblendung begonnen, selbst dämonisches Dasein zu erschaffen.
Die unbeschreiblichen Kreaturen, die er zum Leben erweckte, hatten Ali gefressen, den anderen Diener. Chamundi hatte es geschafft, zu fliehen.
Nach New Delhi hatte ihn sein Weg geführt, zur Demon Police. Er hatte seinen Arbeitgeber anzeigen wollen. Doch eines dieser Ungeheuer war Chamundi gefolgt. Es hatte ihn zerfleischen wollen, wie es mit dem armen Ali geschehen war.
Zum Glück hatte Chamundi mittlerweile bei einem heiligen Mann ein Dämonenmesser gekauft. Wie durch ein Wunder war es ihm gelungen, das Monster damit zu töten. Die Götter hatten wahrscheinlich ihre Hände über ihn gehalten. Trotzdem war er bei dem Kampf schwer verletzt worden.
Chamundi atmete so tief, wie es seine verwundete Brust erlaubte. Dann erinnerte er sich noch an den Unfall mit dem Jeep, und an diese wütende Polizistin…
Aber am Lebhaftesten hatte er immer noch dieses Monster vor Augen. Ali hatte die Schlachtabfälle herbeischaffen müssen, aus denen dieser Dämonenknecht Bhavani dann später die Ungeheuer geformt hatte, die sich auf den jungen Diener stürzten… Was für ein Hohn!
Chamundi schnüffelte. Waren seine Erinnerungen so lebendig, dass er sogar den Gestank dieser Bestien in die Nase bekam?
Im nächsten Moment wurde ihm klar, dass
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