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0739 - Varneys Rache

0739 - Varneys Rache

Titel: 0739 - Varneys Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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Arbeitszimmers geöffnet wurde. Schritte näherten sich. Dann küssten sanfte Lippen seinen Hinterkopf. Zamorra hoffte inständig, dass es nicht Fooly war, der sich bei ihm entschuldigen wollte.
    »Was Neues von Pascal?«, fragte Nicole.
    Ihr Ärger schien wie weggeblasen zu sein. Zärtlich schmiegte sie ihren Körper an den seinen. Zamorra fühlte sich mehr als abgelenkt, als er ihre festen Brüste durch den dünnen Stoff spürte.
    »Angeblich ein Vampirüberfall in den Karpaten. Könnte aber auch gut ein Raubmord gewesen sein. Allerdings gibt es keine Leiche.«
    Nicole überflog den Artikel.
    »Klingt für mich wie 'ne Ente.«
    »Kann schon sein. Aber irgendwas klingelt bei mir bei dem Namen Kronsberg. Ich weiß nur nicht, was.«
    Zamorra wechselte in die systemeigene Datenbank, in der tausende von Büchern und Artikeln erfasst waren. Allerdings wartete immer noch ein nicht unerheblicher Teil der Bibliothek auf seine Digitalisierung. Zamorra gab »Kronsberg«, in die Suchmaske ein.
    In wenigen Sekunden war das Ergebnis da.
    »Nichts«, sagte Nicole.
    »Aber irgendetwas war da. Ich werde mal die Bibliothek durchforsten.«
    »Das ist ungerecht«, maulte Nicole. »Während du dir mit staubigen Folianten die Zeit vertreiben darfst, muss ich mich unbekleidet am Pool räkeln.«
    Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. »Besuch mich, wenn du fertig bist.«
    Zamorra stöhnte. Womit hatte er das verdient?
    ***
    Viele Stunden und mehrere Dutzend Bücher später hatte Zamorra tatsächlich gefunden, was er suchte. Ein schmales, unauffälliges Bändchen mit dem deutschen Titel »Das Volk der Nacht«, das in den fünfziger Jahren mit einer minimalen Auflage in einem obskuren Berliner Verlag erschienen war.
    Zamorra hatte das Buch über osteuropäische Vampirlegenden vor einiger Zeit für wenige Franc in einem Pariser Antiquariat gekauft, es kurz durchgeblättert und dann beiseite gelegt. Seitdem wartete es auf seine Erfassung für die Datenbank.
    Nur anderthalb Seiten widmete das Werk dem transsilvanischen Dorf Kronsberg. Aber was da stand, war um so brisanter. Es ging um das gescheiterte Projekt eines Nazi-Wissenschaftlers, der mit Vampirsoldaten den schon so gut wie verlorenen Krieg zu gewinnen gehofft hatte. Und um ein SS-Kommando, das diesem Treiben gewaltsam ein Ende setzte und dann auf mysteriöse Weise verschwand.
    Offenbar war doch etwas dran an dieser Geschichte. Zamorra klappte das Buch zu.
    Er musste nach Rumänien.
    ***
    Die Kuh spürte die Gefahr. Unruhig stapfte sie mit den Füßen, versuchte auszumachen, was in der Dunkelheit auf sie lauerte. Sie hatte keine Chance. Ein klobiger, unförmiger Körper brach aus dem Unterholz, sprang sie an und verbiss sich in ihrem Hals.
    Das Tier versuchte verzweifelt, sich zu wehren und den Angreifer abzuschütteln. Es hatte keine Chance. Erst als sie sich satt getrunken hatte, ließ die Kreatur von dem Wiederkäuer ab. Geschwächt brach die Kuh zusammen. Sie hatte viel Blut verloren, aber sie würde nicht daran sterben.
    Mit seltsamen, froschähnlichen Sprüngen hopste die Kreatur davon. Sie sah grotesk aus. Der zusammengekrümmte Körper, der einst einem jungen, muskulösen Mann gehört haben mochte, war verkrüppelt. Der rechte Arm hing nutzlos herab, das linke Bein zog das Wesen leicht nach. Das Gesicht bestand fast nur noch aus Narbengewebe, so als sei die Haut einem furchtbaren Feuer zum Opfer gefallen Einst war die Kreatur ein stolzer Jäger gewesen. Doch das war lange her. Die verkrüppelte Gestalt wimmerte, als sie daran dachte, was aus ihr geworden war. Jetzt ernährte sie sich von Kaninchen und Ratten und ab und an von einer Kuh. Die Menschen mied sie dagegen, trotz ihrer immer noch beachtlichen Stärke. Sie zu jagen kam nicht in Frage. Eine panische Angst überkam die Kreatur, wenn sie nur daran dachte.
    Sie näherte sich ihrem Versteck, einer unzugänglichen Höhle an einem Berghang. Mit einer Eleganz, die man ihr nicht zugetraut hätte, sprang sie den Abhang hinauf, der für einen Menschen viel zu steil gewesen wäre.
    Aber das Wesen war kein Mensch. Schon lange nicht mehr.
    Oben angekommen schob es die Äste eines Strauches beiseite, der die Höhle verdeckte - und roch etwas.
    Jemand war in dem Versteck! Panik stieg in der Kreatur hoch und hätte sie fast in die Flucht getrieben. Doch etwas Vertrautes war an diesem Geruch. Er rief Erinnerungen hervor. Erinnerungen an eine Zeit, in der sie nicht von Ratten hartte leben müssen. In der sie sich stolz im Mondlicht

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