0738 - Luzifers furchtbares Erbe
Wasser.
Das bekam Rita nicht mehr mit.
Der andere griff an.
Er schlug zu.
Sie hatte den Kopf zur Seite gedreht, so streifte sie die Faust nur, aber der Schlag war trotzdem knochenhart gewesen, so daß sie sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte, zurücktaumelte und dabei heftig ins Straucheln geriet.
Es kam, wie es kommen mußte.
Rita fiel auf den Rücken!
Der Aufprall wirbelte durch ihren gesamten Körper. Ihr Hinterkopf hatte einen Stein getroffen, Schmerzen zuckten durch ihren Kopf und endeten in farbigen Blitzen.
Das Mädchen verlor die Übersicht. Es befürchtete, bewußtlos zu werden, und genau diese Angst setzte einen irrsinnigen Adrenalinstoß frei, der es ihr erlaubte, wieder klar denken zu können.
Sie erwartete, daß sich der Hundesohn auf sie stürzen würde, das tat er nicht.
Er suchte die Axt und wollte sie auf schreckliche Weise ums Leben bringen.
Er durfte alles, nur nicht die Waffe finden.
Rita richtete sich auf. Wie das ihr schmerzender Rücken aushielt, wußte sie selbst nicht. Sie hörte sich keuchen, das Blut rauschte in ihren Adern, aber sie machte weiter und ließ sich durch nichts beirren. Dieser Kampf durfte einfach nicht verlorengehen. Sie mußte ihn durchhalten, koste es, was es wolle.
Sie saß, als sich der Schatten auf sie stürzte.
Der Kerl hatte es aufgegeben, nach der Axt zu suchen und verließ sich auf eine andere Waffe.
Das waren seine Hände.
Breit und kräftig, mit Fingern, die wie Stahlklammern wirkten, die grausam zugreifen und die Kehle eines Menschen blitzschnell eindrücken konnten.
Das versuchte er bei Rita.
Sie war wie von Sinnen. Die unmittelbare Lebensgefahr hatte die Kräfte wieder hochgeputscht. Die Beine hatte sie in die Höhe gehoben und sie versuchte, durch heftiges Trampeln und Stoßen, den Killer von sich fern zu halten.
Rita erwischte ihn auch. Ihre Füße trommelten gegen seinen Leib, sie hämmerten vor seine Brust, und sie hörte das dumpf klingende Geräusch der Echos.
Aber er war zu schwer.
Er ignorierte diese Tritte. Sein Gesicht war eine böse Maske aus Haß, obwohl das andere Gesicht der zweiten dämonischen Kreatur noch hinter dem ersten schimmerte.
Dank seiner immensen Kraft gelang es ihm, die Frau nach unten zu drücken. Ihre Arme, Hände und Beine kümmerten ihn nicht. Sie waren für ihn so gut wie nicht vorhanden, er war einzig und allein auf ihre Kehle fixiert und schaffte es auch, sie zu umklammern.
Daß seine Fingernägel dabei über die Haut an ihrem Kinn rutschten und dort blutige Streifen hinterließen, bekam sie nicht mit. Gegen diesen Schmerz war das Mädchen unempfindlich geworden, denn die kalte Todesangst hatte alles andere überlagert.
Er hob ihren Kopf kurz an. Im nächsten Augenblick schon umklammerte es ihren Hals. Sein kräftiger Körper erstickte ihre Gegenwehr. Rita konnte nur trampeln, aber damit erreichte sie nichts, weil die Tritte ins Leere gingen.
Und als er seine Beute so vor sich hatte, da zeigte er sein wahres, sein dämonisches Gesicht, da schmolz die menschliche Haut plötzlich dahin, und Rita schaute aus allerkürzester Entfernung in diese furchtbare Fratze.
Sie sah grüne Augen in dem Hyänengesicht, die lange Schnauze und zwei gekrümmte, von oben nach unten ragende Hauer. In der offenen Schnauze kochte der gelblichgrüne Geifer und brodelte wie in einem Ofen.
In den Augen leuchtete der Wahnsinn. Anders konnte sie den Willen, ihr Qualen zu bereiten und sie dann zu töten, nicht bezeichnen. Er hätte Rita schon längst töten können, aber er ließ sich Zeit, so grausam viel Zeit. Luzifers Kreaturen wollten den Tod anderer genießen, sich daran laben.
Daß sich dieses böse Verhaltensmuster auch umkehren und zu einem Vorteil entwickeln konnte, damit hätte sie nicht gerechnet. In ihrem Fall war es aber so.
Zeit bedeutete für sie Leben.
Das echte Leben.
Die Kreatur erstarrte plötzlich.
Rita merkte es allein am Ausdruck seines Gesichts, der zwar so abstoßend und häßlich blieb, aber plötzlich menschliche Regungen zeigte, denn in den bösen Blick der Augen mischten sich Staunen, Angst und sogar tiefes Erschrecken.
Beides floß zusammen, bis es einen Ausdruck der allergrößten Qual oder des Schmerzes bildete.
Ein Zeichen für den Tod…
Aber wieso?
Er kam, er schlich sich heran, er war schon nahe, die Bewegungen erstarrten, obwohl das Wesen noch keuchte.
Keuchte?
Nein, nicht diese teuflische Kreatur der Finsternis stieß das Geräusch aus. Es war ein anderer, ein normaler Mensch,
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