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0737 - Kreaturen der Finsternis

0737 - Kreaturen der Finsternis

Titel: 0737 - Kreaturen der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dabei sind Sie dann mein Gast.«
    »Danke.«
    »Und meine Tochter mag Sie auch.«
    Jiri Sabka zuckte zusammen. »Was meinen Sie damit, wenn Sie sagen, Ihre Tochter mag mich auch.«
    »Genauso habe ich es gemeint.«
    »Aber die kenne ich nicht!«
    Thornball streckte seine Beine aus und legte die Hände zusammen auf seinen Bauch. »Tatsächlich nicht?«
    »Nein.«
    »Sie heißt Rita!«
    In diesem Augenblick ging dem jungen Mann ein Kronleuchter auf. Er ging zurück und schüttelte den Kopf. »Mein Gott, bin ich ein Idiot gewesen.«
    »Das haben Sie gesagt.«
    »Rita ist Ihre Tochter?«
    »Seit zwanzig Jahren.«
    »Das habe ich wirklich nicht gewußt.«
    »Oh, wir haben oft über Sie gesprochen, Jiri. Rita war der Meinung, daß Sie so anders sind als die anderen Typen. Sie sind höflich, nett und freundlich. Findet man nicht oft. Und Sie können einem Mädchen schon Vertrauen geben.«
    »Aber… aber«, stotterte er. »Rita kennt mich doch nicht. Ich bin fremd hier.«
    »Sie hat einen guten Blick für Menschen.«
    Jiri war froh, daß das Telefon summte, so konnte er sich schnell verabschieden. Durch die Scheibe winkte ihm Mr. Thornball noch zu, und Jiri war froh, ihm entkommen zu sein. Für viele andere wäre die Einladung eine Ehre gewesen, aber er dachte anders darüber. Er mußte eine große Aufgabe bewältigen, und die war schwer genug. Da konnte er sich nicht um andere Dinge kümmern und auch keine Menschen, die ihm lieb waren, in große Gefahr bringen.
    Er kannte den Ort gut. Das Gasthaus lag im Zentrum, wo noch alte Bäume standen und Schatten spendeten.
    Rita hatte sich nicht geirrt. Vor dem grauen Gebäude mit den grün gestrichenen Fensterläden parkten mehr Autos als sonst im Licht der Sonne. Auf einem älteren Ford hatte es sich eine getigerte Katze bequem gemacht.
    Der Rucksack, den Jiri über den Arm gehängt hatte, kam ihm plötzlich als große Last vor. Er spürte das Gewicht der Axt besonders stark, und er kam sich gleichzeitig wie ein Hellseher vor, denn er wußte, daß er die Axt in der folgenden Nacht noch gebrauchen würde, um eine der Kreaturen zu vernichten. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er am liebsten den Götzen vernichtet, aber soweit war es noch nicht.
    Trotz der Wärme flossen kalte Schauer über seinen Rücken, als er daran dachte, daß sich möglicherweise zahlreiche Kreaturen der Finsternis im ›Park View‹ aufhielten. Das wäre so etwas wie ein Komplott gewesen, als hätten sich die anderen nur gegen ihn verbündet.
    Er sah keine. Jiri wußte aber, daß sich an der Hinterseite des Gasthofes ein Garten anschloß, wo man wunderschön unter alten Ulmen sitzen und die Sonne genießen konnte.
    Die dicken Mauern hatten einen Teil der Wärme abgehalten. Er schob die Tür zurück und betrat den kühlen Flur.
    Kaffeeduft wehte ihm entgegen. Irgendwo spielte ein Radio. Es war alles so vertraut und auch das lächelnde Gesicht der Besitzerin, die durch eine schmale Seitentür trat und Jiri Sabka mit Handschlag begrüßte. »Rita hat angerufen und reservieren lassen. Da haben Sie aber Glück gehabt, Jiri.«
    Man kannte ihn hier, deshalb wurde er auch so vertraut begrüßt. »Sind denn viele Gäste bei Ihnen?«
    »Wir sind ausgebucht.«
    »Was sind das für Leute?«
    »Weiß ich auch nicht. Eine Gruppe, ein Verein. Männer und Frauen. Sie hocken alle im Garten.«
    »Nun ja, danke.«
    »Sie bleiben auch nicht zum Sommerfest.« Die Wirtin redete weiter und putzte dabei ihre Brille, deren dickes Gestell so gar nicht zu dem blassen Gesicht mit den rötlichblonden Haaren passen wollte. »Die wollen, wie ich erfuhr, eine Nachtwanderung machen.«
    »Nachtwanderung also…«
    »Ja, ist doch gut.«
    »Sicher.«
    Er bekam einen Schlüssel. »Den Weg kennen Sie ja.«
    »Und ob ich ihn kenne.«
    »Diesmal ganz oben.«
    »Ist das Zimmer gegenüber auch belegt?«
    »Ja, von einer Frau. Schon ziemlich alt, aber noch sehr rüstig, kann ich Ihnen sagen.«
    »Danke.«
    Jiri ging. Seine Gedanken wirbelten. Mit einer Nachtwanderung ließ sich natürlich vieles erklären.
    Wenn er an ihrer Stelle gewesen wäre, hätte er die Ausrede auch benutzt.
    Bis zur ersten Etage hoch war die Treppe noch breit. Danach wurde sie so eng, daß sie ihren Namen nicht mehr verdiente und nur noch als Stiege bezeichnet werden konnte.
    Auch die Luft war hier schlechter geworden. Die Sonne brannte auf das alte Dach, das natürlich keine gute Isolierung besaß, so staute sich die Wärme.
    Die Stiege mündete in einen kleinen Flur.

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