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074 - Der Sohn des Zyklopen

074 - Der Sohn des Zyklopen

Titel: 074 - Der Sohn des Zyklopen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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stürmte durch den Keller und über die Treppe nach oben. Als er durch den Flur ins Wohnzimmer kam, prallte er vor dem sich ihm bietenden Anblick zurück.
    Dort stand der blinde Zyklop mit der noch blutenden Augenhöhle.

    Torto mußte an sich halten, um nicht einfach in das Haus zu stürmen, in dem er seinen Sohn wußte. Er spürte seine Nähe so stark, daß er glaubte, er brauchte nur die Arme auszustrecken, um ihn berühren zu können.
    Es war eine Qual für ihn, seine Gefühle zu unterdrücken und der Vernunft zu gehorchen, die ihm sagte, daß es sicherer war, in seinem Versteck auszuharren, bis der Alraunenzwerg zurückkam.
    Aber er kam nicht.
    Und Torto wartete.
    Da waren Geräusche. Und Stimmen. Sie kamen von allen Seiten näher.
    „Galtxagorri hat uns den Weg gewiesen. Das muß das Haus sein."
    Vor dem Stallgebäude war das Geräusch vieler Schritte zu hören. Sie eilten mal hierhin, dann wieder dorthin.
    „Galtxagorri ist Torto gefolgt. Und Torto hat es zu seinem Teufelsbalg gezogen. In diesem Haus wohnt das Böse. Wir werden es ausräuchern."
    Ein vielstimmiger Chor ertönte: „Dein Wort ist uns Gebot, Eiztari Geltza!"
    Torto schreckte hoch. Der Schwarze Jäger, sein schlimmster Feind, und seine Leute hatten seine Spur gefunden.
    Der Zyklop fürchtete nicht um sein Leben, sondern nur um das von Tirso. Diese Männer waren gekommen, um ihn zu töten.
    „Umstellt das Haus!" raunte der Schwarze Jäger. „Erst wenn wir sicher sind, daß es für die Dämonenbrut kein Entkommen mehr gibt, werden wir uns zu erkennen geben."
    Tortos Kehle entrang sich ein gurgelnder Laut. Er konnte nicht länger an sich halten und schlich sich bis zu dem großen Tor.
    „Was war das?"
    „Seht mal nach! Aber haltet eure Waffen schußbereit! Und entzündet die Fackeln, bevor ihr den Stall betretet!"
    Torto richtete sich neben dem Tor zu voller Größe auf. Er konnte zwar nichts sehen, aber sein Gehör war inzwischen so weit geschärft, daß er sehr gut die Standorte seiner Gegner und die Entfernung zu ihnen abschätzen konnte.
    Als die Männer nur noch zwei Armlängen von ihm entfernt waren, sprang er aus seinem Versteck.
    Er sah es förmlich vor sich, wie die erschrockenen Männer zurückwichen, wie sie sich panikartig zur Flucht wenden wollten, sich dabei aber gegenseitig im Wege standen.
    Torto bekam einen von ihnen zu fassen und schleuderte ihn durch die Luft. Er packte wieder zu und erwischte sein zweites Opfer am Arm. Der Mann zappelte und schrie, bis Torto ihn zum Verstummen brachte.
    „Schießt! Entzündet die Fackeln, Männer!"
    Das war die Stimme des verhaßten Eiztari Beltza. Torto hätte viel darum gegeben, ihm den Hals umdrehen zu können; aber er war zu weit von ihm entfernt.
    Etwas brandete heiß gegen Tortos Körper. Obwohl er blind war, glaubte er, die Flammen der Fackeln züngeln zu sehen. Feuer war ein tödliches Element für ihn, und Torto hätte sich am liebsten zur Flucht gewandt. Aber etwas anderes in ihm war stärker als die tief verwurzelte Angst vor dem Feuer, viel stärker auch als sein Selbsterhaltungstrieb. Das war der Wunsch, seinem Tirso noch einmal so nahe zu sein, daß er ihn berühren konnte.
    Torto ließ seine langen muskulösen Arme durch die Luft wirbeln und schlug die Fackeln beiseite. Seine Fäuste trafen oft auf Widerstand, und die nachfolgenden Schreie zeigten ihm, daß er jedesmal ins volle traf.
    Der Zyklop lachte wild. Sie hatten ihn alle für einen Feigling gehalten, auch seine Dämonenbrüder. Doch jetzt wollte er es ihnen zeigen, allen, diesen und jenen. Es war so einfach, mutig zu sein. Warum hatte er das noch nicht früher erkannt?
    Es tat gar nicht so weh, wenn das Feuer seinen Körper versengte. Der Triumph über seine Feinde ließ ihn den Schmerz vergessen. Es war nur schade, daß er nicht sehen konnte, wie sie starben. Aber er hörte ihre Schritte, wie sie reihenweise flohen.
    „Schießt!"
    Die Detonationen der Schüsse schienen Tortos Trommelfelle zu zerreißen. Aber in ihrer Angst zielten seine Feinde so schlecht, daß ihn keines der Geschosse traf.
    Torto erreichte das Haus. Er rannte gegen die Steinmauer. Das war ein nicht zu überwindendes Hindernis. Aber es gab auch eine Tür. Dort hatte er das Spielzeug für Tirso hingelegt; er erinnerte sich noch genau an sie, wußte sogar noch, wo sie sich befand.
    „Laßt ihn nur ins Haus! Dann können wir ihn zusammen mit dem Teufelsbalg schmoren lassen." Torto erreichte die Tür. Er trat mit dem Fuß dagegen und stürzte

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