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0732 - Schattenreiter

0732 - Schattenreiter

Titel: 0732 - Schattenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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weiterging, darüber hatte sie noch nicht konkret nachgedacht.
    Jedenfalls gefielen ihr die Männer, Frauen und Kinder. Dieses Völkchen hatte auch im Laufe der Zeit noch nichts von seinem Reiz verloren. Nach wie vor umwehte es ein Hauch von Abenteuer, ein Duft von Freiheit und einer gewissen Lebensphilosophie, die auch sie mochte. Sie kam gut mit den Zirkusleuten aus, dachte an Abende zurück, die einfach herrlich gewesen waren und schon kleinen Festen glichen.
    Auch der heutige Abend sollte ein Fest werden. Trotz der kühlen Witterung wollten sie im Freien einen Hammel über dem offenen Feuer braten und zuschauen, wie er sich am Spieß drehte. Da schreckte auch die Kälte nicht ab, und das Feuer vertrieb den Nebel. Zudem gehörte zu den Zirkusleuten eine alte Frau, die herrliche Geschichten erzählen konnte. Alte Sagen und Legenden, zumeist aus den Balkanländern stammend. Aber immer wieder Geschichten, die von Liebe, Tod, Rache und Grauen berichteten und manchem Zuhörer eine Gänsehaut über den Rücken fließen ließen, besonders in einer von Nebel umwallten Umgebung wie der Burg.
    Fabienne Stone hatte zwar die Scheinwerfer eingeschaltet, dennoch fuhr sie mehr nach dem Gefühl.
    Sie konnte auch nicht genau sagen, wo sie sich befand, der Nebel deckte alles zu. Bei freier Sicht gab es genügend Punkte, an denen sie sich hätte orientieren können, aber bei diesem Wetter verließ sich die Frau mehr auf ihr Gefühl.
    Sie hatte sogar die Scheibe an der rechten Seite herabgedreht. Hin und wieder mußte sie einfach den Kopf ins Freie stecken, um festzustellen, wie dicht sie sich am Rand des Wegs entlangbewegte, denn oftmals kippte er ziemlich steil nach unten weg. Ein falsches Bewegen des Lenkrads, und es war vorbei.
    Schon merkte sie es.
    Das rechte Vorderrad wollte nicht mehr so richtig packen. Es schlingerte, der Boden krümelte weg, und das geschah beinahe wie im Zeitlupentempo.
    Im letzten Augenblick zerrte sie das Lenkrad nach links. Allerdings nicht zu sehr, sie behielt dabei die Nerven, atmete durch, als sie es geschafft hatte, und rollte dann langsam und vorsichtig weiter, bis sie die Gewißheit hatte, daß auch die Hinterräder nicht mehr abrutschen konnten.
    Geschafft!
    Sie stoppte.
    Für einen Moment schloß sie die Augen. Ihre Lippen zuckten. Es war kalt, dennoch lag der Schweiß auf ihrer Stirn. Er war so kalt wie altes Fett, das im Kühlschrank gelegen hatte.
    Fabienne konnte sich ungefähr vorstellen, wo sie sich befand. Am Fuß eines mächtigen Hügels. Der Weg führte in halber Höhe um ihn herum wie ein schmaler grauer Schal.
    Auf einige Minuten kam es ihr jetzt nicht mehr an. Sie holte tief Luft. Mit dem Taschentuch tupfte sie sich den Schweiß von der Stirn. Beide Hände legte sie anschließend um das Lenkrad und ließ sich nach vorn sinken. Beinahe so weit, bis ihre Stirn das Lenkrad berührte. Ein Schauer lief im nachhinein über ihren Rücken. Das war verflucht knapp gewesen. Ihr Herz klopfte schneller als gewöhnlich, hinter ihren- Schläfen tuckerte es. Sie war doch nicht so abgebrüht, wie sie es sich eigentlich gewünscht hätte. Doch diesen verfluchten Nebel mußte eben jeder Tribut zollen.
    Tief durchatmen, allmählich wieder zu sich selbst und der alten Form finden, das zählte jetzt. Ansonsten sich nicht nervös machen lassen, denn so etwas konnte jedem passieren.
    Es fiel ihr erst jetzt auf, daß sie den Motor abgewürgt hatte. Um sie herum war es still geworden.
    Der Nebel schluckte die Geräusche, nur das leise Knacken und Zerren nicht, das der sich allmählich abkühlende Motor abgab.
    Stille und Nebel!
    Der Nebel drang, wie von Geisterhänden geführt, durch die heruntergekurbelte Scheibe in den Wagen. Er kam, wie ein kaltes Gespenst, eine dicke Wolke, gefüllt mit einer unheimlichen Botschaft aus fernen Welten.
    Fabienne wunderte sich über sich selbst. Wie war es nur möglich, daß sie derartige Gedanken führen konnte? Das hatte sie doch sonst nicht getan. Es lag möglicherweise am Nebel, der diese unheimlichen Botschaften transportierte.
    Sie wollte weg. Der Weg würde bald durch Wiesen führen, auf denen im Sommer die Schafe weideten.
    Ihre Finger berührten den Zündschlüssel, ohne ihn umzudrehen. Sie wußte selbst nicht genau, weshalb sie nicht startete, aber da hatte es irgend etwas gegeben, das sie störte.
    Was konnte es sein?
    Sie schaute aus dem offenen Fenster.
    Nichts war zu sehen, bis auf diese unheimliche graue Wand, die nie ruhig war, sich vorschob und sich

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