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0738 - Luzifers furchtbares Erbe

0738 - Luzifers furchtbares Erbe

Titel: 0738 - Luzifers furchtbares Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ausgesucht worden, um sich den Kreaturen der Finsternis zu stellen. Er war ein Seher, ein Erkenner, er wußte, was sich hinter mancher Fassade verbarg, und er dachte darüber nach, ob sein Wissen tatsächlich schon der Anfang vom Ende der Welt war.
    Das Haus der Familie Thornball lag im Dunkeln. Es stand inmitten eines Gartens, war sehr geräumig und wies ein relativ flaches Dach auf, das von vier verschiedenen Seiten einer Mitte entgegenlief. Der Besucher mußte erst einen Vorgarten durchqueren, wo Tannen, Essigbäume und Birken wuchsen, um zum Eingang zu gelangen.
    Die Bäume standen dort wie düstere Wächter. Durch ihren unterschiedlichen Wuchs wirkten manche so, als hätten sie ihre Arme ausgestreckt, um den Besucher zu schützen. Über der Haustür brannte eine einsame Lampe. Ihr gelber Schein streichelte die Spitzen einiger Nadelbäume und verlieh ihnen einen goldenen Glanz.
    Rita schob das Tor auf. Sie tat es mit einer langsamen Bewegung, als wollte sie dem Knarren lauschen.
    Jiri sah, daß sie wieder weinte, als sie mit gesenktem Kopf vorschritt. »Soll ich nicht mit ins Haus kommen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Warum nicht?«
    »Ich will allein sein.«
    Er sprach nicht über seine Befürchtung, daß Kreaturen der Finsternis im Haus lauern könnten, denn er wollte sie nicht noch mehr beunruhigen. Sie drückte sich in die Nische vor der Haustür und holte einen Schlüssel aus der Hosentasche.. Mit zittrigen Bewegungen schloß sie die Tür auf. Jiri stand jetzt dicht hinter ihr, sein Atem streifte sie, und Rita merkte, daß er etwas sagen wollte.
    Sie war dagegen. »Nein, Jiri, kein Abschied. Keine großen Worte. Gott sei mit dir.«
    Plötzlich war sie weg. Sie hatte die Tür blitzschnell nach innen gedrückt und war im Haus verschwunden.
    Hastig warf sie die Tür wieder zu. Sie machte kein Licht. Erst später, als sie sich in der oberen Etage bewegte, wurde es hinter einigen Fenstern hell.
    Da aber stand Jiri bereits vor dem Grundstück und schaute gegen die Fassade. Zweimal sah er ihren Schatten hinter den Fenstern. Ihm war, als würde sie bewußt stehenbleiben, um noch einmal nach draußen zu schauen. Dann tauchte sie weg.
    Sabka blieb trotzdem noch stehen. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt und spürte den Druck seiner Fingernägel gegen das Fleisch der Ballen. In ihm kochte es, und gleichzeitig verteilte sich dort eine schreckliche Leere, wie sie nur von der Einsamkeit gesteuert werden konnte. Hinter seinen Augen spürte er den Druck. Ihm war zum Heulen zumute. Es hing nicht nur allein mit den schrecklichen Wesen zusammen, es lag auch daran, daß er Rita zunächst verloren hatte.
    Sie war wie ein schöner Engel in seine Welt der Finsternis eingetaucht, hatte ihn berührt, ihn umschmeichelt und war dann verschwunden. Jiri hatte versprochen, zurückzukommen, aber er wußte nicht, ob er das Versprechen halten konnte. Den Vorsatz hatte er, doch es gab zu viele Widerstände, die überwunden werden mußten.
    Um Abschied zu nehmen, hob er noch einmal die Hand, ließ den Arm sinken und drehte sich um.
    Dann ging er weg.
    Sehr traurig, und diese Traurigkeit und Melancholie blieb auch, bis sich seine Gedanken wieder mit dem eigentlichen Problem beschäftigten, in das er Rita mit einschloß.
    Es war schlimm.
    Er hätte sie gern mitgenommen, er hätte sie auch gern versteckt, denn er wußte, daß die Kreaturen der Finsternis kein Pardon kennen würden. Ihnen war das junge Mädchen bekannt. Schon einmal hatten sie es sich als Opfer ausgesucht, und es war ihnen im letzten Augenblick wieder entrissen worden. Er konnte sich nicht vorstellen, daß die andere Seite einen Fehler zweimal machte.
    Würde er sie überhaupt Wiedersehen?
    Jiri schluckte. Er biß die Zähne zusammen. Nicht daß ein Mann nicht weinen und seinen Gefühlen freien Lauf lassen durfte, er hatte es oft genug getan, aber er konnte sich diesen Ansturm der Gefühle einfach nicht leisten, weil er sich weiterhin auf die Sache konzentrieren mußte, auf die Suche und auf die Jagd nach den Kreaturen der Finsternis.
    Jiri störte die Musik, ihn störten die Stimmen, sie kamen ihm so deplaziert vor. Sie waren aufgeklungen, weil sie Freude und Lebenslust bringen wollten, doch er mußte nur an den Tod denken.
    Das war so grausam.
    Er ging weiter.
    Dabei schlug er einen Bogen, hielt sich immer im Schatten, sein Blick war überall. Er suchte nach ihnen, weil er davon ausging, daß sie die Suche abgebrochen hatten und wieder in den kleinen Ort zurückgekehrt

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