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0736 - Mosaik des Todes

0736 - Mosaik des Todes

Titel: 0736 - Mosaik des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.H. Rückert
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entstehen. »Ich glaube nicht, dass das klappt…«, murmelte er.
    Im nächsten Augenblick befanden sie sich auf einer anderen Welt.
    Eine große blaue und davor eine kleine weiße Sonne schienen von einem fremden, schmutziggrauen Himmel herab. Zamorra atmete tief ein. Die würzig riechende Luft hier bekam ihm. Er machte ein paar Schritte. Die Schwerkraft war geringfügig kleiner als auf der Erde. Aber dieser Unterschied konnte nur mit Instrumenten gemessen werden.
    Teri stieß Zamorra an der Schulter an.
    »Dieses Firmament kommt mir bekannt vor«, sagte sie erstaunt. »Hier war ich schon einmal.«
    Zamorra stand da wie erstarrt. »Du meinst…?«
    »Richtig.« Teri nickte. »K'oandar!«
    ***
    Die Menge auf der Hochebene schimpfte lautstark.
    »Das kannst du mit uns nicht machen, Seanzaara!«, schrien einige.
    Die kleingewachsene Hexe drehte sich erstaunt um. »Und weshalb nicht?«
    »Wir kommen zum größten Teil über eine Tagesreise weit hierher, um der Versammlung beizuwohnen. Und du hast nichts anderes zu tun, als uns fünf Bestrafte zu zeigen, ohne dass sie vorher abgeurteilt worden wären!«, rief eine alte Frau, die fast keine Haare mehr am Körper trug.
    »Genau! Dann klagst du noch Kroan und seine Leute eines nichtigen Vergehens an…«, mischte sich ein junger Mann ein.
    »Nichtigen Vergehens?« Seanzaara stand wie zur Salzsäule erstarrt da. Die Augen schienen aus den Höhlen treten zu wollen. »Sagtest du nichtigen Vergehens ?«
    »So ist es«, bestätigte der Mann. »Die gestohlenen Seelen-Tränen sind fast alle wieder da. Außerdem wurden die drei Caltaren getötet, die den abtrünnigen Trupp anführten. Was willst du noch mehr?«
    »Was ich mehr will?« Seanzaara starrte den jungen Caltaren an, als wäre dieser ein Geist. »Gerechtigkeit will ich!«, stieß sie nach Sekunden der Stille hervor.
    »Deine Gerechtigkeit, nicht die unsere«, behauptete der Mann.
    »So ist es«, sagte die alte Frau.
    »Meine Gerechtigkeit war schon immer die von allen Caltaren«, behauptete Seanzaara.
    Ein empörtes Rufen hob an.
    Keanor, die noch immer neben der Hexe stand, konnte ihre Zufriedenheit über den Verlauf des Gesprächs nur mit Mühe verbergen. Sie gönnte es Seanzaara, wenn diese im Ansehen aller sank. Umso besser standen Keanors Chancen, wieder in den alten Stand zurückzukehren.
    Die folgende Diskussion verstanden nur die vordersten Caltaren. Etliche wandten sich um und verließen die Hochebene.
    Kroan und An'dean hingegen begaben sich zu den fünf Gesichtslosen. Alle lagen nun in tiefer Bewusstlosigkeit auf dem Holzwagen. Die Lakxas dösten in der Sonne. Wenn der Wagen weiterfahren sollte, würden sie geweckt werden.
    Aus An'deans Brust drang ein tiefes Stöhnen, als er die fünf so grausam Bestraften vor sich sah.
    Kroan legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Schlimm, mein Freund«, flüsterte er.
    »Das ist noch… mehr als schlimm«, entgegnete An'dean. Sein Körper war verkrampft vor Zorn und Schmerz. Er allein wusste, welche Qualen die fünf hinter sich hatten und, schlimmer noch, welche noch vor ihnen lagen. Dass sie Ausgestoßene im eigenen Volk waren, war dabei das geringste Problem. »Ich hatte wenigstens… noch einen Prozess, auch… wenn dieser eine einzige… Farce war. Aber die hier… durften sich überhaupt… nicht verteidigen…«
    Er drehte sich zu Kroan um. Das erste Mal, seit An'dean gesichtslos war, meinte Kroan, seine Augen zu sehen. Obwohl er wusste, dass das nicht möglich war.
    »Man müsste sie umbringen!«, stieß der Gezeichnete hervor.
    Kroan verstärkte den Druck seiner Hand.
    An’dean hob beide Hände. »Ich weiß, dass ich… das nicht sagen darf. Aber wenn… ich sehe, wie sie mit… uns umspringt, dann würde ich… sie am liebsten töten.«
    »Nicht nur du. Aber sie ist stärker als du«, gab Kroan zu bedenken. Er ließ An'deans Schulter los. »Und auch stärker als ich.«
    »Das weiß ich«, gab der Gezeichnete zu. »Aber mich… beschäftigt noch etwas… anderes.« Er kniete sich vor dem Holzwagen und betrachtete die fünf neuen Gesichtslosen. Kroan erfüllte ein seltsames Gefühl. Er fragte sich immer noch, wie es möglich war, ohne Augen zu sehen.
    »Und was?«, erkundigte sich der Caltarenanführer.
    »Wie vielaüberlebende… Gesichtslose gab es… in der Geschichte unseres Volkes?«, stellte An'dean eine Gegenfrage.
    »Du und An'toarn«, antwortete Kroan. Im gleichen Augenblick wurden seine Augen groß, denn er verstand die Frage. Zumindest vier der Männer

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